Gütersloh. Arvato, Logistiktochter des Bertelsmann Konzerns, setzt sich im Healthcare Bereich ehrgeizige Ziele. „Wir wollen in diesem Segment schnellstmöglich unsere europäische Präsenz ausbauen“, kündigte Thorsten Winkelmann, Geschäftsführer Arvato Healthcare exklusiv gegenüber der VerkehrsRundschau am Rande des Deutschen Logistikkongresses an. Heute ist Arvato bereits mit Healthcare-Aktivitäten in Deutschland, Frankreich, Belgien und Polen vertreten.
Im nächsten Schritt habe das Unternehmen den britischen Medizintechnik-Spezialisten Stok (80 Mitarbeiter, 35 Fahrzeuge) zum 1. Juli 2014 übernommen, führt Winkelmann aus. „Wir schauen uns aber jetzt auch andere Länder an“, so der Geschäftsführer. Fallweise werde dort Arvato Healthcare organisch wachsen. „Wir schließen aber auch nicht den einen oder anderen Zukauf aus“, betont er. Das Investitionsvolumen liegt laut Winkelmann „im höheren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“. Der Fokus sei: „Wir wollen damit in fast allen großen europäischen Staaten künftig mit eigenen Standorten präsent sein.“ Auch Läger außerhalb Europas schließt er nicht aus.
Mit der Übernahme des britischen Spezialisten Stok startet Arvato zudem die neue logistische Lösung „Direct-to-Hospital“ zur Versorgung von Krankenhäusern, die sukzessive in ganz Europa ausgerollt werden soll, führt Winkelmann aus. Ziel sei es im ersten Schritt damit im kommenden Jahr einen Umsatz im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich zu erwirtschaften.
Hintergrund für das neue Produkt sei, dass die Bestände von Medizintechnik-Produkten in Krankenhäusern häufig intransparent seien, führt der Geschäftsführer aus. Dies hätte damit zu tun, dass die Produkte wie etwa Herzschrittmacher zunächst Eigentum der Hersteller bleiben, und erst abgerechnet werden, wenn diese verbraucht sind. In der Folge entstünden Medizintechnik-Herstellern dadurch unnötig hohe Kosten. „Im Sinne der Patienten wird das Produkt zum Beispiel schnell mal entnommen, diese Entnahme aber nicht dokumentiert“, so Winkelmann. Die Bestanddifferenzen gehen oft zu Lasten der Hersteller. Weiterhin führt die Intransparenz dazu, dass Mindesthaltbarkeitsdaten überschritten werden, nennt er einige Beispiele.
Mit dem „Stok“-Ansatz will Arvato dies künftig lösen. Das neue Produkt umfasst zum einen Inventurservice, der zu einer Vendor Managed Inventory-Lösung ausgebaut werden kann, sprich Arvato übernimmt „als neutraler Logistikdienstleister im Auftrag des jeweiligen Medizintechnik-Produzenten die Verantwortung für die Bestände von dessen Produkten im Krankenhaus – inklusive der Nachfüllung der Bestände“ (Winkelmann). Da arvato für mehrere Hersteller arbeitet, ergeben sich signifikante Synergien. Zum andern hat Stok neue so genannte „Implant Kits“ entwickelt, eine Art Boxen, die von dem Logistikdienstleister mit allen notwendigen Artikeln etwa für eine Herz-OP bestückt werden. Das Besondere daran, so Winkelmann: „Wir liefern diese Implant Kits mit eigenen Fahrzeugen einen Tag vor der Operation an die Krankenhäuser aus und holen diese nach der OP wieder ab.“
In UK bietet Arvato nach Angaben diese neue Lösung bereits an. „Im nächsten Schritt rollen wir diese nun aktuell in Deutschland, Italien und in den Niederlanden sowie in Belgien aus“, führt Winkelmann aus. Dafür werde der Logistikdienstleister auch in eigene Fahrzeuge investieren.. Zu den Planzahlen äußert er sich nicht. Nur so viel sagt er: „Diese Fahrzeuge werden wir ausschließlich für die Zustellung und Abholung der Implant Kits, Retouren und kurzfristige Lieferungen einsetzen. Arvato wird also nicht ins klassische Transportgeschäft einsteigen“, betont Winkelmann. „Wir werden auch kein Drittgeschäft akquirieren, um unsere Fahrzeuge auszulasten“, so der Geschäftsführer von Arvato Healthcare. „Dafür bieten wir einen sehr hohen Service Level.“ (eh)