Eindhoven/NL. Auf diesen Augenblick haben nicht nur die Fans der Marke lange gewartet: DAF lüftet endlich die letzten Tarnelemente von seiner neuen schweren Baureihe! Und neu steht bei diesem Wurf aus Eindhoven für wirklich brandneu, weshalb bösen Zungen an dieser Stelle einwerfen dürften, dass es sich damit um den ersten wirklich neuen DAF XF seit dem Jahre 1987 handelt, was der konsequenten Modellpflege, die der niederländische Hersteller in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich durchführte, aber natürlich keinesfalls nicht gerecht wird.
Diesmal durften sich die DAF-Ingenieure vom bisherigen Grundkonzept aus dem Jahr 1987 lösen und mit dem berühmten Stück weißen Papier beginnen. Und taten das zum genau richtigen Zeitpunkt. Denn der Neue nutzt als erster seiner Art die neuen Regularien der EU-Kommission, die bei den Abmessungen mehr Raum für aerodynamische und sicherheitsfördernde Maßnahmen erlauben. Die nutzt DAF indem das Fahrerhaus vorne um 16 Zentimeter verlängert und entsprechend aerodynamisch abgerundet wurde, was den größten Beitrag zum laut Hersteller um 10 Prozent gesenkten Verbrauch, bezogen zum vergleichbaren Vorgängermodell, liefert.
Von letzterem übernimmt der neue lediglich den Namen XF. Die Bezeichnung steht allerdings nur für das Basismodell mit der kleinsten Kabine, die 7,5 Zentimeter niedriger baut als die Version des bisherigen, mittleren Kabine „Space-Cab“. Je nach Position im Fahrerhaus spricht DAF von einen Innenhöhe 1,90 und 2,07 Meter. Wem das nicht genügt, der kann zur XG oder zur Topkabine XG+ greifen, die jeweils 12,5 oder 22 Zentimeter höher bauen als das Fahrerhaus des XF. Der besondere Clou besteht allerdings in der Länge der XG-Kabinen. Sie bauen 33 Zentimeter länger und bieten damit besonders üppige Platzverhältnisse von bis zu 12,5 Kubikmetern und bis zu 2,20 Meter Stehhöhe. Allen Kabinen gemein ist eine große, verglichen zum Vorgänger tiefer gezogene Frontscheibe (2,3 Quadratmeter groß), die zusammen mit schmaleren A-Säulen für deutlich bessere Sichterverhältnisse sorge dürfte.
Apropos Sicht: Nach hinten hat der Kunde ab sofort die Wahl zwischen klassischen Außenspiegeln oder dem optionalen Kameraspiegelsystem, welches die Haupt- und Weitwinkelspiegel ersetzt. Womit DAF nach Daimler der zweite Hersteller ist, der die Außenspiegel digitalisieren kann. Neben der nochmals verbesserten Aerodynamik verbessern die Kameras die Direktsicht, wofür die automatische Schwenkfunktion bei Kurvenfahrt oder das Einblenden zusätzlicher Informationen zu Fahrzeuglänge und Abständen beiträgt. Eine weitere Funktion des Systems liegt in der elektrischen Anklappbarkeit der Spiegelarme, was in Engstellen hilfreich sein kann. Außerdem digitalisierte DAF im Gegensatz zu Daimler auch die Bordstein- und Frontscheibenspiegel.
Beim Bedienkonzept mixt DAF Digitales mit konventionellen Schaltern. Immer Serie ist das digitale Zentraldisplay mit Tacho und Drehzahlmesser, ein weiteres in der Mittelkonsole biete die Niederländer als Option an. Viele lässt sich über das neue Multifunktionslenkrad bedienen, dessen verbindlich rastende Tasten vielen Fahrern gefallen dürften. Ebenso die Tatsache, dass auch Lüftung und Klimaanlage weiterhin über konventionelle Schalter und Drehregler gesteuert werden. Nachlegen will DAF im nächsten Jahr darüber hinaus noch eine elektronisch gesteuerte Feststellbremse. Ab Serienstart zu haben sind dagegen andere Sicherheitsfeatures, wie Bremsassistent, Spurhalteassistent und die Notbremsleuchten. Der neueste Notbremsassistent (AEBS-3) ermöglicht vollautonome Notbremsungen, um einen Aufprall auf stehende und sich bewegende Fahrzeuge bei einer Geschwindigkeit von bis zu 80 km/h zu verhindern. Zudem erkennt der Abbiegeassistent andere Verkehrsteilnehmer oder Objekte auf der Beifahrerseite.
Vorgenommen hat DAF sich ebenfalls die Motoren. Zwar bleibt es bei den bisherigen MX-11- und MX-13-Reichensechszylindern, dank neuen Einspritzdüsen, neuen Zylinderköpfen und Motorblöcken – für höhere Zylinderdrücke – sowie einem neuen Aufbau von Kolben und Laufbuchsen und neuen Turboladern, wurden die Aggregate aber nochmals auf Effizienz getrimmt und speckten nebenbei um bis zu 15 Kilogramm Gewicht ab. Verlängert hat DAF außerdem die Wartungsintervalle, die jetzt bei rekordverdächtigen 200.000 Kilometern im Maximum liegen. Wie schon beim Vorgänger beteiligt sich DAF auch weiterhin nicht am PS-Wettrüsten mancher Konkurrenten, die Niederländer belassen es bei 530 PS im Maximum, gestellt vom MX-13-Motor. Mehr Leistung gibt es aber trotzdem, dank erhöhter und früher anliegender Drehmomente. So bringt es die 530-PS-Variante nun ab 900 Touren auf 2550 Nm Drehmoment, dank Drehmomenterhöhung im zwölften Gang sogar auf 2700 Nm (Vorgänger: 2500, bzw. 2600 Nm, jeweils ab 1000/min). Auf bewährtes setzt DAF bei der Kraftübertragung, diese verrichtet wie beim Vorgänger das automatisierte Zwölfgang-Traxon-Getriebe, das ZF beisteuert. Zur weiteren Steigerung der Effizienz bringt DAF zudem neue Hinterachsen mit reduzierten Ölstand und neuen Ritzellagern.
In Sachen Service führt DAF mit der neuen Generation unter anderem „Over-the-Air-Updates“ für den Motor und die Nachbehandlungssysteme, das Fahrzeug-ECU, das Central Security Gateway (CSG) und DAF Connect ein. Damit können XF, XG und XG+ auf den neuesten Softwarestand gebracht werden, ohne in die Werkstatt zu müssen. Zudem verspricht DAF europaweit gültige Reparatur- und Wartungsverträge und will Kunden dank des neuen Reparatur- und Wartungsplaners proaktiv kontaktieren, sobald Wartungsarbeiten erforderlich sin.
Bis es soweit ist, vergehen allerdings noch ein paar Monate. Zwar sind die neuen DAF ab sofort bestellbar, vor Ende dieses Jahres will DAF aber nicht mit der Produktion beginnen. (bj)