Auf der Überholspur

Luxemburg ist als Standort des Europäischen Parlaments bekannt. Luxemburg hat sich auch einen Namen als Finanzmetropole gemacht. Es könnte sein, dass bald ein neues Aushängeschild hinzukommt: eines für die Logistik. Denn die luxemburgische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Standort Luxemburg als eine interkontinentale und multimodale Logistikplattform in Europa zu etablieren. Vor allem im Blickfeld sind dabei der Flughafen in Luxemburg, der zu einem Frachtdrehkreuz ausgebaut werden soll, und das Bahnterminal in Bettembourg: Dort steht eine kräftige Erweiterung der Umschlagkapazitäten an, um so zu einem Knotenpunkt im intermodalen Schienengüterverkehr in Europa zu werden. Großer Sprung im weltweiten Ranking Die Bemühungen zeigen erste Erfolge, auf die der luxemburgische Infrastrukturminister François Bausch auf dem Logistics Day in Luxemburg Ende April hinwies: "Im Logistics Performance Index der Weltbank ist Luxemburg von Platz 15 im Jahr 2012 auf Platz 8 geklettert." Dazu dürfte auch der Flughafen in Luxemburg beigetragen haben, der der Heimatflughafen von Cargolux ist, einem reinen Luftfrachtunternehmen. Die Regierung und Cargolux haben gemeinsam in den letzten Jahren daran gearbeitet, Luxemburg als europäisches Drehkreuz zu etablieren. So wurde ein neues Pharma- und Healthcarezentrum auf dem Flughafen errichtet. Es handelt sich um eine 3000 Quadratmeter große Halle, in der Pharmazeutika in verschiedenen Temperaturzonen gelagert werden können. Zudem soll der Luxemburger Freeport - direkt am Flughafen gelegen - noch in diesem Jahr seinen Betrieb aufnehmen. Dort können hochwertige Produkte (Kunstwerke, Weine, wertvolle Metalle) zwischengelagert werden. Der Vorteil: Aus Drittländern stammende Güter, die in den Freeport importiert werden, sind von der Umsatzsteuer sowie von Zöllen befreit. Große Hoffnungen stecken die Regierung und die luxemburgische Eisenbahn CFL vor allem in den Kombinierten Verkehr (KV). Insbesondere von der Erweiterung des intermodalen Terminals Bettembourg, südlich der Stadt Luxemburg gelegen, werden neue Impulse erwartet. "Wir werden die Kapazitäten unseres Terminals vervierfachen", kündigte Alain Krecké, Marketingchef der CFL-Tochter CFL Multimodal, gegenüber der VerkehrsRundschau an. Horizontale Umschlagtechnik im KV Derzeit beträgt die Kapazität des Terminals 150.000 Einheiten. 2013 wurden 88.000 Einheiten konventionell umgeschlagen und 47.200 Trailer horizontal mit der Modalohr-Technik verladen. Von Bettembourg gibt es verschiedene Verbindungen: nach Le Boulou an der französisch-spanischen Grenze (viermal täglich), nach Antwerpen (täglich), nach Lübeck und weiter nach Helsingborg (dreimal die Woche) sowie in den Süden nach Triest (dreimal pro Woche) und nach Lodi in der Nähe von Mailand. In Zahlen ausgedrückt soll die Umschlagkapazität in Bettembourg mit der Erweiterung von 150.000 Einheiten pro Jahr auf 600.000 im Jahr 2016 wachsen. Dabei sollen 300.000 Trailer mit der herkömmlichen Umschlagtechnik sowie weitere 300.000 Einheiten mit der Modalohr-Technik verladen werden. Auch die Regierung unterstützt das Projekt. So kündigte Bausch an, dass 292 Millionen Euro investiert werden sollen, um die Zahl der Gleise zwischen Bettembourg und Luxemburg zu verdoppeln. Vor diesem Hintergrund sind auch die Erweiterungen des Netzwerkes zu sehen, die CFL noch in diesem Jahr realisieren will. Krecké kündigte auf dem Logistics Day zahlreiche neue Züge an: "Im Juni wird es eine neue Verbindung dreimal die Woche zwischen Bettembourg und Lyon geben." Bis zum Ende des Jahres soll sich die Taktfrequenz auf fünf Mal die Woche erhöhen. "Wir haben gerade einen Vertrag mit der türkischen Spedition Mars Logistics unterzeichnet, die Frequenz nach Triest ab sofort von drei auf vier mal pro Woche zu erhöhen", verkündete Krecké auf der Veranstaltung den Zuhörern eine Neuigkeit. Bis zum Ende des Jahres sind sechs Abfahrten pro Woche vereinbart. Und auch nach Duisburg soll so schnell wie möglich eine tägliche Verbindung aufgebaut werden. Man wartet darauf, dass der neue Kran im Terminal von Samskip van Dieren Intermodal seinen Betrieb aufnimmt, um dann sofort loslegen zu können. Duisburg spielt in den Überlegungen von CFL Multimodal eine zentrale Rolle. "Duisburg soll unser Hub für alle Verkehre in den Norden Europas und Bettembourg als Hub für unsere Transporte nach Frankreich und Spanien werden", sagte Krecké. Er sieht in dem Standort Luxemburg verschiedene Vorteile. So gäbe es kein Sonntagsfahrverbot, weshalb auch am Wochenende Transporte per LKW beispielsweise nach Großbritannien und nach Belgien und in die Niederlande möglich seien. Außerdem könne man durchgängig mit 44 Tonnen nach Frankreich, Belgien, in die Niederlande, nach Großbritannien und Spanien fahren. Ausbau der Verbindung in die Türkei Argumente, die auch die Spedition Mars Logistics in der Türkei überzeugt haben. 2012 startete der erste regelmäßige Zug zwischen Triest und Bettembourg. Zwischen Triest und der Türkei nehmen die Trailer die Fähre. Die türkische Spedition sieht mit der Erhöhung auf sechs Abfahrten die Woche noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Erdin Erengül, Railway Operations Manager bei Mars Logistics, kündigte in Luxemburg an, dass es 2015 schon zehn Züge die Woche sein könnten und es weitere Verbindungen zu unterschiedlichen Zielen 2016 geben könne. Entwicklungen, die zeigen, dass Luxemburg dabei ist, sich neben seinem Ruf als Finanzplatz einen Namen als Logistikstandort zu erarbeiten. Daten + Fakten: Der (Logistik-)Standort Luxemburg Mit allen vier Verkehrsträgern erreichbar Das Land Luxemburg hat 537.000 Einwohner, erstreckt sich auf eine Fläche von 2586 Quadratkilometer und ist damit so groß wie das Saarland.Politik: Luxemburg ist eine parlamentarische Monarchie. Staatsoberhaupt ist die königliche Hoheit Großherzog Henri von Nassau. Die Regierung besteht derzeit aus einer Koalition der liberalen Demokratischen Partei, der Luxemburgischen Sozialistischen Arbeiterpartei (LSAP) und den Grünen.Wirtschaft: Luxemburg gilt als eines der reichsten Länder in der EU. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist indexiert mit 272 Punkten (EU 27 = 100) und damit deutlich höher als in Deutschland (127 Punkte). Die Arbeitslosenquote beträgt 6,1 Prozent (2012). Wichtigste Handelspartner im Export sind Deutschland vor Frankreich, beim Import Belgien vor Deutschland.Verkehr:- Luftfracht: Cargolux ist die größte, reine Frachtfluggesellschaft in Europa. 2012 hat das Unternehmen 645.759 Tonnen befördert (Lufthansa Cargo: 1.732.000 Tonnen).- Straßengüterverkehr: Etwa 800 Transportunternehmen sind in Luxemburg tätig, davon betreibt fast die Hälfte (377) internationale Verkehre. 5262 LKW sind in Luxemburg registriert sowie 7179 Fahrer. Internationale Transporte dominieren in dem kleinen Land: Von den 8837 Millionen Tonnenkilometer entfielen 8187 auf den internationalen Verkehr.- Schienengüterverkehr: Die Luxemburgische Güterbahn CFL Cargo hat sich für 2014 eine Verkehrsleistung von 1,4 Milliarden Tonnenkilometern zum Ziel gesetzt. Bis 2020 will die Bahn diesen Wert verdoppeln und dafür 126 Millionen Euro investieren, unter anderem in neue Umschlagkräne, neue Waggons und in ein neues Terminal.- Binnenhafen: Luxemburg verfügt über einen Binnenhafen. Der Hafen Mertert ist über die Mosel an den Rhein angeschlossen. 2013 wurden in dem Hafen 1,062 Millionen Tonnen umgeschlagen, davon 686.531 Tonnen über das Binnenschiff. cd

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