Baltikum

Baltikum Aufbruchstimmung im Baltikum In den baltischen Staaten machen sich Frühlingsgefühle breit: Die Konjunktur zieht wieder an. Und viele Spediteure auch aus Deutschland sehen in der Region einen Wachstumsmarkt. Zweiter und letzter Teil unserer Serie zum Baltikum. Häfen sind so etwas wie ein Indikator für die wirtschaftliche Lage des Logistikgewerbes: Geht es den Häfen gut, floriert auch das Geschäft des Transportgewerbes. Und läuft es in der Wirtschaft, haben auch die Häfen alle Hände voll zu tun. Hafen von Klaipėda investiert kräftig Da macht der Hafen von Klaipėda in Litauen keine Ausnahme. Ein gutes Business hier ist ein Fingerzeig dafür, dass sich die litauische Wirtschaft positiv entwickelt. Und so war es auch jetzt wieder: Die Gesamtwirtschaft verzeichnete im vergangenen Jahr ein Plus von 1,2 Prozent. Während der Finanzkrise hatte es 2009 noch Einbrüche von bis zu 16 Prozent gegeben. Der Hafen von Klaipėda bewies sich im Aufschwung als wichtiger Markttreiber. „Der Port hat sich seit der zweiten Hälfte 2009 stetig verbessert“, erklärt Geda Marozaite, Sprecherin der litauischen Gesellschaft KSPA, die den Hafen von Klaipėda (Memel) betreibt. Die Finanzkrise hatte das Baltikum in arge Mitleidenschaft gezogen, weil diese kleinen Märkte stark von der Unterstützung internationaler Geldgeber abhängig sind – anders als beispielsweise das wesentlich größere Polen. Und nun sieht es danach aus, dass das Land und der Hafen die Finanzkrise langsam überwinden. „Wir wollen bis 2012 insgesamt 174,1 Millionen Euro in die Infrastruktur investieren“, blickt Marozaite positiv nach vorne. Sie kündigte unter anderem eine Erweiterung der Hafeneinfahrt an sieben Stellen an. Die Hafengesellschaft KSPA, die pro Jahr Erlöse von mehr als 70 Millionen Euro generiert, kann für diese Projekte mit staatlicher Unterstützung rechnen. Diese Investitionen sind ein Zeichen dafür, dass sich die Stimmung im Baltikum immer mehr aufhellt. „Unser Geschäft im Baltikum ist zu einer festen Größe innerhalb der Unternehmensgruppe geworden und Plattform für die Entwicklung weiterer Verkehre“, sagt Christian Göllner von der Spedition W. Göllner aus Nienburg. Der Geschäftsführer ist einer der deutschen Pioniere für den Transport in diese Länder. Das Familienunternehmen hatte bereits 1992 in Klaipéda seine erste Niederlassung im Baltikum gegründet. „Insbesondere Litauen ist für uns die ideale Drehscheibe zwischen West- und Osteuropa“, fügt der Manager hinzu. Die Länder seien sowohl über die Straße als auch den Seeweg sehr gut erreichbar. „Ein großer Vorteil ist, dass Klaipėda ganzjährig eisfrei ist“, erklärt der Manager. Wichtig sei, die Mentalitäten der Menschen zu kennen, so der Spediteur. Die Risiken für ein Engagement hält Göllner für relativ überschaubar. „Allerdings ist der Facharbeitermangel trotz hoher Arbeitslosigkeit eklatant“, sagt er. „Und das dürfte sich mit der Niederlassungsfreiheit in Deutschland ab dem 1. Mai des laufenden Jahres noch weiter dramatisieren“, fügt Göllner hinzu. „Die Entwicklung unserer Geschäfte ist vor dem Hintergrund der Finanzkrise, die im Baltikum tiefe Spuren hinterlassen hat, sehr solide“, sagt Volker Kleensang von der Spedition Hoyer Baltic Expedition UAB. Wichtig ist seinen Aussagen zufolge, dass sich sein Unternehmen langfristig orientiert. Für Transporteure sei das Baltikum als Transitland ein fruchtbares Betätigungsfeld, unterstreicht Kleensang. „Leute mit Ideen und Tatendrang werden sich hier immer etablieren und respektable Ergebnisse realisieren können“, erklärt der Manager. Spediteure erwarten Wachstum „Für die nächsten Jahre erwarten wir für das Baltikum Wachstumsraten von jährlich etwa fünf Prozent“, sagt Stefan Voshage, Verkaufsleiter der Bruhn Spedition aus Lübeck. Insbesondere die Bedeutung der Transitverkehre nach Russland werde weiter zunehmen. Sein Unternehmen bietet Stückgut, Teil- und Komplettladungen sowie Verkehre im Bulk- und Tankbereich an. „Auch wir spüren eine stetige Erholung“, fügt der Manager hinzu. Das Ost-europageschäft war während der Finanzkrise extrem eingebrochen. Vorher hatte es zweistellige Zuwachsraten verzeichnet. „Wir haben bereits wieder positiven Cash-flow generiert“, freut sich auch Vahur Oja – Finanzvorstand des estnischen Transportunternehmens Allando Trailways AS aus Tallinn. Allerdings werde es vorerst keine Investitionen geben. „Die Talsohle war zur Jahreswende 2009/2010 erreicht“, analysiert der Manager. Danach habe sich der Markt zunehmend stabilisiert. Die estnische Wirtschaft hat genauso wie Litauen im vergangenen Jahr wieder ein Plus von 3,1 Prozent erzielt. Die Häfen, die eine wichtige Rolle spielen, haben beträchtliche Zuwächse verzeichnet. Ähnlich sieht es auch in Lettland aus, das besonders von der Krise gebeutelt wurde. Die Ökonomie wuchs im vierten Quartal im Vorjahresvergleich um 3,7 Prozent. Die einzelnen Transportbranchen zeigten sich uneinheitlich. Während die LKW-Unternehmen massiv zulegten, verzeichnete die Bahn weiterhin starke Einbrüche. Das zeigt, wie labil die Entwicklung in diesem Land ist, das aufgrund seiner geringen Größe gegenüber Schwankungen anfällig ist. Insgesamt finden die Transporteure im Baltikum, das strategisch günstig im Nordosten der EU liegt, gute Arbeitsbedingungen vor. Auf einer Gesamtfläche, die zweimal Bayern und einmal Niedersachsen umfasst, verlieren sich nicht einmal sechs Millionen Einwohner unterschiedlicher Nationalität. Neben den Balten gibt es eine große russischsprachige Minderheit. Englisch ist Handelssprache. Gute Voraussetzungen, um vom Baltikum seine Fühler weiter auszustrecken. Im Blickfeld dabei natürlich vor allem der riesige russische Markt. ❙❚■ Sebastian Becker, freier Journalist Die Gewitterwolken der Krise haben sich verzogen: Im Hafen von Klaipėda wird wieder kräftig investiert Estland Jahr 2010 Tonnage Straße* 22,1 Mio. tBahn 29,6 Mio. tHäfen 45,9 Mio. t Verkehrsleistung Straße* 4,4 Mrd. tkmBahn* 4,8 Mrd. tkm Lettland Jahr 2010 - 1. bis 3. Quartal Tonnage Straße 34,6 Mio. tBahn 37 Mio. tHäfen 41,7 Mio. t Verkehrsleistung Straße 7,8 Mrd. tkmBahn 13,2 Mrd. tkm Litauen Jahr 2010 Tonnage Straße* 35,2 Mio. tBahn 48,1 Mio. t Hafen 40,3 Mio. t Binnenschi. 1,0 Mio. t Verkehrsleistung Straße* 15,4 Mrd. tkmBahn 13,4 Mrd. tkm * 1. bis 3. Quartal Das Pfund Russland Es ist wahrscheinlich das größte Pfund, mit dem das Baltikum wuchern kann: Umschlagpunkt für den russischen Markt zu sein. Dabei darf man nicht nur die 104 Millionen Russen sehen, die im europäischen Teil des Riesenreichs leben. Viel bedeutender sind die Rohstoffe des Landes und die daraus resultierenden Transportaufgaben. Doch birgt dieses Potenzial auch ein Risiko in sich: Hustet Russland warum auch immer, dann bekommt das Baltikum eine gehörige Erkältung. cd Fazit Die Potenziale Litauens Litauen gilt als wichtiger Umschlagpunkt, um von hier aus den russischen Markt zu beliefern. Die VerkehrsRundschau bietet Ihnen jetzt die Möglichkeit, das Land und die Potenziale vor Ort im Rahmen einer Leserreise kennenzulernen. Zu den Höhepunkten der Fahrt vom 25. bis 28. Mai 2011 zählen der Besuch ortsansässiger Logistikunternehmen, Info-Veranstaltungen zum Versicherungswesen und der Besuch des Hafens Klaipėda. Der Preis beträgt 1290,00 Euro pro Person (Flug und drei Übernachtungen). Weitere Infos unter: www.verkehrsrundschau.de/litauen Rückfragen zum Programm: Springer Fachmedien München GmbH,Telefon: +49 89 203043 2367, Rückfragen zur Buchung: ITC Intern. Travel Consept GmbH, Telefon: +49 69 7040 36-15

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