Berlin. Mit der fortschreitenden Digitalisierung ändern sich auch die Inhalte und Anforderungen an Ausbildungsberufe in Industrie und Logistik. "Mit Änderungen ist in den nächsten Jahren zu rechnen", betonte Simon Grupe, Referatsleiter kaufmännische und Dienstleistungsberufe beim DIHK – Deutscher Industrie- und Handelskammertag, in der Sequenz "Schöne neue Arbeitswelt" beim Deutschen Logistik-Kongress in Berlin. Nötig seien in diesem Zusammenhang künftig auch Angebote für die Fortbildung der Ausbilder und Lehrer selbst.
Neue Fähigkeiten sind gefragt
Zudem seien Bund und Länder gefragt, die Ausstattung und Infrastruktur in Schulen und Berufsschulen zu verbessern. Auch die Kommunikation zwischen Betrieb und Schule müsse gestärkt werden, etwa durch Kooperationsprojekte. Um die betriebliche Realität aufzuzeigen, könne es sinnvoll sein, Ausbilder in die Berufsschule zu schicken, empfiehlt Grupe. Künftig seien zudem ganz andere Fähigkeiten gefordert als in der Vergangenheit. Dazu gehören etwa individuelles Erzeugen, Teilen und Anwenden von Wissen sowie Kooperations- und Problemlösungsfähigkeit. Aber auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion und Softskills seien stärker gefragt als bislang. Bei Hardwarethemen gehe es um den Umgang mit IT und Geräten. Neben einem breiten IT-Verständnis sei auch Verständnis für betriebliche Abläufe, Zusammenhänge und Wertschöpfungsketten entscheidend.
Arbeitsstile für alle Generationen
Dass dabei für die Mitarbeiter flexibles Arbeiten immer wichtiger wird, betonte Markus Köhler, seit 2015 Leiter Personal und Mitglied der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland. Gleichzeitig müssten Firmen bei der Veränderung der Arbeitswelt auch den unterschiedlichen Arbeitsstilen für alle Generationen gerecht werden. Essentiell sei dabei das Wissensmanagement, das nötig sei, um die Datenflut zu beherrschen. Längst überholt sind aus Sicht von Köhler Hierarchien und Präsenzkultur. Allerdings müssten auch Anreizsysteme und Führungskultur angepasst werden, um die Selbstverantwortung der Mitarbeiter zu unterstützen. "Digitalkompetenz wird mindestens genauso wichtig wie fachliche oder soziale Kompetenz", ergänzte der Microsoft-Manager.
Mitarbeiter mitnehmen
Dass seine Lagermitarbeiter leider kein Home Office machen können, betonte Christoph Mangelmans, Mitglied der Geschäftsleitung von Fiege in Greven. Das Unternehmen setzt aber seit Kurzem Roboter von Magazzino als Unterstützer im Lager ein. "Wir haben dabei anfangs viel falsch gemacht: Die Mitarbeiter hatten große Ängste und haben immer den Notausknopf gedrückt, damit der Roboter nicht produktiver ist als sie", berichtete Mangelmans. Wichtig sei es daher, die Mitarbeiter mitzunehmen. Nachdem den drei Robotern gemeinsam Namen gegeben wurden, werden die digitalen Kollegen inzwischen akzeptiert.
Disruptives Denken nötig
Dass der Logistikbereich stark betroffen sein wird von der Digitalisierung, davon geht Mangelmans aus. "Viele Jobs werden sich ändern", prognostiziert er. Schon heute automatisieren viele Firmen wegen des Fachkräftemangels, betonte Dr. Kerstin Höfle, Leiterin Technologiemanagement bei Körber Logistics Systems. Damit die Bediener auch die Maschinen steuern können, müsse man auch bei der Weiterbildung der bestehenden Belegschaft ansetzen. Vom lebenslangen Lernen war einhellig die Rede auf dem Podium. Immerhin würden die Systeme aber auch immer intuitiver bedienbar. Köhler von Microsoft geht das alles aber noch zu langsam: "Die Leute müssen mehr disruptive denken, was neues, was ganz anderes machen. Da müssen wir hin, auch in der Ausbildung, sonst werden wir abgehängt."