Interview: "Bis 2020 könnte sich das E-Commerce-Volumen verdoppeln"

Geht der E-Commerce-Boom weiter? Kai Hudetz: Wir rechnen in unserem realistischen Prognoseszenario damit, dass es bis 2020 weiterhin Jahr für Jahr zweistellige Zuwächse geben wird. Wenn es den Anbietern gelingt, die letzte Meile für den Kunden noch bequemer zu machen, halte ich es sogar für denkbar, dass sich das E-Commerce-Volumen mehr als verdoppelt. In welchen Branchen ist das Wachstum besonders hoch? Mode und Unterhaltungselektronik sind sicher noch nicht ausgeschöpft, daneben legt das Doit-yourself-Segment (Baumarktartikel) weiter zu. Das höchste Potenzial sehen wir jedoch bei Produkten mit komplexerer Logistik, zum Beispiel bei Großmöbeln, für die Zwei-Mann-Handling nötig ist. Hier, aber auch insgesamt, erwarten die Kunden in Zukunft eine größere Serviceleistung: Mitnahme von Verpackung, Entsorgung von Altprodukten, Planung und Montage - ein Rundum-sorglos-Paket eben. Allerdings werden die Kunden für unterschiedliche Servicelevel auch unterschiedlich viel bezahlen. Sich die Ware nur bis zur Tür liefern zu lassen, wird billiger sein als bis in den Keller. Erste Ansätze davon sind heute schon zu erkennen. Wie läuft die E-Commerce-Lieferung im Jahr 2025 aus Kundensicht ab? Der Endverbraucher sieht auf seinem Handy in Echtzeit, wo sich das Lieferfahrzeug befindet und kann so zum Beispiel abschätzen, ob ihm noch ausreichend Zeit bleibt, kurz einkaufen zu gehen. Außerdem hat er die Möglichkeit, direkt Kontakt zum Fahrer aufzunehmen und die Zustellung umzuleiten oder zu verschieben. Und schlussendlich kann er die Leistung des Zustellers bewerten. Das wäre vor allem bei zusätzlichen Serviceleistungen wichtig. Ähnliche Funktionen bietet zum Beispiel die Handy-App My-Taxi schon heute. Ich denke, so etwas wird sich auch im E-Commerce-Fulfillment verbreiten.