Aldenhoven. Auf dem Testcenter in Aldenhoven präsentierte ZF in zahlreichen Fahrzeugen aktuelle und künftige Entwicklungen. Im Fokus stand dabei sozusagen die Elektrifizierung des Zahnrades: Denn neben der Hardware in Getrieben und Fahrwerken spielt die Software samt ihrer Steuerungsmöglichkeiten eine immer größere Rolle.
Besonders interessant war dabei das neue automatisierte baukastenähnlich aufgebaute Traxon-Getriebe, das erstmals mit Doppelkupplungsfunktion in den Gängen zehn bis zwölf aufwarten konnte und optional auch ein Hybridmodul mitbringen wird. Verbaut war es in einem DAF XF-Vorführer, der die Fahrstufen ab Gang zehn tatsächlich ohne Zugkraftverlust sortieren konnte. Die Doppelkupplungsfunktion wird nach Angaben der Entwickler allerdings noch bis 2017 auf sich warten lassen, während das Traxon-Basisgetriebe ab 2015 wahrscheinlich zuerst bei MAN in Serie geht. Mittelfristig soll es die AS-Tronic komplett ersetzen und wird in Zwölf- und Sechzehngangversionen angeboten. Natürlich ist hier auch eine „Eco-Roll“-Funktion wie bei der letzten Ausführung der AS-Tronic integriert. Dazu kommt später die Möglichkeit, wie bei Daimler, Scania und Volvo, Traxon via GPS-Daten der Topographie entsprechend „vorausschauend“ schalten zu lassen – in dem Fall liefern die Friedrichshafener den mittlerweile verfügbaren Stand der Technik endlich nach.
Mit dem Hybridmodul arbeitete es im „Innovation-Truck“ – einem Zug, der sich per Smartphone respektive Tablet von außen fernsteuern lässt und im elektrischen oder Verbrenner-Modus an die Rampe gestellt werden kann.
Fahrwerksseitig präsentierte ZF die nochmals massiv überarbeitete vordere Einzelradaufhängung für LKW, die gegenüber einer vergleichbaren luftgefederten Starrachse rund 40 Kilo Gewicht einsparen soll und tatsächlich zu PKW-artigem Fahrverhalten führt. Ebenfalls ein großer Schritt nach vorn ist die Fahrerhauslagerung mit Wankstabilisierung, die für ein deutlich exakteres Fahrverhalten sorgt. Das konnte man ebenso „erfahren“ wie die geregelten Dämpfersysteme, wenngleich deren Effekt nicht ganz so dramatisch spürbar war.
Dass man über die Lenkung ziemlich schnell Sprit sparen kann, demonstrierte ZF mit einem weiteren Vorführer, der die effizientere Varioserv-Servopumpe verbaut hatte, die immer nur die tatsächlich benötigte Ölmenge fördert und so tatsächlich bis zu 0,2 Liter Diesel auf 100 Kilometer sparen kann. Auch hier ist es neben der Hardware (die die Flügelzellenpumpe bis zu 30 Prozent leichter macht als das Vorgängermodell) wieder die Software, die für eine intelligente Steuerung und damit geringeren Verbrauch sorgt.
Fazit nach einem Tag in zahlreichen unterschiedlichen Fahrzeugen: In Zukunft könnte man einen LKW theoretisch ohne Fahrer bewegen und dass deutlich fracht- und nervenschonender als heute – doch da manche Ideen auch Geld kosten und rechtlich noch riesige Hürden zu nehmen sind, werden nicht alle Visionen der ZF sofort in Serie gehen – auch wenn die meisten Komponenten vom Serienstand nicht mehr weit entfernt sind. (gs)