Aus Daten entstehen Geschäftsmodelle

Wie sich das ökonomische Potenzial der Logistik am besten mobilisieren lässt und welche Rolle elektronische Daten dabei spielen, war das Hauptthema beim Freight Forwarders Forum 2014 in Brüssel. Gastgeber der jährlich stattfindenden Veranstaltung ist der europäische Spediteursverband Clecat. Die Politik müsse die gesamte Transportkette im Auge haben von den Verladern über die Spediteure und Dienstleister bis zu Behörden wie den Zoll, forderte Astrid Schlewing, die in der europäischen Kommission für die Logistik zuständig ist. Es gehe darum, neue Geschäftsmodelle und Kooperationsformen in den Transportketten zu entwickeln, um gestiegenen Anforderungen der Kunden gerecht zu werden. Auch um die Kosten zu senken, beispielsweise durch eine Optimierung des Fahrzeugeinsatzes. Voraussetzung dafür sei, dass jeder der bis zu 40 Beteiligten einer Transportkette weiß, was die anderen machen. Die dafür notwendigen Informationen gibt es zwar: Jedes Mal, wenn ein Container oder ein Paket an den Nächsten in der Transportkette weitergereicht wird, entstehen die entsprechenden Daten. Für eine Optimierung der Transportkette stehen sie deswegen aber noch lange nicht zur Verfügung. Jedenfalls nicht kostenlos. "Wir sollten solche Daten verkaufen", sagt Yves Fargues, der Präsident des französischen Fracht- und Logistikverbandes TLF. Auf dem Weg zwischen Absender und Empfänger entstünden zwar Millionen von Daten, aber um daraus etwas zu machen, müssten die Unternehmen große Summen investieren. E-Business und Big Data seien die Zukunft der Branche, vor allem im rasch wachsenden B2B-Geschäft. Daten sind an Vertrauen gebunden Die Investitionen für das Einsammeln der Daten und für leistungsfähige Software, die diese Daten zeitnah verarbeitet, könnten sich nur die Großen der Branche leisten. Sie würden aufgrund ihrer Datenpower einen besseren und billigeren Service anbieten, sagte der Chef des deutschen DHL-Frachtgeschäftes, Jeroen Eijsink. Wer über die meisten Daten verfüge und am cleversten mit ihnen umgehe, sei am Ende billiger als die Konkurrenz. Noch wichtiger sei jedoch, dass aus "Big Data" neue Geschäftsmodelle entwickelt werden. Nik Delmeire, Präsident des European Shippers Council, erinnert aber daran, dass für die Verlader andere Probleme dringender seien: weniger Staus, mehr Umweltfreundlichkeit und schwarze Zahlen in den Bilanzen. Daten sind in der Logistik ein wichtiger Rohstoff geworden, das bestreitet niemand. Ihr Einsatz ist allerdings an Bedingungen geknüpft, die nicht immer gegeben sind. Wer Daten entlang der Transportkette weitergibt, muss sicher sein, dass damit kein Missbrauch betrieben wird, sagt Donald Tan von der Welt-Zoll-Organisation WCO. Big Data Der Einsatz von "Big Data" in der Logistik steht erst am Anfang. Um den IT-Einsatz zu fördern, will die EU-Kommission neue Vorschläge unterbreiten. Wichtig seien Standards für die Erhebung von Daten, für elektronische Dokumente und für den Datenschutz, sagte der Bereichsleiter Logistik in der EU-Kommission, Sandro Santamato. Sie sollen in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten und den Verbänden der Branche entwickelt werden. Ziel sei es, eine Plattform zu schaffen, über die Informationen ausgetauscht werden können. tw