"Aus Mitarbeitern sollen Fans werden"

Ausbilden ist der beste Weg, qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen, die auch bleiben - für die Nord-Spedition in Großenwiehe führt daher kein Weg an der Ausbildung von eigenem Nachwuchs vorbei. "Das Ziel ist, 100 Prozent unserer Auszubildenden zu übernehmen", erklärt Patrick Zielinski. Als der Personalleiter 2011 in das Unternehmen eintrat, mangelte es an einer echten Personalstrategie. Aus den Überlegungen, wie mehr Mitarbeiter für die Spedition gewonnen werden könnten, entstand der Slogan "Spring mit auf!" - Abgeleitet von "Spring auf den Bock" sollte er in erster Linie Fahrernachwuchs ansprechen. Aber auch in den anderen Bereichen des Speditionsbetriebs wird das Motto seither gelebt. Heute lernen bei der Nord-Spedition 26 Auszubildende - bei insgesamt 152 Mitarbeitern. Neben 20 Berufskraftfahrern bildet das Unternehmen Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung, Kaufleute für Büromanagement, Fachkräfte für Lagerlogistik sowie erstmals auch einen Informatiker aus. Um junge Menschen für einen Beruf in der Logistik zu begeistern, nutzt das Unternehmen eine Vielzahl von Kanälen. "Wir gehen aktiv die Schulen an, besuchen dort Ausbildungsevents, nutzen Job- und Ausbildungsbörsen und drücken Interessierten unsere Flyer in die Hand", sagt Zielinski. Auch über die eigenen Mitarbeiter entstehe der Kontakt zu möglichen Nachwuchskräften. Individuelle Lösungen schaffen Eines ist Patrick Zielinski dabei besonders wichtig: "Ich schließe nie etwas aus." Beim Blick auf das Zeugnis seien Fehltage und Pünktlichkeit häufig aussagekräftiger als eine schlechte Note in Mathe oder Geografie. Neben dem Schulabschluss sei auch das Alter meist eher nebensächlich. "Unser jüngster Azubi ist gerade 18 Jahre alt geworden, der älteste ist aktuell über 40", erzählt der Personalleiter. Mit dem Slogan "Spring mit auf!" hat das Unternehmen sein Ausbildungskonzept gründlich überarbeitet. Die Lehrlinge erhalten eine intensive Betreuung, denn "je besser man betreut, je mehr man anbietet, desto größer ist die Motivation bei den Auszubildenden", meint Zielinski. Die BKF-Azubis beispielsweise werden neben der Führerschein- und Schulausbildung von einem Ausbildungsfahrer betreut. Dieser erfahrene Kollege hilft sowohl bei der theoretischen als auch der praktischen Ausbildung der Nachwuchsfahrer, gibt wenn nötig Nachhilfe. Auf Wunsch der Azubis kreierte die Spedition sogar eine eigene Bekleidungskollektion unter dem Label "Nordic Falcons". "Das ist keine offizielle Arbeitskleidung, aber wer möchte, kann sich jetzt auch äußerlich als 'Nordic Falcon' identifizieren", sagt Zielinski. "Wir haben nicht nur ein qualitativ hochwertiges Ausbildungsprogramm entwickelt", meint Lars Hansen, der gemeinsam mit seinem Bruder Oke Hansen die Geschäfte der Nord-Spedition führt, "sondern auch erkannt, dass wir Individuallösungen für unsere Mitarbeiter schaffen müssen." Gerade für Berufskraftfahrer sei es wichtig, Beruf, Familie und Freundeskreis unter einen Hut zu bekommen. Mit einer intensiven Planung und einem offenen Ohr für die Wünsche der Angestellten sei das zu schaffen. "Aus Mitarbeitern sollen Fans des Unternehmens werden", erklärt Zielinski. "Dann bleiben sie der Firma auch in schweren Zeiten treu." Und dafür reiche es nicht, gutes Geld zu zahlen. Gesunde und motivierte Mitarbeiter Teil dieser "Fan-Strategie" ist das Gesundheitsmanagement der Nord-Spedition, das 2015 mit einem Gesundheitstag unter dem Motto "Spring mit auf, bleib gesund!" gestartet ist. Heute meint dieser Slogan ein umfangreiches Konzept aus Angeboten der Krankenkassen, Events wie Kochkursen, Angeboten wie Pilates oder Rückenschule sowie gemeinsamen Gesundheitsprojekten. 2017 etwa hat die Spedition mit der "Global Challenge" die Mitarbeiter motiviert, wieder öfter zu Fuß zu gehen. Auch beim Thema Gesundheit legt die Spedition den Fokus auf Individualität. "Jeder Mitarbeiter kann über ein Gesundheitsbudget von 250 Euro pro Jahr verfügen", sagt Zielinski. So kann jeder Einzelne die Maßnahme wählen, die am besten in sein Leben passt. Für Geschäftsführer Lars Hansen geht das Konzept auf: "Wir haben verstanden, wie wichtig es ist, auf individuelle Wünsche einzugehen - im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen." Mehr zum Thema im Dossier Fach- und Führungskräfte www.verkehrsrundschau.de/dossiers Die Nord-Spedition Vom Familienunternehmen zum familiengeführten Mittelständler - so beschreibt sich die Nord-Spedition mit Sitz im schleswig-holsteinischen Großenwiehe auf ihrer Homepage. Den Grundstein für den Speditionsbetrieb legte 1967 der Vater der heutigen Geschäftsführer, Siegfried Hansen. Mit einem gebrauchten Volvo F89 und einem ebenfalls gebrauchten Tankauflieger begann er mit den ersten Flüssigkeitstransporten. 1993 wurde aus der Spedition Siegfried Hansen die Nord-Spedition. Seit 1995 gehört zum Unternehmen auch ein eigener Volvo-, später Volvo-Renault-Truckservice, dessen Werkstatthalle sich ebenso wie die eigene Tankreinigung auf dem Gelände in Großenwiehe befindet. Heute verfügt der mittelständische Familienbetrieb, der seit 2006 in den Händen der Söhne Oke und Lars Hansen ist, gemeinsam mit dem polnischen Schwesterunternehmen Poltank über 110 Fahrzeuge und beschäftigt mehr als 150 Mitarbeiter. Noch heute transportiert die Nord-Spedition ausschließlich Flüssigkeiten: Lebensmittel, Futtermittel sowie chemische Produkte und Gefahrgüter. jt

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