Stuttgart. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat sich gegen wiederholte Vorwürfe zur Wehr gesetzt, er wolle Stuttgart 21 auch nach der Volksabstimmung weiter bekämpfen. Die Grünen hätten jetzt den Auftrag, an diesem Projekt mitzuwirken. „Wir tun dies, und wir werden es engagiert tun. Sie müssen uns da nicht treiben", rief der Grünen-Politiker am Donnerstag der Opposition im Stuttgarter Landtag zu. Die CDU-Verkehrsexpertin Nicole Razavi hielt Hermann vor: „Sie hatten versprochen, Stuttgart 21 zu verhindern, und Sie sitzen jetzt in der Glaubwürdigkeitsfalle." Sein plötzliches Engagement für S21 nehme ihm keiner ab. „Ihre 180-Grad-Wende vom Saulus zum Paulus ist beachtlich. Ob sie das schaffen, ist aber fraglich."
Für die FDP sagte Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke, Hermanns Leitmotiv für dessen politisches Leben sei das Verhindern von S21 gewesen. „Wer Winfried Hermann auffordert, Stuttgart 21 zu bauen, der kann auch von Daniela Katzenberger verlangen, dass sie das Wort zum Sonntag spricht", feixte Rülke in Anspielung auf die TV-Sternchen.
Hermann erklärte, schon als Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Bundestag habe er sich heftige Auseinandersetzungen mit der Deutschen Bahn geliefert. „Zur Selbstverständlichkeit eines Profis - unabhängig ob er Ausschussvorsitzender oder Manager war - gehörte es schon immer, in der Sache hart zu streiten und anschließend trotzdem noch anständig miteinander zu reden." An die Adresse von CDU und FDP sagte er: „Diese Professionalität vermisse ich manchmal in diesem Parlament."
Auch SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel rügte die Opposition: „Wenn der Verkehrsminister einmal am Tag sagt, er wird das Projekt jetzt unterstützen, dann sagen Sie: Er muss es aber zweimal sagen."
Hermann betonte, die Grünen würden bei S21 bei ihrer Linie bleiben, die sie nach der Volksabstimmung ausgegeben hatten. „Ich lasse mir nicht sagen, dass konstruktive und kritische Zusammenarbeit zu wenig ist." Er werde weiter stark auf die Kosten achten. „Wir werden alles tun, damit dieses Projekt nicht, wie von mir immer wieder befürchtet, den Rest der Projekte im Land erschlägt." (dpa)