München. BMW will die Anzahl der Werkverträge im eigenen Unternehmen reduzieren. Wie die die „Wirtschaftswoche“ am Samstag berichtete, will der Automobilhersteller dadurch verhindern, dass Branchentarife unterlaufen werden und ein Mehrklassensystem in der eigenen Belegschaft entsteht. „Wir prüfen, inwieweit man im Werkvertrag dem Vertragsnehmer faire Arbeitsbedingungen vorschreiben kann“, sagte ein Unternehmenssprecher dem Magazin. Danach will BMW in einem Pilotprojekt im Bereich Transportlogistik nur noch solche Dienstleister und Werkvertragspartner beauftragen, die nach Branchentarif zahlen und Zeitarbeitskräfte nach dem Grundentgelt dieses Tarifs entlohnen.
Bereits vor einem Monat hatte BMW angekündigt, Maßnahmen einführen zu wollen, die sicherstellen sollen, dass Werkverträge künftig nur dann abgeschlossen werden, wenn das zu leistende Werk nach den gesetzlichen Rahmenbedingungen überhaupt dafür infrage kommt. Damals hieß es, es sei zum Beispiel verpflichtend ein internetbasiertes Training eingeführt worden, das Führungskräften klar vermittelt, welche Regelungen einzuhalten sind.
Missverhältnis im BMW-Werk in Leipzig
Gewerkschaften kritisieren, dass immer mehr Industrieunternehmen mittlerweile Werkverträge nicht nur nutzen, um bestimmte Dienstleistungen auszulagern, sondern auch für dauerhafte Tätigkeiten in Kernbereichen von Unternehmen vergeben werden. „Werkverträge in der Form, wie sie jetzt vermehrt genutzt und missbraucht werden, haben unmittelbare Konsequenzen für den einzelnen Beschäftigen“, sagte Matthias Jena, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Bayern kürzlich. Die betroffenen Mitarbeiter erhielten weniger Lohn, weniger Urlaub und weniger sonstige Leistungen als regulär Beschäftigte, monierte der Gewerkschaftschef und forderte eine „Re-Regulierung von Werkverträgen“.
Insgesamt arbeiten laut dem DGB rund 30 Prozent der Belegschaft bei BMW-Leipzig auf Grundlage eines Werkvertrags. Für ganze Abteilungen auf dem Produktionsgelände seien ausgelagert worden, so die Dachorganisation der Einzelgewerkschaften. Nach Erhebungen der IG Metall sind die 3500 BMW-Stammkräfte in Leipzig schon in der Minderheit, heißt es in der „Wirtschaftswoche“. Ihnen stünden 1800 Leiharbeiter sowie 2200 Beschäftigte von Werkvertragspartnern, Dienstleistern, Zulieferern und deren Sub- und Sub-Subunternehmern gegenüber.
Zwischen der Unternehmensleitung und Betriebsrat in Leipzig gibt es darum derzeit Meinungsverschiedenheiten über die Rechtmäßigkeit von Werkverträgen. „In den Verträgen ist alles akribisch festgehalten. Ob es in der Praxis wirklich von vorne bis hinten gelebt wird, da bin ich mir nicht so sicher“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Jens Köhler der „Wirtschaftswoche“. BMW dagegen erklärte auf Anfrage des Magazins, es sei „ausgeschlossen, dass ein Mitarbeiter eines Werkvertragspartners unzulässige Anweisungen von einer BMW-Führungskraft erhält“. (ag)