Der Sinkflug der Spritpreise hält an. Superbenzin der Sorte E 10 liegt wieder auf dem Niveau vor Beginn des Ukraine-Krieges, wie aus Zahlen des ADAC vom Mittwoch hervorgeht. Ein Liter kostete im bundesweiten Durchschnitt des Dienstags 1,75 Euro. Das ist 3,9 Cent weniger als eine Woche zuvor und exakt der Wert des 23. Februars. Damals hatten die Spannungen im Vorfeld des russischen Angriffs allerdings bereits für einen Anstieg der Spritpreise gesorgt.
Trotz des aktuellen Rückgangs sieht der ADAC keinen Grund für Entwarnung: „Wir haben nur auf den ersten Blick eine Entspannung sondern vielmehr ein dramatisch hohes Preisniveau, wenn man den Steuerrabatt herausrechnet“, sagt Kraftstoffmarkt-Experte Jürgen Albrecht. Die temporäre Steuersenkung sei der einzige Grund, dass man überhaupt unter 2 Euro liege. „Und man muss ja damit rechnen, dass sie planmäßig endet und es dann zu einer vollständigen Weitergabe der Preissteigerung kommt“, warnt er. Der Steuernachlass von 35,2 Cent pro Liter Superbenzin und 16,7 Cent pro Liter Diesel gilt im Juni, Juli und August.
Diesel vom Vorkriegsniveau noch weit entfernt
Diesel wurde auf Wochensicht ebenfalls billiger: Der Preis sank um 3,5 Cent auf 1,928 Euro je Liter. Vom Vorkriegsniveau ist der Kraftstoff damit allerdings noch weit entfernt. „Bei Diesel sieht es an der Tankstelle weitaus dramatischer aus“, sagt auch Albrecht. Am 23. Februar hatte der Kraftstoff noch 1,663 Euro je Liter gekostet. In den Wochen nach Kriegsbeginn verteuerte sich Diesel viel stärker als E 10 und überholte es im Preis.
Für E 10 war es auf Wochensicht der achte Preisrückgang in Folge. Die Dieselpreise sind zwar ebenfalls gesunken, allerdings mit zwischenzeitlicher Stagnation oder sogar leichten Anstiegen auf Wochensicht. Die 1,75 Euro für E10 am Dienstag waren der zweitniedrigste Tagespreis seit Kriegsausbruch. Am Sonntag war der Kraftstoff mit 1,748 Euro pro Liter bereits minimal billiger.
Mehr Wettbewerb nötig
Als Gegenmittel für die hohen Preise - auch mit Blick auf die Zeit nach Auslaufen des Steuerrabatts, fehlt laut Albrecht vor allem Eines: „Was wir brauchen, ist mehr Wettbewerb. Der scheint sich auf den vorgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette aber nicht einzustellen. Sonst wären die Margen in den Raffinerien nicht so beispiellos hoch wie derzeit und würden nicht noch weiter steigen“, sagt er. Hier hofft der ADAC unter anderem auf die Ergebnisse der laufenden Untersuchung des Marktes durch das Bundeskartellamt. (dpa/sn)