Frankfurt/Main. Die Flüchtlingsdramen der vergangenen Monate machen sich erstmals auch in den innereuropäischen Lieferketten bemerkbar. So würden immer mehr Spediteure für die Nutzung des Eurotunnels Aufschläge („Surcharges“) von ihren Auftraggebern fordern, teilt der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) mit. Dies würden Recherchen des Verbandes bei den Mitgliedsunternehmen zeigen.
Allerdings fordern laut dem BME bislang nur vereinzelte, insbesondere große Speditionen, von ihren Kunden die Mehrkosten für die Überfahrt per Lkw, Zug oder Fähre. Gunnar Gburek, Bereichsleiter Logistik beim BME, rät deshalb Frachteinkäufern, mit ihren Dienstleistern in Verhandlungen zu treten. „Die Tatsache, dass nicht alle etwas verlangen, lässt vermuten, dass manche Anbieter die Situation nutzen, um eine Preiserhöhung durchzusetzen“, sagt er. Für Verhandlungspotenzial spreche auch, sagt Gburek, die unterschiedliche Höhe, die verlangt werde. So liegen die berechneten Zusatzkosten laut den befragten Verladern im Bereich zwischen fünf und zehn Prozent.
Außerdem monieren die BME-Mitgliedsunternehmen, dass es häufig an konkreten Belegen für die Mehrkosten mangele. „Dabei gibt es durchaus Ansätze, die ein gewisses Maß rechtfertigen“, sagt Gburek. Zum einen führten die drastisch erhöhten Sicherheitsvorkehrungen an den Zugangsstätten bei Calais und Dover zu Verzögerungen. Zum anderen sinke die Bereitschaft der Fahrzeugführer, die Überfahrt auf sich zu nehmen. „Oft fehlt es ihnen an Erfahrung, oder sie fürchten sich davor, selbst als Schleuser angesehen zu werden“, so der BME-Logistik-Experte. Hinzu kommen Schäden an den Fahrzeugen oder der Ladung, die im Einzelfall auftreten können. (eh)