Langsdorf. „Jeden Tag 20 000 Autos - an einem normalen Tag. Am Wochenende noch mehr.” Der Bürgermeister von Langsdorf, Hartmut Kolschewski, schaut zurück auf die Zeit, seit die Autobahn 20 im Herbst 2017 vollständig eingebrochen ist. In den knapp eineinhalb Jahren war es ein anderes Leben in dem kleinen Dorf Langsdorf und auch im Nachbarort Böhlendorf. Denn der komplette Verkehr wurde durch diese Ortschaften geleitet. Zuvor hatten dort Ruhe und Gelassenheit geherrscht, dann gab es nur noch Lärm, Dreck und Gestank.
Die Leidenszeit hat nun ein Ende. An diesem Mittwoch wird die 773 Meter lange Behelfsbrücke fertig sein, die ersten Autos werden laut Planung ab dem frühen Morgen zunächst in Richtung Stralsund, später auch in die Gegenrichtung fahren können. Nach Auskunft des Verkehrsministeriums werden im ersten Auto Minister Christian Pegel (SPD), der zuständige Abteilungsleiter im Landesamt für Straßenbau und Verkehr, Ronald Normann und Bürgermeister Kolschewski sitzen.
Zunächst soll auf der Brücke, die insgesamt rund 50 Millionen Euro kosten soll, ein Tempolimit von 60 Kilometer pro Stunde gelten. Normann hatte aber schon vor Wochen darauf aufmerksam gemacht, dass es auf der Stahlbrücke möglicherweise neue Lärmprobleme geben könnte.
„Klack, klack, klack”
Die Stahlträger bräuchten einen gewissen Abstand, um sich bei höheren Temperaturen ausdehnen zu können. Wenn nun die Autos über die Brücke fahren, werde es immer „klack, klack, klack” tönen. Wenn das zu laut werden sollte, müsste das Tempo reduziert werden. Kolschewski spricht wohl im Sinne seiner Mitbürger, wenn er sagt: „Alles besser als der Dauerlärm der Autos.”
Über dem Torfgebiet war im Herbst 2017 zunächst auf der Fahrspur Richtung Rostock, wenige Tage später auch Richtung Stralsund die Autobahn metertief aufgebrochen. Als die ersten Schockwellen abgeklungen waren, hatte Pegel die Parole ausgegeben, dass die Ursachenforschung gegenüber dem Wiederaufbau zurückstehen müsse.
Während die offiziellen Gutachter noch dabei sind aufzuklären, hatten jüngst Ingenieure im „Deutschen Ingenieursblatt” die Einschätzung geäußert, dass der Zusammenbruch auf eine ungeeignete Gründung im Moor des Trebeltals zurückzuführen sei. Deshalb habe die Standsicherheit des Dammes kontinuierlich abgenommen. Auch seien nicht ausreichend Experten für den speziellen Untergrund im Moor zu Rate gezogen worden.
Eine Sprecherin des Verkehrsministeriums sagte, man habe den Bericht zur Kenntnis genommen, wolle sich aber nicht an Spekulationen beteiligen. Sie verwies auf die noch ausstehenden Ergebnisse der Untersuchungen der Bundesanstalt für Straßenwesen. (dpa)