Berlin. Mit seiner Lage und Größe, seiner Infrastrukturqualität und Logistiktechnologie gilt Deutschland als bedeutendster Markt Europas für Logistikimmobilien. Und teuer ist er auch: „Mit dem stetig knapper werdenden Produktangebot zählt der Logistikmarkt in Deutschland, gemessen an der Spitzenrendite, mit 4,5 Prozent zu einem der teuersten in Europa“, berichtet Stephan Haegele, Partner, Investment Advisory Industrial & Logistics, Capital Markets Group bei Cushman & Wakefield Research & Insight. Das US-amerikanische Gewerbeimmobilien-Beratungsunternehmen prognostiziert auch weiterhin für Europas Märkte ein jährliches Wachstum der Spitzenmieten von 1,6 Prozent. Ein Viertel des Gesamtumsatzes in Europa (1.050 Milliarden Euro) entfällt demnach auf Deutschland.
80 Prozent der Investoren aus dem Ausland
Allein im ersten Halbjahr 2018 knackte die Nachfrage nach Logistik- und Lagerflächen hierzulande mit 3,34 Millionen Quadratmetern einen neuen Rekord. Bis zum Jahresende rechnet Cushman & Wakefield mit einem Vermietungsumsatz von mehr als sechs Millionen Quadratmetern. Mit bundesweit rund 3,1 Milliarden Euro verzeichneten Industrie- und Logistikimmobilien den Analysten zufolge bis Mitte 2018 einen Marktanteil von zwölf Prozent am gesamtgewerblichen Immobilieninvestmentmarkt. Damit zähle dieser Bereich zu den drei beliebtesten Anlageklassen. Rund 80 Prozent der Investitionen werden von ausländischen Investoren getätigt.
Onlinehandel und Industrie 4.0 sind Wachstumstreiber
Zu den stärksten Wachstumstreibern zähle der Boom im Onlinehandel. Er habe für einen Imagewandel des Sektors gesorgt: Die Logistik und deren Flächenbedarf rücken mit dem Internet und dem grenzüberschreitenden Warenverkehr zunehmend in den Mittelpunkt. Auch der technologische Fortschritt habe den Sektor grundlegend verändert: Innovationen wie beispielsweise ein IT-basiertes Supply Chain Management und die Industrie 4.0 optimieren und digitalisieren Prozesse und verlangen bei Transport und Gebäudeflächen hochgradig vernetzte und automatisierte Strukturen.
Citylogistik als Zukunftssegment
Die Citylogistik gilt den Experten zufolge derzeit als Zukunftssegment mit großem Potenzial. Neben großen Verteilzentren steige die Nachfrage nach kleinen, dezentralen Einheiten zur innerstädtischen Nahversorgung stark an. Jedoch mangele es an solchen innerstädtischen Flächen. Chancen bieten sich bei der Umnutzung von leerstehenden Parkhäusern, Büros, Gewerbeflächen und Tiefgaragen, so Cushman & Wakefield. Herausforderungen seien neue Citylogistik-Konzepte wie beispielsweise „Same Hour Delivery-Services“ sowie hohe hygienische Anforderungen an neue Flächen zur garantierten Einhaltung von Kühlketten.