Moskau. 18 Jahre nach dem Aufnahmeantrag wird Russland am 22. August 2012 endlich Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO). Die Verpflichtung der Russischen Föderation schließt unter anderem eine Senkung der Einfuhrzölle von durchschnittlich 10 Prozent auf 7,8 Prozent ein. Mengenmäßige Importeinschränkungen werden damit abgeschafft, Exportzölle auf rund 700 Waren begrenzt.
Deutschland verspricht sich vom Beitritt des flächenmäßig größten Landes der Erde vereinfachte Kooperationen und eine stärkere Öffnung der Märkte. Vor allem der Hamburger Hafen hofft, von Geschäften des Rohstoffriesen zu profitieren. „Der Abbau der Handelsbarrieren stärkt Hamburgs Rolle als wichtigsten Umschlagplatz für den Außenhandel Russlands mit der Europäischen Union und Übersee“, sagt Jutta Ludwig, Vorsitzende der Geschäftsführung der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (HWF).
Rund 120 russischstämmige Unternehmen haben sich die Hansestadt schon jetzt als Standort für ihre Expansion in die Europäischen Union (EU) gewählt. Durch künftige Vereinfachungen im Handelsrecht gewinne Hamburgs Position im Russlandhandel und als Brückenkopf der russischen Wirtschaft nochmals an Bedeutung, bestätigt Sergey Ganzha, Generalkonsul der Russischen Förderation: „Mit dem WTO-Beitritt der russischen Föderation werden die guten Handelsbeziehungen zu Hamburg durch gemeinsame internationale Normen gestärkt.“
Um die Bedeutung des Hamburgs Hafen für Russland weiß auch Claudia Roller: „Für den Hafen der Elbmetropole ist Russland mittlerweile zweitwichtigster Handelspartner im Containerverkehr“, sagt die Vorstandsvorsitzende Hafen Hamburg Marketing. Demnach wuchs der Containerumschlag im vergangenen Jahr um mehr als 35 Prozent auf 595.000 Standardcontainer (TEU). Wie sich der Abbau von Handelsbarrieren auswirken kann, zeige das Beispiel China, erklärt Roller: Seit dem WTO-Beitritt des Reichs der Mitte im Jahr 2001 habe sich der Containerverkehr Chinas über den Hamburger Hafen etwa vervierfacht. (ag)