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Logistiker befürchten Fachkräftemangel

03.04.2012 12:02 Uhr
Logistiker befürchten Fachkräftemangel
So buhlen andere Branchen um den Nachwuchs: die Ideenwelt von Thyssenkrupp, unterstützt von der Bundesbildungsministerin Annette Schavan (Mitte)
© Foto: Thyssenkrupp

Starke Konkurrenz durch andere Branchen - Vor allem der Mittelstand geht schweren Zeiten entgegen

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Frankfurt. Das Problem des Fachkräftemangel in der Logistikbranche nimmt an Dramatik zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine Delphi-Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC und des Instituts für Zukunftsforschung und Wissensmanagement (IFK) an der EBS Business School in Wiesbaden.

In der Studie haben 94 Logistiker und Branchenexperten aus 24 Ländern weltweit verschiedene Szenarioaussagen mit Eintrittswahrscheinlichkeiten zwischen null und 100 Prozent bewertet. Demnach sehen die Befragten die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Bedarf an Fach- und Führungskräften des Sektors bis zum Jahr 2030 gedeckt werden kann, nur bei knapp 56 Prozent. Zudem sehen sie Nachteile im branchenübergreifenden Wettstreit um Nachwuchstalente: So halten es die Befragten für wenig realistisch (Eintrittswahrscheinlichkeit 35,6 Prozent), dass Nachwuchskräfte 2030 eine Karriere im Transport- und Logistikgeschäft erstrebenswerter finden als in anderen Branchen.

Schlechtes Image und geringe Bezahlung

„Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass die Transport- und Logistikbranche jetzt reagieren muss. Ein schlechtes Image, geringe Bezahlung und unattraktive Aufstiegschancen – das sind die Wahrnehmungen, die der Branche zusetzen. Die Realität zeigt allerdings, dass den Bewerbern lohnende, internationale Karrieremöglichkeiten offen stehen,“ kommentierte Klaus-Dieter Ruske, Partner und Leiter des Geschäftsbereichs Transport und Logistik bei PwC, die Ergebnisse der Umfrage.

Mittelstand gerät ins Hintertreffen

Die Teilnehmer der Befragung vertreten die Ansicht, dass nur die Unternehmen auch im Jahr 2030 noch erfolgreich am Markt sein werden, die aktiv ihre ‚Arbeitgebermarke‘ weiterentwickeln und gezielt einsetzen (rund 70 Prozent Wahrscheinlichkeit). Vor besonderen Herausforderungen steht der Mittelstand: Die Chance dafür, dass sich kleine und mittelgroße Unternehmen in den kommenden 15 bis 20 Jahren zu Wunscharbeitgebern entwickeln, weil sich Bewerber hier wohler fühlen als in Großunternehmen, ist nach Einschätzung der Befragten gering (38,2 Prozent Wahrscheinlichkeit).

Gleichzeitig ist den Befragten klar, dass Imagekampagnen als Strategie gegen den Fachkräftemangel allein nicht ausreichen werden. So werden Logistikunternehmen im Jahr 2030 mehr in die Aus- und Weiterbildung investieren als heute, um das Potenzial der vorhandenen Belegschaft besser zu nutzen (51 Prozent Wahrscheinlichkeit). Eine stärkere Anpassung an die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer, beispielsweise durch altersgerechte Arbeitszeitmodelle und Arbeitsplätze, gilt ebenfalls als wahrscheinlich (55,5 Prozent).

Schließlich müssen zur Bewältigung des Fachkräftemangels auch bislang kaum ausgeschöpfte Talentpools erschlossen werden. Ob die Erhöhung des Frauenanteils eine wirksame Maßnahme ist, da zeigen sich die befragten Experten aber eher pessimistisch: Sie sehen die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Frauenanteil in der Transport- und Logistikbranche bis 2030 stärker steigt als in anderen Sektoren, unter 50 Prozent. (cd) 

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KOMMENTARE


V 480 Truck

03.04.2012 - 19:39 Uhr

Logistiker befürchten Fachkräftemangel: Das Image der Transportbranche ist schon am Boden, da hilft auch keine Kampagne. Eine nach der anderen guten Spedition legt ihren Betrieb still oder geht pleite. Neues Fahrer-Personal lässt sich mit Sicherheit bei diesem Lohnniveau von brutto 6 Euro die Stunde und einer Wochenarbeitszeit von 70 bis 80 Stunden ohne Überstundenbezahlung sowie Zuschlägen nicht finden.


VOLVO Trucker

05.04.2012 - 18:07 Uhr

Personalmangel - wieso? Der kommt doch billig aus dem Osten. Neues aus der Anstalt des Transportgewerbes “Fahrer sind leicht zu ersetzen”: Wolfgang Anwander, Leiter des Tarifausschusses im Landesverband Bayerischer Tranportunternehmer LBT sieht bei den anstehenden Tarifverhandlungen in der Transportbranche wenig Möglichkeit zur Lohnsteigerung. “Wie soll man einem nackten Mann in die Tasche greifen”, entgegnete Anwander der öffentlichen Forderung von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle, der in diesem Jahr “kräftige Lohnerhöhungen” für möglich hält. “Wir haben nach der Dieselpreisrallye 2008, der Mauterhöhung 2009 und der Wirtschaftskrise mit dem einhergehenden Preisverfall zwei desaströse Jahre hinter uns. Somit ist also nichts in der Kasse”, beklagt Anwander. Den Vergleich mit der Stahlindustrie will der Unternehmer nicht gelten lassen: “Wir vegessen, dass der Arbeitsplatz des Fahrers mobil und leicht zu ersetzen ist”, erklärt der LBT-Mann, "wir können durch einen Bulgaren oder Portugiesen zu Preisen ausgetauscht werden, bei denen mir die Augen tränen.” In Bezug auf einen möglichen Streik sendet Anwander ein klares Signal an die Gewerkschaft: “Wenn Verdi dieses Zauberwort kurz vor Weihnachten ausspricht, wird vor allem bei der Spedition der Baum brennen.” Angesichts der zum 1. Mai 2011 kommenden Arbeitnehmerfreizügigkeit appelliert Anwander: “Die Herren Hundt und Co. mögen sich überlegen, wie sie das politisch steuern können, wenn ein Unternehmer aus Regensburg seine 20 Stammfahrer in die Wüste schickt und 20 Tschechen anheuert. Die können auf der B20 bequem pendeln.”


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