Noch nie gab es so viel Fördermöglichkeiten für Transporteure und Logistiker. Doch nur ein Bruchteil wird genutzt. Im Interview mit der VerkehrsRundschau erklärt SVG-Berater David Walther, woran das liegt.
Wie steht es derzeit um die Förderung von Transport- und Logistikunternehmen?
Egal, ob man Zuschüsse vom Staat oder zu vergünstigten Konditionen ein Darlehen beantragt: Die Bedingungen dafür sind gut. Wer zum Beispiel seine Finanzierung mit einem Förderkredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau kombiniert, spart Zinsen. Die Anzahl der Fördermöglichkeiten hat mit den Jahren außerdem deutlich zugenommen. Für die Wirtschaftsbereiche Transport und Logistik gibt es mittlerweile ungefähr 750 Programme. Das macht es für Unternehmen allerdings im Umkehrschluss schwieriger, den Überblick zu behalten.
Wie gut kennen sich Transport- und Logistikunternehmen im Förder-Dschungel aus?
Die meisten Unternehmer haben schon Erfahrungen mit den Förderprogrammen des Bundesamts für Güterkraftverkehr (BAG) gemacht. De-Minimis sowie Aus- und Weiterbildung sind in der Branche bekannt. Darüber hinaus wissen viele nicht, dass es zahlreiche weitere Themen gibt, für die man Fördermittel beantragen kann. Es gibt auch keine Plattform im Internet, die über alle Fördermöglichkeiten informiert.
Wie sinnvoll ist es, dass man auf eigene Faust versucht, eine Förderung an Land zu ziehen?
Bevor jemand einen Antrag stellen kann, muss er wissen, welche Programme für ihn infrage kommen, welche Fristen gelten und welche Informationen er dafür bereitstellen muss. Aus Erfahrung dauert die Recherche in Eigenleistung bis zu zwei Wochen. Kleinere Mittelständler haben aber oft Probleme, ein Vorhaben zeitlich zu umreißen, Zuständigkeiten zu definieren und den Finanzierungsaufwand darzustellen. Hieran scheitert die Suche nach dem geeigneten Förderprogramm.
Dennoch versuchen es einige Firmen.
Selbst, wenn ein Unternehmer ein attraktives Programm findet, muss er die dazugehörige Förderrichtlinie kennen. Darin steht, unter welchen Voraussetzungen Zuschüsse gewährt werden können. Oft gibt es Klärungsbedarf. Zusätzlich kompliziert macht es, dass manche Förderprogramme nicht miteinander kombinierbar sind oder es Einschränkungen wie den maximal zulässigen Subventionswert von 100.000 Euro für De-Minimis-Empfänger aus dem Straßentransportsektor gibt. Deshalb kann es helfen, sich Richtlinien übersetzen und bei der Beantragung der Fördermittel beraten zu lassen.
Wofür werden über die Straßenverkehrsgenossenschaft (SVG) am häufigsten öffentliche Fördermittel angefragt?
Wenn es nicht um den Fuhrpark geht, sind das Erweiterungsvorhaben – etwa der Neubau einer Lagerhalle. Im Kommen sind außerdem Energiethemen. Allerdings gibt es hier noch viel Unsicherheit. Die Einsicht muss sich durchsetzen, dass die Investition in ein Energiemanagement aus betriebswirtschaftlicher Sicht langfristig lukrativ ist. Viele zögern, wenn sie hören, dass Maßnahmen wie die Installation eines stromsparenden Beleuchtungskonzepts zusätzliche Kosten verursachen und sich in der Regel erst nach ein paar Jahren amortisieren.
Einige Fördertöpfe bleiben also unberührt?
Ja. Aus Erfahrung beschäftigt sich erst jedes zehnte mittelständische Transport- und Logistikunternehmen mit dem Energiethema, obwohl dafür so viel Fördermittel wie noch nie zur Verfügung stehen. Man kann aber nicht nur beim energieeffizienten Bauen und Sanieren sparen. Interessante Fördermöglichkeiten gibt es auch für Themen wie Unternehmensnachfolge, Preiskalkulation oder die Verbesserung der betriebseigenen Finanzierungsstruktur. Die Beratung zu all diesen Themen kann man sich bis maximal 1500 Euro fördern lassen. Es gibt Zuschüsse in Höhe von bis zu 75 Prozent.
Es kommt vor, dass Unternehmer Fördermittel fest für die Anschaffung neuer Fahrzeuge einplanen. Kann so etwas gut gehen?
Das halte ich für gefährlich. Jeder sollte ohne die Fördermittel ein positives Betriebsergebnis anstreben. Dennoch ist ein Zuschuss vom Staat manchmal leider das Zünglein an der Waage. Es kommt vor, dass kleine Mittelständler zum Beispiel das Geld aus dem De-Minimis-Programm als zusätzliche Einnahme verbuchen. Wir versuchen deshalb darauf hinzuwirken, dass das betreffende Unternehmen sorgsamer wirtschaftet.
Das Interview führte VR-Redakteur André Gieße.