Bonn/München. Aufgrund des Tarifkonflikts von Deutsche Post DHL mit der Gewerkschaft bleiben vielerorts Briefe und Pakete liegen. „Aufgrund des Streiks erfolgt aber keine Bevorzugung von Sendungen und Kunden“. Darauf weist ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage hin. Gleichwohl bestätigt er, dass „die Post mit Amazon mit ,Prime‘ ein besonders schnelles Paket entwickelt“ hat. Amazon bezahle für dieses Produkt auch einen höheren Preis, betont er. Dieses Produkt biete die Post aber auch anderen Kunden an, betont der Unternehmenssprecher gegenüber der VerkehrsRundschau. Weitere Einzelheiten zu dem Prime-Produkt wie Preis und Zustell-Zeitfenster nennt er nicht.
Eine Fremdvergabe der Brief- und Paketzustellung an Dritte während des Tarifkonflikts mit Verdi schließt Deutsche Post DHL aus. Stattdessen setzt der Konzern laut dem Unternehmenssprecher „auf eigene Mitarbeiter, die nicht streiken sowie Verwaltungskräfte, die in der Zustellung einspringen“. Zusätzlich setze das Unternehmen die mehr als 6000 Beschäftigten der Delivery GmbHs ein, die ebenfalls werktäglich zu stellen. Diese Zustellung lässt sich die Post einiges kosten. So soll allein die Zustellung am vergangenen Sonntag Verdi-Schätzungen zufolge bis zu zehn Millionen Euro gekostet haben.
Eine Zeitgarantie in Bezug auf die Zustellung – außer beim besagten Prime-Produkt - gibt die Post nach eigenen Angaben derzeit nicht. „Streik ist rein rechtlich höhere Gewalt und deshalb die Deutsche Post DHL Group nicht haftbar zu machen“, so der Konzernsprecher. Unterm Strich gewährleiste die Post aber, dass „bundesweit täglich rund 80 Prozent der Briefe und Pakete zeitgerecht ausgeliefert werden“.
Anton Hirtreiter, Leiter Fachbereich Postdienste von Verdi Bayern, bestreitet diese Zustellquote allerdings vehement: „Die ständigen Beteuerungen der Post, dass sie angeblich immer noch 80 Prozent der Sendungen pünktlich zustelle, wird von der praktischen Erfahrung der Postkunden in vielen Gemeinden Bayerns Lügen gestraft“, urteilt er. Allein in Bayern finde die Postzustellung in knapp der Hälfte der rund 550 Zustellstützpunkte „nur noch sehr eingeschränkt oder gar nicht mehr statt. „Statt viel Kraft, Energie und Geld in wirkungslose Streikbrecher-Aktionen zu investieren, sollte die Post diese Energie auf die Lösung der Probleme am Verhandlungstisch legen“, fordert der Verdi-Mann.
Mittlerweile ist im Tarifkonflikt bei der Deutschen Post die Zahl der Streikenden nach Angaben der Gewerkschaft Verdi auf 19.000 gestiegen. Rund 1000 weitere Beschäftigte der Paket- und Briefzustellung seien zum Arbeitskampf aufgerufen worden, teilte die Gewerkschaft am Montag in Berlin mit. Ein Ende des Tarifkonflikts zeichnet sich bislang nicht ab. (eh)