Online-Bewerbung gegen Fachkräftemangel?

„Unternehmen, die es in den nächsten Jahren nicht schaffen, ihr Bewerbungsverfahren anzupassen und zeitgemäßer zu gestalten, werden vom Markt verschwinden.“ Marius Kurz ist Leiter der Strategieberatung der Recruiting Firma Kurz & Klein für die Logistikbranche. Er beschäftigt sich somit täglich mit Herausforderungen im Personalmanagement, wie dem andauernden Personalmangel und vor allem dem Mangel an geeignetem Nachwuchs. Lösungen seien beispielsweise vereinfachte und modernere Bewerbungsprozesse wie Online-Kurzbewerbungen oder auch Bewerbungen über Social-Media. So wie Marius Kurz arbeiten auch Unternehmen wie L.I.T. und die Spedition Weets laufend an innovativen Wegen, neue Mitarbeiter zu gewinnen. Muss man sich dafür aber von allen altbewährten Methoden verabschieden, um möglichst weit auf die jüngeren Generationen zuzugehen? Bewerberfreundlicher Prozess ist wichtig Bereits im Jahr 2021 veröffentlichte das Online-Jobportal Stepstone eine Studie zum Thema Bewerbungsprozesse und inwieweit dieser den Wettbewerb um Nachwuchs beeinflusst. Zu dieser Studie wurden 28.000 Teilnehmer befragt. Für 85 Prozent der Jobinteressenten ist ein bewerberfreundlicher Prozess ein wichtiges Argument, ob sie sich für oder gegen ein Unternehmen entscheiden. Doch was ist genau mit bewerberfreundlich gemeint? Jobinteressenten wünschen sich mehr Effizienz und Schnelligkeit rund um den ganzen Bewerbungsprozess. Das Smartphone spielt hierbei eine wichtige Rolle – es ist für die meisten Menschen selbstverständlicher Begleiter. „Eine Online-Schnellbewerbung ist als Kontaktaufnahme sehr sinnvoll. Ein Anschreiben spielt in diesem Schritt meiner Meinung nach, keine große Rolle mehr“, sagt Marius Kurz. Auch Jobinteressenten empfinden das Anschreiben als besonders mühsam und jeder zweite Befragte sieht das Bewerbungsanschreiben sogar als Schwierigkeit an. Laut Marius Kurz ist dies aber ein Thema des eigenen Standards und welchen ich auch von meinen Bewerbern erwarte. Alle Hürden einer Bewerbung möchte L.I.T. deshalb den Kandidaten nicht nehmen: „Für uns ist ein Anschreiben vor allem für die kaufmännischen Berufe und auch für unser Duales Studium wichtig. Dabei ist uns bewusst, dass nicht jeder Bewerber einen ausgezeichneten Schreibstil haben kann. Es sollte jedoch individuell und authentisch sein“, sagt Astrid Jonat, Ausbildungsleiterin bei L.I.T..Ist ein Anschreiben überhaupt noch zeitgemäß? Der Vorteil eines Anschreibens sei doch, dass sich auf der einen Seite der Bewerber die Zeit nehmen kann, um nochmals genauer über seine eigenen Fähigkeiten und Interessen nachzudenken. Auch ob diese in einem Zusammenhang mit den Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle stehen. Der Arbeitgeber kann auf der anderen Seite seine Bewerber in einer ersten Instanz bereits ein wenig kennenlernen und sich auf ein persönliches Gespräch besser vorbereiten. „Das Bewerbungsgespräch ist für uns eines der wichtigsten Instrumente. Wir können die Bewerber so persönlich kennenlernen und abschätzen, ob sie zu uns passen. Dennoch begrüßen auch wir den traditionellen Weg einer Bewerbung mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen“, sagt Celine Bakovic, Marketing Managerin der Spedition Weets. Gegen ein modernes und vor allem digitales Angebot, sich zu bewerben, spricht also grundsätzlich nichts. Im Gegenteil: Die Spedition Weets konnte durch die etablierte Kurzbewerbung auf ihrer Homepage und durch Werbeanzeigen in den sozialen Netzwerken ihre Bewerberzahl deutlich steigern – und das trotz eines geforderten Anschreibens. „Die jüngeren Generationen werden teils kritisiert, dass sie weniger effizient und belastbar sind. Aber es gibt auch eine Generation, die diese erzogen hat. Jüngere Bewerber werden also durch ein stark vereinfachtes Bewerbungsverfahren darauf trainiert, ohne großen Aufwand deren Traumjob mit einem Traumgehalt zu bekommen“, stellt Marius Kurz fest. Auch aus der Studie von Stepstone geht hervor, dass die älteren Teilnehmer gewohnt sind, dass immer noch viele HR-Abteilungen ein Anschreiben erwarten. Somit beurteilen nur 29 Prozent der Bewerber in der Altersgruppe ab 30 Jahren diese Pflichtübung als problematisch.Persönlicher Kontakt ist unabdingbar Der aktuelle Trend zeigt letztendlich ganz klar: Je jünger die Zielgruppe für die ausgeschriebene Stelle ist, desto notwendiger sind die Optimierungen der Stellenanzeige und des Bewerbungsprozesses im digitalen Bereich. Auch sogenannte Ein-Klick-Bewerbungen oder Bewerbungen über Social-Media sind für die erste Kontaktaufnahme durchaus sinnvoll. Wenn es um den persönlichen Kontakt geht, sind sich Astrid Jonat, Celine Bakovic und Marius Kurz aber einig: „Persönliche Telefonate und Gespräche sind immer noch das A und O.“ Hier finden Sie die "Checkliste Ausbildung & Karriere: Bewerbungsprozess optimierten".

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