Berlin. Deutschland droht als Logistikstandort nach Einschätzung des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) immer weiter abzurutschen. Die Bundesrepublik leiste sich inzwischen Defizite und Belastungen bei allen Verkehrsträgern, insbesondere aber beim Straßengüterverkehr, kritisierte Gerhard Riemann, Vorsitzender des BGA-Verkehrsausschusses. „Der Verlust des Titels Logistikweltmeister ist kein Weltuntergang“, sagte er. „Allerdings zeigt das Abrutschen Deutschlands um drei Plätze innerhalb von zwei Jahren hinter Singapur, Hong-Kong und Finnland, dass weder die Konkurrenz aus dem europäischen Umfeld noch aus Asien schläft!“ Die Bundesrepublik ist in der Weltbank-Rangliste von Platz eins auf vier hinter Singapur, Hongkong und Finnland gerutscht.
Riemann machte sich erneut für eine flächendeckende Ausweitung des Feldversuchs mit Lang-LKW stark, den er als seine „Herzensangelegenheit“ bezeichnete. Für das schleppende Anlaufen des Tests machte er SPD und Bündnis90/Die Grünen verantwortlich, denen er eine „ideologische Boykotthaltung“ vorwarf. Die deutsche Wirtschaft laufe Gefahr, „dass der LKW als Hauptakteur der Gütertransporte in Deutschland seine tragende Rolle verliert, ohne dass es dazu eine Alternative gäbe“. Die bis zu 25,25 Meter langen LKW böten rund 50 Prozent mehr Ladevolumen als herkömmliche Lastwagen, betonte Riemann. Gleichzeitig würden rund 30 Prozent Kraftstoff eingespart. Er kritisierte zugleich die zum Monatsbeginn in Kraft getretene Ausweitung der LKW-Maut auf Bundesstraßen. „Ich warne davor, den Verkehrsträger Straße weiter zu verteuern“. Viele Logistikfirmen würden schon jetzt am „Bodensatz der Existenz“ ihr Leben fristen. Er bemängelte außerdem eine chronische Unterfinanzierung der Verkehrsinfrastruktur. „Im Rahmen eines Finanzierungskreislaufes ‚Straße finanziert Straße’ führt kein Weg an einer PKW-Maut vorbei. (jök)