Auf welche Leistung sind Sie besonders stolz?

Sie wurden jetzt in die Logistik Hall of Fame aufgenommen. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie davon erfahren haben? Ich war äußerst überrascht und habe niemals damit gerechnet. Die Jury lobt Sie als Vollblutunternehmerin und Grande Dame der österreichischen Logistik. Auf welche Leistung in Ihrem Berufsleben sind Sie besonders stolz? Ich habe mit 27 Jahren nach dem Tod meines Vaters die Verantwortung für ein Unternehmen mit 1000 Mitarbeitern übernommen. Nachdem ich Gebrüder Weiss mit meinem Mann 36 Jahre geführt habe, konnte ich die Firma 2004 an die nächste Generation übergeben - als internationales und europaweit anerkanntes Transport- und Logistikunternehmen. Das ist eine Leistung, auf die ich stolz bin. Welche Entscheidungen in Ihrem Berufsleben waren besonders wichtig für Sie? Eine sehr gute Entscheidung war und ist, dass wir nicht an die Börse gegangen sind. Wir wollten lieber organisch wachsen und die Identität unseres Unternehmens wahren. Auch die Entscheidung, unseren Paketdienst nicht zu verkaufen, hat sich als richtig erwiesen. Was war die schwierigste Situation? Das war ganz klar der EU-Beitritt Österreichs 1995 - der Verlust des Verzollungsgeschäftes. Wir mussten das Unternehmen komplett umstrukturieren - mit neuen Abläufen und verstärktem Fokus auf Logistik. Hier die richtigen Weichen auch in Richtung Expansion in den Osten zu stellen, war anspruchsvoll. Aber im Endeffekt ja erfolgreich. Sie sind die erste Frau, die in die Hall of Fame einzieht - ein Grund zu besonderer Freude? Es gibt ja kaum Frauen in der Logistik, vielleicht ist das ja auch ein Grund für meine Wahl (lacht). Im Ernst: Unsere Branche ist nach wie vor eine Männerdomäne - wenn überhaupt arbeiten Frauen im HR-Bereich oder vielleicht noch in den Finanzen. Ich hätte meinen Job nie bekommen und ausgeübt, wenn ich nicht die Tochter des Inhabers gewesen wäre. Wäre das heute auch noch so? Ja. In unserer Branche schon. Woran liegt das? Die Branche hat ein Image, das absolut männlich ist. Zusätzlich ist Mobilität gefragt, was sich nicht immer mit einer Familiengründung vereinbaren lässt. Dabei könnten wir weibliche Fähigkeiten in unserer Service-Branche durchaus gebrauchen. Was können Sie als erfolgreicher Mittelständler anderen Mittelständlern mit auf den Weg geben? Geht Probleme aktiv an, expandiert nicht zu schnell und begebt Euch nicht in die Hände der Banken! Und natürlich braucht es gute Netzwerke mit den richtigen Partnern. Und den richtigen Nachfolger. So ist es. Wir haben uns zeitig überlegt, wie wir den Übergang in die nächste Generation organisieren und den Vorstand um zwei externe Manager erweitert, die mit unseren Söhnen Wolfram und Heinz das Unternehmen seit zehn Jahren erfolgreich führen. Sie sind es also langfristig angegangen. Sieben Jahre vor unserem Ausscheiden haben wir begonnen, die Weichen zu stellen. Wir waren der Meinung, dass es ab einem gewissen Alter, mein Mann und ich waren 64, sinnvoll ist, sich zurückzuziehen und auf Kontrollfunktionen zu beschränken. Wie schwer fiel es nach einer solchen Lebensleistung, die Verantwortung abzugeben? Sehr schwer. Wenn man plötzlich nicht mehr zuständig ist, dann ist das schon eine Herausforderung. Aber es ist der einzig richtige Weg. Neues Mitglied in der Hall of Fame Die Logistik Hall of Fame ehrt seit 2003 Persönlichkeiten, die sich um die Logistik verdient gemacht haben (Infos unter logistikhalloffame.de). Jedes Jahr wählt eine Fachjury ein neues Mitglied in die virtuelle Ruhmeshalle. 2015 wurde zum ersten Mal eine Frau aufgenommen: Heidegunde Senger-Weiss. Die langjährige Geschäftsführerin der Spedition Gebrüder Weiss wurde als erfolgreiche Logistikunternehmerin und Impulsgeberin geehrt. tr

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