Auf "R" und "S" folgen die "G"-Modelle

Nach den R- und S-Fernverkehrsbaureihen im vergangenen Jahr legt Scania nun die nächste Baureihe nach. Die neuen, tiefer auf dem Rahmen montierten G-Fahrerhäuser zielen auf den schweren Verteilerverkehr ab und lehnen sich optisch wie technisch an die größeren Fernverkehrsmodelle an. Auch der Armaturenträger, das Lenkrad sowie die hochwertigen Materialien stammen von R und S. Damit dürften auch die G-Modelle einen neuen Maßstab in Sachen Haptik und Verarbeitung in ihrer Klasse setzen. Die Fahrerhäuser bieten mehr Platz Zur Einführung startet Scania zunächst mit dem großen G20-Fernverkehrshaus, die kurzen Fahrerhausvarianten folgen später. Das G20 wird mit drei verschiedenen Dachhöhen angeboten: niedrig, normal und hoch (Highline). Im Vergleich zum Vorgänger blieb nur die flache Kabine in ihrer bisherigen Höhe erhalten, um beispielsweise für Autotransporter-Aufbauten genügend Platz zu gewähren. Ansonsten dürfen sich die Fahrer über mehr Kopffreiheit freuen. Zusätzlich versprechen die Schweden mehr Komfort und Stauraum sowie bessere Sichtverhältnisse und eine höhere Sicherheit. Zu letzterer trägt auch die ab sofort erhältliche, zusätzliche Türverriegelung "Night Lock" bei, die es in ähnlicher Form bereits bei DAF gibt. Mehr Licht und Sicherheit bringt die vergrößerte, elektrisch oder manuell bedienbare Glas-Dachluke, die im Falle eines Falles als Notausstieg taugt. Platz für einen zusätzlichen Stauraum schaffte Scania durch das höher montierte Bett, unter dem der ausziehbare Kühlschrank (Option) verschwindet. Von den Fernverkehrsmodellen erbte der G zudem die großen Ablagefächer in den Türverkleidungen, die problemlos 1,5- Liter-Flaschen aufnehmen. Eine gute Idee für Arbeitszeit und Feierabend zugleich ist die drehbare Halterung für Tablets, die am Armaturenträger montiert werden kann. Ebenfalls nicht vergessen haben die Interieur-Designer 12- und 24-Volt-Steckdosen sowie insgesamt vier USB-Anschlüsse. Alle Motoren ohne Abgasrückführung Auch an den Motoren haben die Entwickler gefeilt. Mit der neuen 370 PS starken Einstellung ist die Motorenfamilie des DC13-Sechszylinders nun komplett. Wie die stärkeren Brüder mit 410, 450 oder 500 PS kommt auch sie ohne Abgasrückführung aus, um Euro 6 zu schaffen, und wurde um ein neues Motor-Managementsystem, modifizierte Zylinderköpfe sowie einen Turbolader mit fester Geometrie ergänzt. Unter anderem wegen der neuen Miller-Nockenwelle (siehe auch Kasten unten) soll der Sechszylinder vier Prozent weniger Diesel verbrauchen. Für seinen neun Liter großen Fünfzylinder gibt Scania dagegen drei Prozent Verbrauchersparnis an. Dafür implantierten die Schweden eine neue Motor-Managementsoftware, überarbeitete Brennräume, eine per Thermostat geregelte Ölkühlung und erhöhten das Verdichtungsverhältnis von 18:1 auf 19:1. Wie seine größeren Brüder reinigt der Fünfzylinder seine Abgase über die Only-SCR-Technologie plus Partikelfilter auf Euro-6-Niveau. Viel im Stadtverkehr unterwegs sein wird die schwächste Leistungseinstellung mit 280 PS. Deshalb will Scania das SCR-System hier dahingehend optimiert haben, dass die Regeneration des Partikelfilters möglichst nur im Fahrbetrieb und nicht im Stand erfolgt. Alle Motoren sind biodiesel-tauglich Alle Motoren können alternativ mit hydriertem Pflanzenöl (HVO) betrieben werden. Zuzüglich vertragen die beiden stärkeren Einstellungen des Fünfzylinders mit 320 und 360 PS auch Biokraftstoffe wie Rapsmethylester, allerdings verringern sich dadurch die Wartungsintervalle. Wann der Service fällig ist, entscheidet der G selbst in Abhängigkeit von den jeweiligen Einsatzbedingungen. Dann übermittelt das Fahrzeug seinen Wartungsbedarf automatisch an die Scania-Zentrale, die dann mit dem Eigentümer einen geeigneten Zeitpunkt für den Werkstattbesuch ausmacht. Noch so etwas, was der Kleine von den großen R- und S-Modellen geerbt hat. Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank Überarbeiteter Achtzylinder Auch der V8 kommt jetzt ohne Abgasrückführung aus Ebenfalls Hand legte Scania bei seinem Achtzylinder an. Wichtigste Neuheit: Abgesehen von der 730 PS starken Topmotorisierung, die unverändert im Programm bleibt, schafft das 16,4 Liter große Aggregat die Euro-6-Norm jetzt ohne die verbrauchstreibende Abgasrückführung.Zudem entwickelten die Schweden einen neuen gedrehten Twin-Scroll-Turbolader mit fester Turbinengeometrie. Er sitzt direkt am Motorblock zwischen den Zylinderreihen, was eine stabilere und schwingungsfeste Position garantieren soll. Darüber hinaus nahm Scania am Ansaug- und Einspritzverfahren Veränderungen vor. Der Einspritzdruck ist mit 1800 bar nun niedriger, ein Zugeständnis an die "Only-SCR"-Technologie. Außerdem wurden alle beweglichen Teile des Motors auf einen leichten Lauf optimiert, um die innermotorischen Reibungen zu senken. Hinzu kommen bedarfsgerecht gesteuerte Komponenten wie die energiesparende Zwei-Zylinder-XPI-Dieselpumpe oder die per Thermostat regelnde Ölpumpe. Damit bei Teillast nicht zu wenig Wärme für die Abgasnachbehandlung entsteht, verfügt die schwächste Einstellung mit 520 PS zudem über eine Miller-Nockenwelle. Diese stellt sicher, dass die Einlassventile während des Verdichtungstakts länger geöffnet bleiben als normal, sodass die Zylinderfüllung geringer ausfällt. Dies bedeutet, dass zugunsten des SCR-Systems eine höhere Betriebstemperatur entsteht. Insgesamt sollen die V8-Modelle jetzt bis zu zehn Prozent sparsamer laufen. bj

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