Auf ungewohnten Wegen

Ein Unternehmen, das Raucher-Lounges montiert und vor Ort zusammenbaut. Ein Unternehmen, das vor wenigen Jahren für kurze Zeit Schuhe im Internet vertrieben hat, das sich zudem mit der Entwicklung einer völlig neuartigen Heizanlage befasst und für deren Weiterentwicklung sogar eigene Ingenieure beschäftigt - die Liste ließe sich fortsetzen, doch dazu später mehr. Auf der Suche nach Nischen Hört sich nach einem Mischkonzern an, à la Siemens. Ist aber ein kleines mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Aiging bei Traunstein. Es handelt sich auch nicht um ein Internet-Start-up, sondern um eine Firma, die aus der Old Economy stammt, die ihr Geld vor allem mit dem Transport und der Lagerung von Gütern verdient - zumindest derzeit noch. Die Rede ist von der Spedition Eberl, gegründet 1967 von Jürgen Eberl als bahnamtliches Rollfuhrunternehmen, die heute geführt wird von seinem Sohn Thomas. "Die Welt ändert sich, die Kunden ändern sich und damit auch deren Ansprüche: Darauf muss man sich auch als Dienstleister einstellen", begründet Thomas Eberl das vielfältige Betätigungsfeld seines Unternehmens. Aufhänger und Ausgangspunkt für die Aktivitäten ist aber immer die Spedition. Im Falle der hochwertigen Lammfellschuhe war es die Auslieferung. Eigentlich wollte ein Kunde von Eberl die Schuhe verkaufen. Der kannte sich aber nicht mit der Logistik und der Verzollung aus. Eberl hingegen schon, da das Unternehmen ein eigenes Zollbüro mit fünf Mitarbeitern betreibt. Der Kunde habe die Idee gehabt, kannte auch den Markt. "Wir mussten ihm aber sagen: So, wie du dir die Belieferung vorstellst, geht das nicht", sagt Eberl. "Wir denken in Prozessen, wir wissen um die Hürden, die es zu überwinden gilt." Und dann hat man sich darauf geeinigt, dass Eberl in Eigenverantwortung die Lagerung und den Vertrieb der Schuhe übernimmt. Eberl hat die Tätigkeit nur befristet ausgeübt: "Das Modegeschäft ist sehr zyklisch und die Gefahr ist groß, dass man irgendwann auf den Schuhen sitzen bleibt, weshalb wir nur einige Jahre den Vertrieb gemacht haben", sagt Eberl. Nicht außer Mode geraten ist das Rauchen - auch wenn immer weniger Menschen zur Zigarette greifen und ihr Laster in immer weniger Räumen geduldet wird. Genau hier kommt Eberl wieder zum Zuge: Denn die Spedition setzt in Aiging schon seit einigen Jahren im Auftrag eines Herstellers von Luftreinigungsgeräten Raucherkabinen zusammen. "Wir transportieren die Kabinen dann zum Kunden - Flughäfen, Unternehmen, Kneipen, Casinos - und installieren sie vor Ort", sagt Eberl, "und zwar weltweit." Auch die Installation luftgefilterter Räume für Krankenhäuser gehört dazu, um darin beispielsweise Medikamente zu verpacken. Etwa 30 Mitarbeiter beschäftigt Eberl für dieses Segment. "Der Kunde macht den Vertrieb und Verkauf, wir kümmern uns um den Transport und die Installation", sagt Eberl. Nur zwei Beispiele, die zeigen, wie Eberl auch abseits des Transports und der Logistik versucht sein Geschäft auf mehrere Pfeiler zu stellen. Bei all dieser Umtriebigkeit kommt aber auch die Spedition nicht zu kurz. In den letzten Jahren ist das Unternehmen permanent gewachsen. 2009 wurde die Spedition Zitzlsperger übernommen, die sich auf den Alpentransitverkehr nach Italien spezialisiert hat. Neben den Speditionskooperationen Online Systemlogistik und CTL Cargo Trans Logistik gehört die Spedition seit dem 1. Oktober 2015 auch IDS an, das nach eigenen Angaben größte deutsche Stückgutnetzwerk. Eberl ist in dem Verbund zuständig für das Gebiet rund um Rosenheim bis zur österreichischen Grenze. Und Eberl ist im Gespräch, Partner einer weiteren Kooperation zu werden. Mehr will er noch nicht verraten, aber zu Beginn des nächsten Jahres könnte es spruchreif werden. Zudem hat die Spedition ein eigenes Zollbüro. "Nachdem immer mehr Länder der EU beigetreten sind, haben viele Kollegen das Zollgeschäft aufgegeben. Wir haben es hingegen intensiviert, weil nach wie vor viele Waren in Nicht-EU-Staaten verbracht werden oder aus diesen Staaten in die EU kommen," nennt der Firmenchef ein weiteres Segment, das in den letzten Jahren gewachsen ist. Auch in der Transportbranche geht Eberl ungewöhnliche Wege. So hat er sich an dem Nutzfahrzeugvermieter KLV-Rent beteiligt. Das Unternehmen verfügt bundesweit und in Österreich über 14 Standorte und 1650 ziehende und gezogene Einheiten. "Wir wollten nicht nur den reinen Transport anbieten, sondern tiefer in die Wertschöpfungskette einsteigen", sagt Eberl. Daraufhin hat er Kontakt mit dem Gründer von KLV-Rent, Stefan Kaltenhauser, aufgenommen und man wurde sich über eine Beteiligung einig. KLV-Rent hat seinen Sitz in Trostberg, 20 Kilometer von Aiging entfernt. Daher kannte Eberl das Unternehmen bereits. Die Beteiligung an KLV-Rent ist auch ein Grund, warum die Spedition Eberl in vorderster Reihe beim Projekt "Future Trailer" mitmacht (siehe VR 19/2016, Seite 16). Dabei handelt es sich um eine Handlungsempfehlung für den Kombinierten Verkehr (KV). Die beinhaltet Vorgaben und Vorschläge für einen KV-fähigen Standardsattelauflieger. Zudem ist geplant, Business-Modelle für den Mittelstand zu erarbeiten, um so mehreren Unternehmen den Einstieg in den KV zu erleichtern. Eberl mischt beim Future Trailer mit Eberl und das Logistik-Kompetenz-Zentrum (LKZ) Prien sowie der Freistaat Bayern finanzieren das 300.000 Euro teure Projekt beziehungsweise sind dafür verantwortlich, Unternehmen zu finden, die den Future Trailer finanziell unterstützen wollen. Eberl selbst ist noch nicht im KV tätig. "Wir haben zwar einige KV-fähige Sattelauflieger im Fuhrpark, aber bislang seitens der Kunden noch keine Anfragen." Doch geht er davon aus, dass sich das ändern wird: "Wir alle als Transportunternehmen haben mit dem Fahrermangel zu kämpfen. Wir müssen uns Alternativen überlegen: Da kann der KV eine sein." Doch für den Mittelstand sei der Einstieg in den KV mit Hürden verbunden. Dazu seien Investitionen in die Trailer notwendig und entsprechende Netze, um die Vorund Nachläufe zu organisieren. "Doch die Ausschreibungen laufen in der Regel nicht länger als zwei, drei Jahre. Wenn dann der Auftrag wieder weg ist, steht der Dienstleister da mit seinen Investitionen", schildert Eberl die Probleme. Um den Kauf von Trailern zu vermeiden, wäre das Mieten von Aufliegern eine Alternative. Hier kommt KLV-Rent ins Spiel und damit lässt sich erklären, warum Eberl sich trotz eines bislang überschaubaren Engagements seiner Spedition im KV beim Projekt Future Trailer einbringt. Spricht man Eberl auf die Vielzahl seiner Projekte an, weiß er um die Gefahr eines "Hans Dampf in allen Gassen": "Du darfst dich nicht verzetteln und musst auch von bestimmten Dingen wieder die Finger lassen, wenn es nicht läuft." Und er kann auch nichts Außergewöhnliches erkennen an den verschiedenen Projekten: "Was wir tun, ist nichts Besonderes, das machen viele." Dann macht er eine Pause und fügt hinzu: "Sehr viele machen es aber auch nicht." Mehr zum Thema im Dossier Innovation in Transport www.verkehrsrundschau.de/dossiers Daten und Fakten Spedition Eberl (Eberl Gruppe)- Hauptsitz: Aiging bei Traunstein- Gründungsjahr: 1967- Geschäftsführer: Thomas Eberl- Umsatz 2015: 20 Millionen Euro- Lkw: 130 ziehende und gezogene Einheiten- Mitarbeiter: 300- Fahrer: 60 bis 70- Leistungen: Landverkehr, See- und Luftfracht, Zollfachbüro, Umzüge, Verpackungsservice- Niederlassungen: Rosenheim, Stein an der Traun, Trostberg, Altenmarkt, Topolcany (Slowakei), Hongkong, Qingdao (China)- Lagerfläche: 18.000 Quadratmeter cd

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