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Interview: Lastenräder als Alternative im Wirtschaftsverkehr

14.03.2014 10:20 Uhr
Interview: Lastenräder als Alternative im Wirtschaftsverkehr
Kombiniert motorisierte Vier- und unmotorisierte Zwei- und Dreiräder: Stefan Kerscher, Chef Rapid Kurierdienste München
© Foto: VR/Johannes Reichel

Stefan Kerscher, Chef der Rapid Kurierdienste München, erklärt, warum er auf den Transport von Gütern per Fahrrad setzt.

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Herr Kerscher, warum transportieren sie Güter mit dem Fahrrad?
Jedes Transportgut verlangt ein adäquates Transportmittel. Die Faktoren Zeit, Verkehr und Strecke sind ausschlaggebend. Für den Transport in Ballungsräumen und Innenstädten ist das Fahrrad respektive Lastenfahrrad mit seiner Volumenerweiterung das ideale Transportmittel, um Güter schnell beim Empfänger zuzustellen.

Der alternative Verkehrsclub VCD, mit dem Sie in Sachen Lastenrad im Austausch stehen und der gerade die Kampagne „Ich fahr’ Lastenrad“ lanciert, zitiert eine Studie: Nach der lägen 51 Prozent der innerstädtischen Transporte unter 250 Kilo Gewicht, einem Kubik Volumen und sieben Kilometer Distanz, seien also per Lastenrad machbar. Wie viele Aufträge lassen sich wirklich per Lastenrad bewältigen?
Ich erwähnte bereits die Wichtigkeit des passenden Transportmittels. Auch unsere Autofahrer sind hochzufrieden, dass ihnen gewisse Aufträge von Lastenrädern abgenommen werden. Lastenräder werden dort eingesetzt, wo Autos kostbare Zeit und Potenzial verschwenden. Also dort, wo die Abwägung der Faktoren aus Dispositions- und Kuriersicht einen Einsatz von Lastenrädern klüger erscheinen lässt. Der Eine passt in die Peripherie, der Andere in die Innenstadt. Man muss es schaffen, die Vorteile zu kombinieren. Für uns gilt die Studie in jedem Fall.

Ein Beispiel?
Noch vor Kurzem hat den Transport von sechs Aktenordnern von der Sonnen- in die Dienerstraße, einmal durch die Münchner Altstadt, ein Auto übernommen. Der brauchte 40 Minuten für drei Kilometer wegen der Kfz-Sperre. Ein Lastenrad fährt mittendurch – in fünf Minuten.

Die Erlösstruktur für Subunternehmer ist dem Vernehmen nach viel besser, schon wegen geringerer Unterhaltskosten. Sie müssten doch leicht Personal finden …
In der Tat, wir finden nicht allzu schwer Personal, aber die Umstellung der Fahrradkuriere auf Lastenradkuriere, das bedurfte vieler Worte, erstaunlicherweise vor allem aus ästhetischen Gründen. Nur Autokuriere, die sind kaum zum Umstieg auf ein Lastenrad zu bewegen. Die Erlösstruktur für die Subunternehmer ist nebenbei gesprochen aus meiner Sicht dann gut, wenn sich jeder auf die zu ihm passenden Aufträge konzentriert. Je breiter die Möglichkeiten eines Kurierdienstes gefächert sind, desto besser ist die Erlösstruktur für den Einzelnen.

Wie sind Sie mit der Lastenrad-Technik zufrieden?
Anfangs haperte es an der Akkureichweite: 65 bis 70 Kilometer, dann musste man aufladen. Kaum praktikabel. Mittlerweile bieten die von uns eingesetzten, elektrisch unterstützten I-Bullits des Herstellers Urban-E aber 110 bis 120 Kilometer Reichweite, eine ideale Tagesdistanz. Und robust ist die Technik sowieso, die Wartung daher günstig und selten. Und unser dreirädriger Cargo Cruiser bietet bis zu 250 Kilogramm Nutzlast bei 180 Kilogramm Leergewicht sowie 2,2 Kubik Ladevolumen. Leider wurde er gerade schwer beschädigt – von einem Transporter ...

Sie kombinieren Auto und Fahrrad bereits, als einziger Kurierdienst in München. Was wäre nötig für einen verstärkten Einsatz?
Das Übergabeprinzip von dem einen auf das andere Transportmittel ermöglicht es, deren Vorteile zu kombinieren. Mit der Einrichtung mehrerer zentraler und feststehender „Übergabeboxen“ (sog. Bentobox-Prinzip, d. Red.) könnte sich dieses Prinzip etablieren und einen großen Beitrag zur Lösung der innenstadtlogistischen Probleme leisten. Es wäre eine sogenannte integrierte Innenstadtlogistik möglich!

Das Interview führte VR-Redakteur Johannes Reichel

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