Berlin. Die deutsche Bahnindustrie sorgt sich trotz eines Auftragsrekords um das laufende Geschäft. Dank zweier Großbestellungen schaffte die Industrie zwar im ersten Halbjahr eine neue Höchstmarke von Aufträgen über 8,7 Milliarden Euro, teilte der Verband der Deutschen Bahnindustrie (VDB) mit. Dies ist ein Plus von gut 47 Prozent binnen Jahresfrist. „Wenn wir in die Zukunft gucken, ist das Glas in jedem Fall halbvoll“, sagte VDB-Präsident Michael Clausecker. Langfristig sei die Branche wettbewerbsfähig. „Aber kurzfristig bereitet uns diese Situation große wirtschaftliche Schwierigkeiten“, betonte er mit Blick auf die zuletzt gesunkenen Erlöse. „Da wo Umsatz fehlt, fehlt Ergebnis.“
Für die Unternehmen sei problematisch, dass sie die neuen Züge zunächst vorfinanzieren müssten, bis diese an die Kunden ausgeliefert würden und das Geld fließe. Doch zuletzt verzögerten sich einige Projekte. Oft gebe es auch Schwierigkeiten, dass fertig gestellte Züge und Loks noch keine Zulassung hätten. „Wenn wir nicht zugelassen bekommen, liefern wir nicht aus und können keine Rechnung schreiben“, klagte Clausecker. „Das hat dramatische Auswirkung auf die wirtschaftlichen Ergebnisse der Hersteller.“ Er wagte keine Umsatzprognose für 2013. Im ersten Halbjahr fielen die Erlöse um 17 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Von der neuen Bundesregierung fordert der VDB deutlich mehr Investitionen, da die Schieneninfrastruktur überaltert sei. Clausecker sprach von einer Finanzierungslücke von jährlich 2,5 Milliarden Euro aus Bundesmitteln. (jök)