Baltikum

Baltikum Sprungbrett ins russische Riesenreich Die strategisch günstige Lage am nordöstlichen Rand der EU und der riesige russische Markt im Hinterland: Das sind die großen Vorteile, die das Baltikum deutschen Spediteuren bieten kann. Die Finanzkrise hat auch nicht vor dem östlichsten Zipfel der EU haltgemacht. Lettland, Litauen und Estland hatten mit Einbußen zu kämpfen. Doch jetzt geht es wieder aufwärts, auch in der Transportwirtschaft. Neuer Umschlagrekord in Klaipėda „Wir haben im Januar 3,18 Millionen Tonnen an Fracht verschifft und uns damit gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent gesteigert“, freut sich Geda Marozaite. Sie ist die Sprecherin der litauischen Gesellschaft KSPA, die den Hafen von Klaipėda (Memel) betreibt. „Das ist das höchste Volumen gewesen, das der Port je in einem Monat erreicht hat“, sagt sie nicht ohne Stolz. Besonders wichtig seien Kunstdünger, Öl und Ölprodukte gewesen. „Wir verzeichnen ein stetiges Wachstum der Frachtvolumina“, so Marozaite. Die Gesamttonnage sei 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 12,2 Prozent auf 31,27 Millionen Tonnen geklettert. „Auch das ist ein Rekord“, erklärt sie. Der Hafen Klaipėda gilt als das Einfallstor für Litauen – dem mit 3,4 Millionen Einwohnern größten und südlichsten Staat im Baltikum. Das Land hat sich seit dem EU-Beitritt 2004 zu einem der wichtigsten Transitländer im europäischen Warenverkehr entwickelt. Es liegt an einem Kreuzungspunkt zweier Haupttransportlinien, die zu den zehn wichtigsten Verkehrswegen innerhalb Europas zählen. Der Binnenmarkt ist hingegen von nachgeordneter Bedeutung. Das wird schon an der Abwesenheit großer Konzernketten deutlich, die sonst überall zu finden sind. So unterhält Ikea hier nur Produktionsstätten und betreibt keine Filialen. Ein Beleg dafür, dass das Baltikum als Konsumgütermarkt keine so große Rolle spielt. Denn eigentlich ist das schwedische Möbelhaus weltweit aktiv und lässt sich keinen lukrativen Markt entgehen – erst recht keinen, der wie das Baltikum direkt vor der eigenen Haustür auf der anderen Seite der Ostsee liegt. Die Infrastruktur ist für die regionalen Verhältnisse relativ gut entwickelt. Der Anteil der Schiene am Modal Split ist höher als in westlichen Ländern. Denn die Sowjetunion hatte die Bahn gefördert, was sich heute noch bemerkbar macht. Allerdings fahren die Balten auf einer größeren Spurweite als die Westeuropäer. Ein Vorteil für die Straßenfrächter sind die im Vergleich zum westlichen Standard günstigen Fahrerlöhne. Ein weiterer Vorteil: Da viele Fahrer zusätzlich Russisch auf Muttersprachler-Niveau beherrschen, kann man sie für weitere Fahrten in die Ostmärkte einsetzen. Im Hinterland befindet sich mit Russland einer der größten Märkte der Welt, der über ein erhebliches Potenzial verfügt, das weitgehend noch nicht erschlossen ist. „Das Baltikum ist das ideale Sprungbrett für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit und den Einstieg in die Ostmärkte“, sagt der Sprecher der Deutsch-Baltischen Außenhandelskammer (AHK), Alexander Welscher. Nicht zuletzt deshalb werden seinen Aussagen zufolge viele Infrastrukturprojekte mit EU-Mitteln gefördert. „Bis 2013 kann beispielsweise Litauen mit 2,1 Milliarden Euro rechnen“, so der AHK-Mann. Das Land verfüge über ein unternehmerfreundlich gestaltetes Steuersystem. Nach einer Umfrage seiner Organisation würden sich 81 Prozent der befragten ansässigen deutschen Unternehmer auch wieder für Litauen als Standort entscheiden. Der Vorteil der EU-Mitgliedschaft Als Unsicherheit erweist sich allerdings das historisch belastete Verhältnis zwischen den baltischen Staaten und dem großen Nachbarn Russland. Das Baltikum hat sich Anfang der Neunzigerjahre nur gegen den Widerstand von Moskau losgelöst. Die Russen hatten während des Zweiten Weltkrieges diese Länder zwangsweise in die Sowjetunion eingegliedert. Viele befürchten, Russland könne mit Wirtschaftssanktionen Druck auf die Regierungen in Vilnius, Riga und Tallinn ausüben, um diese Länder politisch wieder enger an sich zu binden. Möglicherweise werde Moskau die Warenströme, die bisher über die baltischen Häfen fließen, blockieren und vollständig über St. Petersburg umleiten. Politisch und wirtschaftlich gesehen ist diese Angst jedoch unbegründet. Erstens sind diese Länder Mitglieder in der EU und in der Nato. Das dürfte Russland davon abhalten, allzu aggressiv vorzugehen, weil es mit dem Widerstand von Brüssel zu rechnen hätte. Zweitens ist der Hafen in St. Petersburg nicht das gesamte Jahr über eisfrei – im Gegensatz zu Klaipėda. Drittens verfügt der russische Hafen nicht über die Kapazitäten, um die gesamte internationale Fracht alleine zu stemmen. Da sind die Russen auf die baltischen Häfen angewiesen. Folglich können zwar die baltisch-russischen Spannungen punktuell die Geschäfte beeinflussen, wenn beispielsweise die Russen die Transporteure länger als üblich an der Grenze abfertigen. Oder wenn Moskau unerwartet neue Zölle oder andere Belastungen einführen will und es deswegen zu zähen Verhandlungen mit den Nachbarstaaten kommt. Doch stellt dieser Zwist den gesamten Logistikstandort grundsätzlich nicht in Frage. Davon zeigt sich auch der deutsche Spediteur Volker Kleensang von Hoyer Baltic Expedition UAB überzeugt: „Wer langfristig orientiert ist und sich mit der Mentalität vertraut macht, der wird seine Entscheidung nicht bereuen.“ ❙❚■ Sebastian Becker, Korrespondent in Polen In der nächsten Woche: die Erfahrungen der Spediteure mit dem baltischen Transportmarkt Steigende Wachstumsraten im Hafen von Klaipėda: In Litauens Transportwirtschaft geht es wieder aufwärts Das Baltikum als Tor zu Russland Das Baltikum gilt als einer der wichtigen Einfallstore, um den russischen Markt zu bedienen. Über Häfen wie Klaipėda, Riga, Ventspils oder Tallinn lässt sich der Transit über Polen und Ukraine/Weißrussland vermeiden. cd Baltikum Die Potenziale Litauens Litauen gilt als wichtiger Umschlagpunkt, um von hier aus den russischen Markt zu beliefern. Die VerkehrsRundschau bietet Ihnen jetzt die Möglichkeit, das Land und die Potenziale vor Ort im Rahmen einer Leserreise kennenzulernen. Zu den Höhepunkten der Fahrt vom 25. bis 28. Mai 2011 zählen der Besuch ortsansässiger Logistikunternehmen, Info-Veranstaltungen zum Versicherungswesen und der Besuch des Hafens Klaipėda. Der Frühbucherpreis (bis 11. März 2011) beträgt 1190,00 Euro pro Person, der reguläre Preis (ab 11. März 2011) 1290,00 Euro pro Person (Flug und drei Übernachtungen). Weitere Infos unter: www.verkehrsrundschau.de/litauen Rückfragen zum Programm: Springer Fachmedien München GmbH,Telefon: +49 89 203043 2367,Rückfragen zur Buchung: ITC Intern. Travel Consept GmbH, Telefon: +49 69 7040 36-15

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