Brüssel. Das Europaparlament hat neue Vorschriften für den Lärm von Straßenverkehrsfahrzeugen gestern Abend während seiner Plenartagung in Brüssel verabschiedet. Ohne Änderungen wurde der Kompromiss angenommen, der im vergangenen November mit den EU-Mitgliedsstaaten und der EU-Kommission ausgehandelt worden war. Die Lärm-Grenzwerte für PKW, Lieferwagen und Busse werden schrittweise um vier Dezibel, für Lastwagen ab zwölf Tonnen zulässigem Gesamtgewicht um drei Dezibel gesenkt. Für letztere wird dann ein Höchstwert von 79 Dezibel anstatt der zurzeit gültigen 81 Dezibel gelten. Dass die Differenz nur zwei Dezibel ausmacht, der Lärm aber um drei Dezibel abnehmen soll, hängt an einem neuen Prüfverfahren zur Messung von Geräuschemissionen, das strengere Kriterien berücksichtigt als das aktuelle.
Stufenweise Einführung
Die neuen Grenzwerte werden in drei Stufen eingeführt, jeweils am 1. Juli der Jahre 2016, 2020 und 2024. In der ersten Phase sind nur die neuen Modelle der Automobilhersteller betroffen. Weitere Dezibel-Senkungen in der zweiten und dritten Phase betreffen sowohl neue Modelle als auch generell alle Neuwagen. Die EU-Kommission rechnet vor, dass die Maßnahmen zu einer Verringerung des Fahrzeuglärms von 25 Prozent führen wird. Geräuscharme Elektro- und Hybridfahrzeuge sollen ab Juli 2019 akustische Fahrzeug-Warnsysteme eingebaut bekommen, damit sie vor allem von Fußgängern und Fahrradfahrern besser wahrgenommen werden können. Die Kommission soll bis Juli 2017 die Anforderungen für dieses Warnsystems festlegen. Umstritten bei dem Gesetz waren lange die Ausnahmeregeln für PKW mit leistungsfähigen Motoren.
Dem zuständigen Berichterstatter im EU-Parlament, dem Tschechen Miroslav Ouzký, wurde vorgeworfen, unter dem Einfluss der Automobillobby gearbeitet zu haben. Der jetzt angenommene Kompromiss spiegelt das wieder. Der Grenzwert für Standard-PKW wird innerhalb von zwölf Jahren von den aktuell geltenden 74 Dezibel auf 68 Dezibel gesenkt. Fahrzeuge mit stärkeren Motoren dürfen um ein bis neun Dezibel lauter sein. „Der nun verabschiedete Kompromiss hätte ehrgeiziger ausfallen müssen. Ein wichtiger Schritt, um die Menschen effektiver vor gesundheitsschädlichem Fahrzeuglärm zu schützen, wurde so verpasst“, kritisierte der umweltpolitische Sprecher der SPD im Europaparlament, Matthias Groote, nach der Abstimmung. (kw)