Alle Jahre wieder

Müssen alle Arbeitnehmer an der Weihnachtsfeier teilnehmen? Es handelt sich hier um eine freiwillige Angelegenheit. Findet die Weihnachtsfeier während der regulären Arbeitszeit statt, muss derjenige, der nicht mitmachen möchte, arbeiten - oder Urlaub nehmen. Nur wenn das Arbeiten praktisch nicht möglich ist, weil zum Beispiel wichtige Kollegen abwesend sind oder die Party im selben Großraumbüro steigt, darf er Feierabend machen, ohne Urlaub zu nehmen. Wichtig ist vorab die Absprache mit dem Chef beziehungsweise dem Vorgesetzten. Findet die Weihnachtsfeier außerhalb der Arbeitszeit statt, kann jeder selbst entscheiden, ob er lieber mit den Kollegen feiern möchte oder nicht. Wer dem Fest fernbleibt, hat allerdings hinterher keinen Anspruch darauf, nachträglich an dort Anwesende verteilte Geschenke zu erhalten oder ausgezahlt zu bekommen. Der Ausschluss einzelner Mitarbeiter aus sachlichen Gründen ist möglich. Wenn die Party länger geht, ist das kein Freifahrtschein, am nächsten Tag zu fehlen oder später zu erscheinen. Wer unerlaubt blaumacht oder ausschläft, kann mit einer Abmahnung rechnen. ag Inwiefern kann ein Arbeitgeber die Kosten für die Weihnachtsfeier steuerlich absetzen? Seit 2015 gilt für Betriebsfeiern ein steuerlicher Freibetrag von 110 Euro pro Teilnehmer für geldwerte Vorteile, die Arbeitgeber im Rahmen zum Beispiel einer Weihnachtsfeier ihren Arbeitnehmern gewähren. Erst beim Überschreiten dieser Grenze ist der übersteigende Betrag lohnsteuerpflichtig und damit grundsätzlich auch sozialversicherungspflichtig. Allerdings sind alle Zusatzkosten rund um die Veranstaltung einschließlich Umsatzsteuer einzubeziehen - etwa Ausgaben für das Rahmenprogramm, für Speisen und Getränke, für die Fahrt- und Übernachtungskosten sowie für Geschenke und für Begleitpersonen. Den Betrag, der die 110 Euro pro Kopf übersteigt, können Unternehmen auch pauschal mit 25 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag und pauschaler Kirchensteuer versteuern. Dadurch bleibt die Zuwendung sozialversicherungsfrei. Um eine Veranstaltung als echte Betriebsfeier im Sinne des Einkommenssteuergesetzes absetzen zu können, darf sie nicht außerhalb der Arbeitszeit stattfinden, sie muss allen Mitarbeitern offenstehen und der Teilnehmerkreis muss sich überwiegend aus Betriebsangehörigen zusammensetzen. Arbeitgeber dürfen die Gesamtkosten der Weihnachtsfeier nicht auf alle Arbeitnehmer umlegen. Das Finanzamt will wissen, wer mitgefeiert hat. Kommen von den 100 angemeldeten Mitarbeitern nur 70 zum Fest, darf das Unternehmen auch nur 7700 Euro steuerfrei ansetzen. Der Fiskus akzeptiert bis zu zwei Betriebsfeten im Jahr. ag Ist ein Arbeitgeber verpflichtet, eine Weihnachtsfeier auszurichten? Grundsätzlich ist der Arbeitgeber nicht verpflichtet, eine Weihnachtsfeier auszurichten. Allerdings ist durchaus denkbar, dass eine betriebliche Übung entsteht, wenn er schon immer eine ausgerichtet hat und die Arbeitnehmer dadurch den Eindruck bekommen konnten, es werde diese auch in den kommenden Jahren geben. Dann muss unter Umständen wieder gefeiert werden. Sehen Sie es als Investition in das Betriebsklima. ag Haben Mitarbeiter denn automatisch Anspruch auf Weihnachtsgeld? Nein. Das haben Arbeitnehmer nur, wenn es dafür eine rechtswirksame Vereinbarung gibt. Das kann ein Tarifvertrag, eine Betriebsvereinbarung oder eine einzelvertragliche Regelung sein. Abseits davon steht es dem Arbeitgeber frei, zu entscheiden, ob er das zusätzliche Entgelt zahlt. Wenn er einem Mitarbeiter Weihnachtsgeld bezahlt , muss er es jedem Angestellten gewähren. Dabei sind allerdings Unterschiede in der Höhe der Sonderzahlung erlaubt - etwa wegen Betriebszugehörigkeit. Achtung: Wenn ein Arbeitgeber drei Jahre hintereinander oder länger Weihnachtsgeld gezahlt hat, ohne explizit darauf hinzuweisen, dass es sich um eine einmalige Leistung handelt, entsteht ein dauerhafter Anspruch für Arbeitnehmer. Das nennt sich betriebliche Übung. ag In welchem Umfang kann man als Chef Mitarbeiter guten Gewissens beschenken? Manche Unternehmen schenken ihren Beschäftigten im Rahmen der Weihnachtsfeier eine Aufmerksamkeit. Geschieht dies als Teil des Programms, muss der Arbeitgeber die Präsente nicht versteuern. Der Bruttobetrag für Sachzuwendungen darf aber 60 Euro nicht überschreiten. Andernfalls stellen sie für die Arbeitnehmer einen geldwerten Vorteil dar und gelten als steuerpflichtiger Lohn. Zuwendungen an Mitarbeiter sind unabhängig vom Betrag immer als Betriebsausgaben abzugsfähig. Der Fiskus bewertet Sachgeschenke unter 60 Euro auf üblichen Betriebsfeiern (maximal zwei pro Jahr gelten als üblich) als Teil der Veranstaltungskosten. Wenn die Kosten der Betriebsfeier addiert mit dem Wert eines Sachgeschenks die 110-Euro-Freigrenze pro Arbeitnehmer übersteigen, ist die Veranstaltung inklusive des Geschenks steuerpflichtig. Liegen die Gesamtkosten von Sachgeschenk und Betriebsfeier über 110 Euro, kann der Arbeitgeber die Beträge pauschal mit 25 Prozent versteuern. Er vermeidet dadurch, Sozialabgaben für diese Zuwendungen zahlen zu müssen, und die Arbeitnehmer müssen die Betriebsfeier inklusive der Aufmerksamkeit nicht mehr versteuern. Tut der Arbeitgeber dies nicht, taucht der Betrag auf der Gehaltsabrechnung auf. Es fallen dann also Lohnsteuer- und Sozialversicherungsabzüge für den Arbeitnehmer an. Es empfiehlt sich, per Freiwilligkeitsvorbehalt schriftlich und ausdrücklich auf die Einmaligkeit der Gaben hinzuweisen und sich eine Wiederholung offenzuhalten. ag Sind die Stunden bei der Weihnachtsfeier Arbeitszeit oder Freizeit? In der Regel stellt der Chef seine Mitarbeiter für die Stunden der Weihnachtsfeier von ihrer Arbeit frei. Deshalb können diese sich die Zeit, die sie bei dem Fest verbringen, auch nicht als Überstunden anrechnen lassen. Nur weil der Arbeitgeber übrigens in großer Runde zu Glühwein und Plätzchen einlädt, heißt das nicht, dass die Arbeitnehmer Narrenfreiheit haben. Während der Weihnachtsfeier gelten dieselben arbeitsvertraglichen Nebenpflichten beziehungsweise Verhaltensgrundsätze wie sonst auch. Unabhängig davon, wo und wann sie stattfindet. Belästigungen und Beleidigungen - egal, ob aus einer Bierlaune heraus oder nüchtern - können Abmahnungen oder im Härtefall sogar fristlose Kündigungen zur Folge haben. ag Sind Unfälle während der Veranstaltung versichert und wer haftet, wenn etwas passiert? Unfälle auf Weihnachtsfeiern sind versicherte Arbeitsunfälle, wenn die Party eine betriebliche Gemeinschaftsveranstaltung ist. Das ist der Fall, wenn die Veranstaltung allen Mitarbeitern offensteht und im Einvernehmen mit der Unternehmensleitung halb des Betriebsgeländes und der regulären Arbeitszeit. Das heißt, wenn sich währenddessen ein Mitarbeiter verletzt, kommt die gesetzliche Unfallversicherung für den Schaden auf. Der Versicherungsschutz besteht bis zum Ende der Veranstaltung und umfasst auch den direkten Hin- und Rückweg. Beendet jemand von der Unternehmensleitung die Feier offiziell und geht nach Hause, ist alles, was anschließend passiert, Privatsache. ag