Eine Zusammenstellung von 54 Unternehmensbeispielen der IHK Siegen zeigt die Auswirkungen der Sperrung der A45 auf die Region. Die gesamte Region drohe vor diesem Hintergrund in den kommenden Jahren an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener bei der Vorstellung der Beispiele. Es gelte nun, schleunigst dafür zu sorgen, sie im Gegenzug voranzubringen und, wo notwendig, Unterstützung einzufordern. Denn die wirtschaftlichen Folgen der Autobahnsperrung gehen weit über den Raum Lüdenscheid hinaus und betreffen auch Betriebe in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe massiv.
Schon kurze Zeit nach der Sperrung der Talbrücke Rahmende im Dezember 2021 schnellten die Transportkosten in die Höhe. Wie dramatisch dies ausfallen kann, zeigt das Beispiel des Unternehmens Röpa Römer Metallbau. Das Drolshagener Unternehmen ist häufig auf Großraumtransporte angewiesen. „Die Auslieferung von acht Containereinheiten nach Dortmund musste umgeplant werden. Es bedurfte neuer Transportgenehmigungen. Anstatt fünf mussten nunmehr neun Lkw eingesetzt werden. Für neun Fahrten verlängerte sich die Route von 70 auf 160 Kilometer. Die Transport- und Nebenkosten haben sich mehr als verdoppelt“, erklärte Geschäftsführer Volker Römer.
Brauererei rechnet mit Schaden von vier Millionen Euro jährlich
Massiv betroffen ist auch die Krombacher Brauerei Bernhard Schadeberg. Für die gesamte Lieferkette hat das Unternehmen einen Schaden von vier Millionen Euro jährlich berechnet. „Wir selbst müssen von diesen Mehrkosten bis zu drei Millionen Euro jährlich tragen, da unsere Kunden aufgrund der harten Wettbewerbssituation nicht in der Lage sind, diese Mehrkosten zu verkraften“, sagte Michael Kröhl, Leiter der Krombacher-Logistik. Bereits wenige Tage nach der Sperrung habe das Unternehmen Kontakt zur DB Cargo und zur Kreisbahn Siegen-Wittgenstein aufgenommen, um ein alternatives Verkehrskonzept aufzubauen.
Zahlreiche Unternehmen kämpften mit Kostensteigerungen durch längere Fahrtstrecken und durch den zusätzlichen Einsatz von Personal und Fahrzeugen, verdeutlicht IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer. „Sie stehen zum Teil in einem harten Wettbewerb. Deutliche Preissprünge drohen damit zu dauerhaften Auftragsverlusten zu führen.“ Daneben sähen sich Betriebe Lieferproblemen ausgesetzt. „Wir werden im täglichen Ablauf immer wieder damit konfrontiert, dass unsere Logistikabläufe gestört werden, da die Ver- und Entsorgung unseres Werkes aufgrund verspätet oder überhaupt nicht eintreffender Lkw nicht planmäßig funktioniert“, berichtete etwa Harald Rackel vom Unternehmen Fritz Schäfer. Die Versorgungsengpässe führten zu Störungen in den Produktionsabläufen und höheren Kosten. (tb)
Reinhold Paul