Frankfurt. Der BGL will mehr über die Verwendungsmöglichkeiten elektronischer Frachtdokumente im Straßengüterverkehr erfahren und beteiligt sich deshalb an einem so genannten AEOLIX-Pilotversuch. AEOLIX steht für das 2016 gestartete EU-Programm „Architecture for European Logistics Information Exchange“. Mit einem Gesamtvolumen von 13 Millionen Euro soll das dreijährige Projekt die Optimierung der Ladungsströme, Erleichterungen beim Supply Chain Management, die Reduzierung von Verwaltungsaufwand und die bessere Nutzung vorhandener Ressourcen im Verkehr betrachten. Der Pilotversuch unter dem Namen Living Lab 12 befasst sich konkret mit dem Prozess der Überprüfung und Digitalisierung von Frachttransportdokumenten. Insgesamt beteiligen sich elf deutsche Unternehmen an dem Feldversuch, die der BGL im Sommer und Herbst 2018 teils über Direktansprache, teilweise aber auch über ein Rundschreiben an die Landesverbände gewonnen hatte, teilte der Verband gegenüber der VerkehrsRundschau mit.
Die teilnehmenden Transportunternehmer können in der Testphase elektronisch transportrelevante Daten eingeben, Logistikinformationen speichern und diese Daten über ein Mobiltelefon oder Tablet in Echtzeit austauschen, berichtet der BGL. Mit Erfassung der Daten erhalten die Beteiligten umgehend Informationen über die transportierten Waren. Die Erprobung grenzübergreifender elektronischer Frachtbriefe (eCMR) soll der erste Schritt in Richtung einer vollständig digitalen Dokumentation für die Transportbranche sein und zu einer Standardpraxis werden. Aus diesem Grunde enthalte auch das kürzlich veröffentlichte dritte Mobilitätspaket einen Legislativvorschlag zu elektronischen Dokumenten für den Transport, machte der BGL deutlich.
Entwicklung einer gemeinsamen Plattform
Die wesentliche Aufgabe des Pilotprojektes ist es, eine gemeinsame Plattform für die Verbindung verschiedener Logistikinformationssysteme zu entwickeln. Konkret sollen innerbetriebliche und unternehmensübergreifende Merkmale für den sofortigen Echtzeit-Informationsaustausch einbezogen werden. Das Projektende ist für August 2019 vorgesehen. Nach mehreren Registrierungen können Versender, Frachtführer und Empfänger unter anderem über das Smartphone, iPhone oder Tablets miteinander kommunizieren. Voraussetzung ist lediglich die vorherige Registrierung und die Installation einer bestimmten App.
Im Rahmen des Versuches muss der Frachtführer zuerst einen neuen Frachtbrief in Form eines digitalen Dokumentes anlegen. Ist der Fahrer beim Versender angekommen, kann er entweder einen auf dessen Smartphone generierten QR-Code abfotografieren oder alternativ auf dessen Gerät unterschreiben. Der Fahrer kann ebenso beispielsweise beschädigte Ware dokumentieren, indem er mit der im Gerät vorhandenen Kamera ein Foto macht. Dieses Foto ist dann fest mit dem Transportvorgang verbunden und geht nicht mehr verloren. Ebenso kann er einen Text anheften. Diese Informationen werden ebenfalls in Echtzeit weitergeleitet.
Die umfangreichen Vorarbeiten für die Umsetzung des Living Lab 12 hatten bereits im Juni 2018 begonnen. Dazu gehörte unter anderem die Auswahl und die Schulung der jeweiligen Projektleitung in nationalen Verbänden. Bis Ende März 2019 wurden die unter dem Dach des BGL am Projekt teilnehmenden Unternehmen in mehreren Sitzungen bezüglich der Anwendung der Systeme myAEOLIX, TransportPortal und TransFollow eingewiesen. Der Startschuss für den Pilot LL.12 fiel am 1. April 2019. Bis Mitte Juni sollen die beteiligten Transportunternehmen die zugesagte Anzahl von Transporten mittels elektronischem Begleitschein durchführen. Der letzte Transport muss bis zum 16. Juni 2019 beendet sein. In der dann noch verbleibenden Zeit erstellt der BGL umfassende Berichte, Dokumentationen und Auswertungen für die Projektleitung. (sno)