Aller Anfang ist schwer

Eigentlich könnte es losgehen: Der Schwergutauflieger ist beladen, die Ladung gesichert. Alle nötigen Frachtpapiere und Erlaubnisse liegen bereit und auch das Begleitfahrzeug ist eingetroffen. Doch das Verkehrsrecht der Länder sorgt dafür, dass im Großraum- und Schwerguttransport auch aller Anfang schwer ist und eine letzte Hürde genommen werden muss: die Abfahrtkontrolle. "Wann eine Abfahrtkontrolle vorgeschrieben ist, unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland", sagt Detlev Irtenkauf, Experte für Großraum- und Schwerguttransporte von TÜV SÜD Auto Service in Schwäbisch Hall. Grundlage sind Gewicht, Länge, Breite und Achslasten des Transportes. Bayern verlangt zum Beispiel eine Abfahrtkontrolle bei Überschreiten eines bestimmten zulässigen Gesamtgewichtes. "Wir sprechen in Bayern von einem 100-Tonnen-Gutachten", sagt Irtenkauf. In mehreren Bundesländern lösen auch Achslasten von mehr als 12 t die Verpflichtung zu einer neutralen Abfahrtkontrolle aus. Wichtig: Die Abfahrtkontrolle ist sowohl für Transporte vorgeschrieben, die in Bayern starten als auch für Transporte, die ihr Ziel im Freistaat haben. Großraum- und Schwertransporteure müssen also darauf achten, dass sie die Vorschriften in den einzelnen Bundesländern kennen. Natürlich vergewissert sich jeder Transporteur und auch jeder Auftraggeber selbst, dass mit Fahrzeug, Ladungssicherung und Ladung alles in Ordnung ist. Aber für eine Abfahrtkontrolle im Sinne der Länderverordnung ist das nicht ausreichend. Vorgeschrieben ist ein Gutachten durch eine neutrale, sachverständige und dafür zugelassene Organisation. TÜV SÜD erfüllt diese Anforderungen. Was genau wird bei denAbfahrtkontrollen geprüft? "Zunächst einmal achten wir darauf, dass das eingesetzte Fahrzeug den Vorgaben aus der Genehmigung entspricht", sagt TÜV SÜD Experte Irtenkauf. Dazu müssen natürlich die entsprechenden Papiere vorliegen. Ein weiterer Schwerpunkt gilt der Untersuchung des Fahrzeugzustandes. Moniert wird unter anderem, wenn das Reifenprofil nicht den gesetzlichen Vorgaben entspricht - oder wenn Hauptuntersuchung beziehungsweise Sicherheitsprüfung überfällig sind. Das Gesamtgewicht können sich die Prüfer aus den Ladungspapieren und den Fahrzeugpapieren errechnen. Komplizierter ist die Ermittlung der Achslasten - diese werden mithilfe von Manometern gemessen und errechnet. Untersucht werden auch Achsabstände und Ladungsverteilung. "Es ist wichtig, dass die richtigen Angaben vom Versender vorliegen", sagt Detlev Irtenkauf. Das betrifft zum Beispiel die Schwerpunkte der Ladung oder Befestigungsmöglichkeiten für Ladungssicherungsmittel. Die Ladungssicherung ist ein weiterer zentraler Prüfbereich bei den Abfahrtkontrollen. In vielen Fällen wird sogar ein gesondertes Ladungssicherungsgutachten gefordert. "Ladungssicherung ist bei Großraum- und Schwertransporten das A und O", betont Irtenkauf. Das haben auch die auf diese Spezialtransporte spezialisierten Speditionen verinnerlicht. Das Ladungssicherungs-Know-how sei in diesen Unternehmen vorhanden - was nicht heißt, dass es nicht im Einzelfall etwas nachzubessern gibt. Mit mehr als zehn Jahren Erfahrung erkennt der Ladungssicherungsexperte Irtenkauf mögliche Fehler, um dann mit einem von TÜV SÜD entwickelten Berechnungsprogramm nachzukalkulieren. Laut Irtenkauf dauert eine Abfahrtkontrolle rund eine Stunde - wenn sie gut vorbereitet ist. Schwergutprofis übermitteln für die Kontrolle relevante Dokumente schon vorab an die Prüfer - oder sorgen dafür, dass sie vor Ort bereitliegen und nicht erst zusammengesucht werden müssen, wenn der Gutachter auf dem Hof steht. Aber auch andere Umstände können die Abfahrtkontrolle über mehrere Stunden in die Länge ziehen. "Manchmal", so berichtet Irtenkauf, "ist die Ladung komplett abgeplant oder in Folien eingeschweißt." Dann fällt es dem Gutachter nicht leicht, festzustellen, ob die Ladung fachgerecht gesichert ist. "Notfalls müssen wir im Gutachten vermerken, dass die Ladungssicherung nicht beurteilt werden kann", sagt Irtenkauf. Gefährlich wird es dann, wenn Folie oder Plane an der Unterseite der Ladung nicht ausgeschnitten sind und damit kein direkter Kontakt zwischen der Ladung und rutschhemmenden Sicherungsmitteln besteht. Dann besteht eine erhöhte Gefahr, dass die Ladung während des Transportes verrutscht. Wenn aber die Ladung durchdacht und nachprüfbar gesichert ist, alle Papiere bereitliegen und eine genehmigte Fahrzeugkombination eingesetzt wird, dann ist die Abfahrtkontrolle rasch erledigt - und die Schwerguttour kann ohne Verzögerung beginnen. Tipps für die Abfahrtkontrolle - Informieren Sie sich bei den zuständigen Behörden, in welchen Fällen in ihrem Land eine Abfahrtkontrolle vorgeschrieben ist.- Maßgeblich dafür, ob eine Abfahrtkontrolle durchzuführen ist, ist nicht nur das Bundesland, in dem der Transport beginnt, vielmehr gelten auch die Vorschriften anderer Bundesländer, die vom Transport berührt sind.- Zur Abfahrtkontrolle sollten alle für den Transport und das Fahrzeug eingesetzten Genehmigungen und Erlaubnisse vorliegen.- Sofern im §29 StVO eine technische Abnahme gefordert ist, ist TÜV SÜD hierzu zugelassen. Im Zuge der Entlastung der Polizei ist eine Privatisierung der Abfahrtskontrolle angedacht, hierfür ist TÜV SÜD jetzt schon vorbereitet. Sobald der Transporttermin feststeht, sollte ein Termine mit einem TÜV SÜD Experten vereinbart werden.- Die Ladungsssicherung sollte für den Kontrolleur transparent und nachvollziehbar sein.- Auf jeden Fall darauf achten, dass das eingesetzte Fahrzeug den Vorgaben der Genehmigungen entspricht, verkehrssicher ist, und über gültige HU- und SP-Bescheinigungen verfügt.- Ist laut § 29 StVO eine bestimmte Strecke vorgeschrieben, muss der Transporteur vor Abfahrt checken, ob diese Strecke auch befahrbar ist. TÜV SÜD Ansprechpartner TÜV SÜD Auto Service GmbH, Detlev Irtenkauf Tel.: 0791/939 193-0 E-Mail: detlev.irtenkauf@tuev-sued.de

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