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Pneus aus Pusteblumen

15.10.2013 09:12 Uhr
Pneus aus Pusteblumen
Pusteblume statt Kautschuk: Conti plant, den Kautschukanteil im Reifen durch Löwenzahn zu ersetzen
© Foto: Fraunhofer

Der Reifenhersteller Continental plant Reifen aus Löwenzahn statt mit Kautschuk zu produzieren.

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Hannover. Der Reifenhersteller Continental und das Fraunhofer Institut für Molekularbiologie undangewandte Ökologie (IME) in Aachen haben ein gemeinsames Entwicklungsprojekt für industrialisierbaren Kautschuk aus Löwenzahn für die Reifenproduktion initiiert. Das soll jetzt laut Continental kurz vor dem  vor dem Durchbruch stehen. In den vergangenen Jahren wollen die Entwicklungspartner im Labor durch den Einsatz modernster Züchtungsmethoden und einer Optimierung der Anlagentechnik hochwertigen Naturkautschuk aus Löwenzahnwurzeln hergestellt haben. Aufgrund dieser Ergebnisse wurde jetzt beim IME am Standort Münster der Bau einer Pilotanlage, die Naturkautschuk tonnenweise produzieren kann, gestartet.

„Wir investieren in dieses vielversprechende Material-Entwicklungs- und Erzeugungs-Projekt, weil wir überzeugt davon sind, dass wir dadurch unsere Reifenproduktion langfristig weiter verbessern können“, sagte Nikolai Setzer, der im Continental-Vorstand für die Division Reifen verantwortlich ist. „Denn die Kautschuk-Gewinnung aus der Pusteblumenwurzel ist deutlich wetterunabhängiger möglich als die vom Gummibaum und eröffnet aufgrund Ihrer agrarischen Anspruchslosigkeit ganz neue Potentiale - insbesondere für heute brachliegende Anbauflächen. Durch den Anbau in viel kürzerer Entfernung zu unseren Produktionsstandorten würden wir darüber hinaus in nennenswertem Umfang sowohl die Umweltbelastung als auch den Logistikaufwand senken. Dieses Entwicklungsprojekt zeigt eindrucksvoll, dass wir hinsichtlich Material-Entwicklung noch lange nicht am Ende unserer Möglichkeiten angekommen sind.“ Laut Christiane Pfeiffer, der Leiterin der Kommunikation der Nutzfahrzeugreifen bei Conti sollen die ersten Testreifen mit Gummi-Mischungen aus Löwenzahn-Kautschuk bereits 2014 gefertigt und in den folgenden Jahren auf öffentlichen Straßen erprobt werden.

„Wir haben uns in den letzten Jahren ein großes Know-how in Sachen Löwenzahnzüchtung aufgebaut. Mit Hilfe von DNA-Markern wissen wir nun, welches Gen für welches molekulare Merkmal verantwortlich ist. Die Züchtung von besonders ertragreichen Pflanzen ist so wesentlich effizienter möglich“, beschreibt Projektleiter Professor Dirk Prüfer rückblickend die Arbeiten am Münsteraner Standort des IME. Vorausgegangen waren mehrjährige Forschungen, in deren Rahmen die Wissenschaftler nachweisen konnten, dass der aus dem selbst gezüchteten Löwenzahn gewonnene Kautschuk nicht nur dieselbe Qualität hat wie sein Pendant aus dem Gummibaum, sondern diese neue Variante sogar ertragreicher und robuster ist.

Reifenproduktion ohne fossile Materialien

„Mit diesem Löwenzahn-Projekt machen wir einen großen Schritt auf dem Weg zu unserem langfristigen Ziel, die Produktion von PKW-, LKW-, Spezial- und Fahrrad-Reifen komplett ohne fossile Materialien zu erreichen“, erklärte Boris Mergell, der das Kooperationsprojekt als Leiter der Material- und Prozessentwicklung für Reifen bei Continental betreut. „Wenn es uns gelingt, den Löwenzahn-Kautschuk in großen Mengen mit mindestens denselben Leistungseigenschaften wie der herkömmliche vom Kautschukbaum geerntete herzustellen, dann können wir uns deutlich unabhängiger von der jährlichen Erntesituation in den subtropischen Anbaugebieten machen“, so Mergell weiter. Wo in Europa der großflächige Anbau des speziell gezüchteten Löwenzahns vorgenommen werden soll, steht aber noch nicht fest. Hier dürfte einer der größten Problempunkte liegen: Sollte der „Vermaisung“ der Flächen dann eine „Verlöwenzahnung“ der Felder  voller genverändertem Löwenzahn folgen, wäre das kontraproduktiv. Offen bleibt auch noch, ob und inwieweit sich die Alternative  „Löwenzahn statt Kautschuk“ positiv auf die Reifenpreise auswirken wird.  (gs)

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