Brüssel. LKW in der EU sollen länger werden, und zwar vorne durch ein abgerundetes und aerodynamisch gestaltetes Fahrerhaus, hinten durch bis zu zwei Meter lange, einziehbare oder klappbare Luftleiteinrichtungen. Diesen Vorschlag hat EU-Verkehrskommissar Siim Kallas im Rahmen der überarbeiteten Richtlinie zu Maßen und Gewichten von LKW (Richtlinie 96/53/EC) heute in Brüssel vorgestellt.
Andere wichtige Neuerungen darin sind: 45-Fuß-Container werden im Straßengüterverkehr auf Distanzen bis zu 300 Kilometer grundsätzlich zugelassen. LKW mit alternativen Antriebstechniken wie Elektro- oder Hybridmotoren dürfen das normale Höchstgewicht um eine Tonne überschreiten. Alle LKW müssen mit automatischen Gewichtsmessgeräten ausgestattet werden, deren Daten über Distanz abgerufen werden können und Lang-LKW dürfen einmal nationale Grenzen überfahren, aber nur zwischen zwei Ländern, in denen diese Fahrzeuge bereits zugelassen sind oder getestet werden.
Effizienter im Verbrauch und sicherer im Straßenverkehr
Die Möglichkeit zur Verlängerung der Fahrzeuge über das derzeit gültige Höchstmaß von 18,75 Meter hinaus soll nur dazu dienten, LKW aerodynamischer und das Fahrerhaus sicherer zu machen. Eine Vergrößerung der Ladekapazität sieht der Vorschlag nicht vor.
Bei der Gestaltung des Fahrerhauses legt sich die Kommission noch nicht auf einen bestimmten Typ fest. Eine Expertengruppe, die in den nächsten Wochen gebildet wird und der auch Vertreter von Herstellerfirmen angehören werden, sollen verschiedene Modelle prüfen und letztlich der Kommission zur Typengenehmigung vorschlagen. Entscheidende Kriterien dabei sollen das Potenzial der Aerodynamik – und damit das Potenzial, Kraftstoff und CO2 zu sparen – sowie Aspekte der Verkehrssicherheit sein.
Durch die bereits am Markt verfügbaren Luftleiteinrichtungen für LKW und ihre Anhänger sowie abgerundeten Fahrerhäuser verspricht sich die EU-Kommission Einsparungen im Kraftstoffverbrauch um bis zu 10 Prozent, was bei 100.000 Kilometern eine Ersparnis von 5000 Euro bedeuten könnte. Durch das abgerundete Fahrerhaus soll auch die Sicht des Fahrers auf die Straße verbessert und der Aufprall von anderen Verkehrsteilnehmern bei Unfällen verbessert werden. Die EU-Kommission erhofft sich dadurch jährlich zwischen 300 bis 500 weniger Tote durch LKW-Unfälle.
Die Änderungen der Richtlinie müssen in den kommenden Monaten noch vom EU-Parlament und den Verkehrsministern der EU-Mitgliedsstaaten bearbeitet und als Gesetz angenommen werden. Der umstrittene Vorschlag zum grenzüberschreitenden Einsatz von Lang-LKW könnte eine rasche Verabschiedung der sonst wenig umstrittenen Neuerungen gefährden. (kw)