Tokio. Die Frachttochter von All Nippon Airways erweitert ihr duales Geschäftsmodell. So soll die bestehende Flotte von zehn Boeing-767-Frachtern um zwei weitere Einheiten bis Januar kommenden Jahres aufgestockt werden. Parallel laufen Untersuchungen für die Anschaffung zweier weiterer Frachter dieses Bautyps.
Die Boeing-Frachter werden von ANA Cargo ausschließlich auf innerasiatischen Routen für die Beförderung von Expressgütern eingesetzt. Drehkreuz der Verkehre zwischen Japan und den ostasiatischen Nachbarstaaten ist der Flughafen Okinawa, über den wöchentlich 126 Nachtflüge abgewickelt werden. „Viele japanische Unternehmen haben in den vergangenen Jahren aus Kostengründen Produktionsplattformen in China, Thailand oder Taiwan errichtet. Mit unseren Frachtflügen sorgen wir via unsere Drehscheibe Okinawa für die schnelle und reibungslose Beförderung von Bauteilen zwischen den verschiedenen ostasiatischen Standorten der Hersteller“, beschreibt Vertriebschef Toshiaki Toyama von ANA Cargo. Dabei fungiert sein Unternehmen als Integrator, bietet also Tür-Tür-Transporte an.
Anders auf interkontinentalen Strecken. Hier werden sämtliche Sendungen in den Unterflurkammern der Passagierflugzeuge befördert, da ANA über keine Langstreckenfrachter verfügt und diese auch nicht auf der Beschaffungsliste stehen. Auf den Routen von Japan nach Europa bietet die Gesellschaft seit dem 1. Dezember Gemeinschaftdienste mit der Lufthansa Cargo an. Diese Flüge haben die behördliche Antitrust-Immunität erhalten, so dass ANA Cargo und Lufthansa Cargo dem Markt einheitliche Raten anbieten können. Diese werden nach einem Schlüssel dann am Ende jeden Monats zwischen beiden Fluglinien aufgeteilt. „Da wir selbst auf den Europa-Routen keine Frachter einsetzen, sind wir sehr froh, dass wir im Rahmen unseres Gemeinschaftsunternehmens die Cargoflotte der Lufthansa Cargo jetzt nutzen können“, betonte Manager Toyama in Tokio.
„Ein großer Vorteil für uns ist, dass wir an Kunden in Frankreich oder England adressierte Sendungen jetzt dank der Nutzung der ANA-Kapazität direkt nach Paris oder London fliegen können, also ohne Umladung in Frankfurt oder München“, betonte CEO Peter Gerber von der LH Cargo.
Ab Sommer auch für Fracht von Europa nach Japan
Das Joint Venture gilt derzeit allerdings nur für Standardfracht und Expresssendungen, soll aber auch andere Produkte erweitert werden. Wie Manager Gerber sagte, würden ab kommendem Sommer auch die Warentransporte von Europa nach Japan in die Gemeinschaftsdienste integriert werden.
Auf Nachfrage der VerkehrsRundschau bestätigte ANA Cargos Vertriebschef Toyama, dass seine Frachtsparte ein ähnliches Modell wie das mit der LH Cargo vereinbarte auch mit United Cargo auf transpazifischen Routen anstrebe. Die dafür notwendigen Papiere lägen jetzt bei den zuständigen Behörden in den USA und Japan, sagte er.
Auch Lufthansa Cargo will nach Aussage Gerbers in diesem Jahr noch ein Joint Venture mit einem weiteren Partner unterzeichnen. Namen nannte er nicht, doch dass es sich dabei ebenfalls um United Cargo handelt, wird von Marktbeobachtern stark vermutet. (hs)