Paris. Das Thema Sozialdumping gewinnt in Frankreich weiter an Brisanz. In der westlich nahe am Atlantik gelegenen Region Bretagne häufen sich militante Übergriffe heimischer Transporteure auf Lkw aus Osteuropa und auch aus dem südlichen Nachbarland Spanien. Zuletzt wurden auf Lkw-Parkplätzen abgestellte Fahrzeuge mit Aufkleber versehen und Windschutzscheiben mit Farbbeuteln beworfen. Vorgeworfen wird den Ausländern Nichteinhaltung der in Frankreich geltenden Sozialregeln im Straßengütertransport und Missachtung der Kabotagevorschriften.
Begonnen haben die Attacken im März dieses Jahres. Claude Rault, Vorsitzender der Gewerbevereinigung Collectif des transporteurs de Bretagne, hat diese zwar verurteilt, aber zugleich Verständnis dafür geäussert. Er rief die bretonischen Fahrer gleichwohl zur Besonnenheit auf und warnte davor, dass sich die angegriffenen Fahrer zusammentun und Wachen aufstellen würden, denn das „könnte böse enden“. Rault findet, die Chauffeure aus Osteuropa und Spanien müssten „eine Ökosteuer auf derselben Basis“ wie die von den einheimischen erhobene Achsensteuer entrichten. Ferner sollten die seit der abgeblasenen Ökosteuer noch bestehenden Kontrollbrücken zur Überwachung von Kabotagefahrten genutzt werden. Das bis zur Inbetriebnahme vollständig installiert gewesene System zur Erhebung einer Lkw-Ökosteuer war von Paris seinerzeit auf Druck einer gegnerischen Bewegung in eben der Bretagne, den „chapeaux rouges“ („Roten Mützen“), überraschend wieder ad acta gelegt worden. (jb)