Frankfurt/Main. Bevor sich Thomas Klappich am Frankfurter Flughafen an die Arbeit macht, lässt er sicherheitshalber die Rollläden am Tor herunter. Schließlich könnte ein gefährliches Reptil ausbüchsen und die ganze Animal Lounge in Angst und Schrecken versetzen. Vorsichtig öffnet er in dem kargen, nun rundum geschlossenen Raum mit einer langen Zange eine Holzkiste. „Es kann ja immer sein, dass einem etwas entgegen hüpft“, erklärt der Mann, der Koch gelernt hat und sich nun um Fische und Reptilien kümmert.
In der Animal Lounge der Lufthansa Cargo werden reisende Tiere betreut. Zu Klappichs Job gehört es, die Transportkisten mit den Reptilien so vorzubereiten, dass der Tierarzt den Inhalt stichprobenartig untersuchen kann. Die Kiste, die Klappich an diesem Tag öffnet, enthält nichts Giftiges - so steht es jedenfalls auf der Transportbox. Sie kommt aus Madagaskar, 6 junge Schlangen und 16 Chamäleons reisen darin. Erstere liegen zusammengekringelt in Stoffbeuteln, die an der Wand befestigt sind. Die Chamäleons sitzen in kleinen Holzboxen. Sie alle sind auf dem Weg in eine Zoohandlung in Deutschland.
Vorsichtig holt Klappich eines der kunterbunten Pantherchamäleons heraus und setzt es sich auf die Hand. Aufgeregt rennt es seinen Arm hinauf. „Die meisten Tiere, die hier ankommen, sind fit“, sagt der 50-Jährige. Es gibt genaue internationale Vorschriften, wie die Tiere transportiert werden müssen. Unorthodoxe Behältnisse wie etwa eine Schublade mit Deckel drauf für Heuschrecken hat Klappich schon sehr lange nicht mehr gesehen.
Für Reptilien sind Flüge unproblematisch
„Reptilien fühlen sich in den engen Kisten gut. Ein Flug ist für sie unproblematisch“, erklärt Andreas Mindt von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) in Mannheim. Schließlich würden sie sich von Natur aus an engen Stellen verstecken. Wichtig sei jedoch die Temperatur - Kälte oder Hitze könnten lebensgefährlich werden.
Über den Frankfurter Flughafen werden sehr häufig Geckos verschickt, auch viele Frösche und Schlangen gehören zu den Gästen der Animal Lounge. Klappich hat hier als „Fischretter“ angefangen, das steht auch groß auf seiner knallgelben Warnweste.
Als er sich vor sechs Jahren neben den Fischen in Not auch um die Reptilien kümmern sollte, musste er zunächst einmal viel lernen. „Ich war bei Leuten, die Reptilien halten und habe dort den Umgang mit den Tieren geübt“, erzählt er. Dazu gehörte auch, Alligatoren anzufassen.
Die größte Überwindung kosteten ihn die Giftschlangen. Schließlich greifen Kobras auch mal blitzschnell an und können sogar durch die Luftlöcher der Transportboxen spucken.
Etwas Schlimmes ist ihm aber noch nie passiert. Zwar hatte sich mal ein Gecko in der Transportbox selbstständig gemacht und war beim Öffnen der Kiste sofort herausgesprungen. Das Tier raste die glatte Wand hinauf, konnte jedoch bald eingefangen werden. Für den Umgang mit gefährlichen Tieren hat Klappich unter anderem dicke Handschuhe, Schutzbrille und Greifzange parat. Damit er genau weiß, mit wem er es in der Kiste zu tun hat, liegen einige Bücher parat wie „Geckos der Welt“ oder die „Schlangen-Enzyklopädie“.
Das Nachschlagewerk für Schlangen hat ihm schon einmal geholfen, als er etwas hilflos einen Grünen Baumpython betrachtete. Das Tier hatte scheinbar die falsche Farbe. Des Rätsels Lösung: Die Jungtiere sind gelb statt grün - mit dem Tier war also alles in Ordnung. (dpa)