Flensburg. Der VW-Konzern muss dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bis Ende Oktober eine erste nachgebesserte Software für die vom Abgas-Skandal betroffenen Dieselautos vorstellen. „Wir wollen, dass alle Fahrzeuge von der unzulässigen Abschaltvorrichtung befreit und in einen vorschriftsmäßigen Zustand versetzt werden - in jeder Hinsicht“, sagte KBA-Sprecher Stephan Immen am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.
Bis spätestens Ende dieses Monats soll der Autobauer die geplanten neuen Programme für die 2,0-Liter-TDI-Modelle vorstellen. Bis Ende November müssen dann Lösungen für die Diesel-Fahrzeuge mit 1,6 und 1,2 Litern Hubraum folgen. Betroffen sind vor allem Autos der Kernmarke mit dem VW-Logo, aber auch die VW-Schwestern Audi, Seat, Skoda und einige leichte VW-Nutzfahrzeuge zählen zum Kreis der Marken im Rückruf. Das KBA rechnet damit, dass sich die Nachbesserungen selbst weit in das Jahr 2016 ziehen werden.
Lösung für 1,6-Liter-Motoren erst ab September 2016
Für die 1,6-Liter-Aggregate stehe die abschließende Lösung vermutlich erst im September 2016 zur Verfügung, sagte Immen. „Von daher kann es sich etwas hinziehen. Bei einem Rückruf in dieser Größenordnung - 2,4 Millionen Fahrzeuge - ist es auch eine logistische Herausforderung.“ Es mache deshalb wenig Sinn, mehr als zwei Millionen Anschreiben sofort an die Halter zu verschicken und alle Wagen in die Werkstätten zu bestellen.
Zum Vergleich: Nach Angaben von Immen gab es im kompletten Jahr 2013 nur 1,5 Millionen zurückgerufene Autos in Deutschland. Der Sprecher konnte keine Angaben darüber machen, wie die Nachbesserungen der drei unterschiedlichen VW-Motoren konkret aussehen müssen. Klar sei aber, dass die Erfüllungsquote bei 100 Prozent liegen muss.
Noch immer nicht abschließend geklärt ist, welche Fahrzeuge alle betroffen sind. Eine erschöpfende Liste aller fraglichen Modelle gibt es derzeit nicht. Bekannt, dass folgenden Modelle, Marken und Motoren betroffen sind.
Modelle: Bei der Kernmarke Volkswagen-Pkw sind unter anderem der Golf der sechsten Generation, der Passat der siebten Generation und der Tiguan der ersten Generation betroffen. Die Software steckt aber auch in Modellen der Baureihen A1, A3, A4 und A6 sowie Q3 und Q5 bei der VW-Oberklasse-Tochter Audi. Dieselmotoren, die in verschiedenen Exemplaren der Konzernmarken Skoda und Seat verwendet wurden, fallen ebenfalls unter den Abgas-Skandal. Bei den leichten VW-Nutzfahrzeugen sind ältere Diesel-Ausgaben der Modelle Caddy und Amarok betroffen.
Marken: Der neue VW-Vorstandschef Matthias Müller gab in einer Rede vor der Belegschaft in Stammwerk Wolfsburg an, dass weltweit insgesamt rund 5 Millionen Autos der Kernmarke Volkswagen-Pkw unter die Affäre fallen. Hinzu kommen etwa 2,1 Millionen Audis, 1,2 Millionen Skodas, 700 000 Seats sowie 1,8 Millionen leichte Nutzfahrzeuge. Der vom Kraftfahrt-Bundesamt jetzt angeordnete Rückruf bezieht sich auf rund 2,4 Millionen Autos in Deutschland.
Motoren: VW zufolge ist der Dieselmotor mit der konzerninternen Bezeichnung EA 189 Kern des Problems. Er wurde bei etlichen Marken eingesetzt, erfüllt die europäische Abgasnorm Euro 5 und wird mit 1,6 oder 2,0 Litern Hubraum angeboten. Auch mit 1,2 Litern Hubraum gibt es EA-189-Motoren. Betroffen sind die Baujahre 2009 bis 2014. Hinweise auf weitere Antriebe neben dem EA 189 gibt es bisher nicht. Neuwagen mit Motoren, die die strengere Abgasnorm EU 6 erfüllen, sollen nicht betroffen sein. (dpa)