Donald Trump wird heute, am 20. Januar, zum zweiten Mal als US-Präsident vereidigt. Schon zuvor hat er angedroht, die Zölle auf Importe aus Europa auf 10 bis 20 Prozent zu erhöhen und für Einfuhren auf China auf 60 Prozent. Gleich an seinem ersten Tag im Amt wolle er hohe Importzölle auf alle Waren aus Mexiko und Kanada sowie zusätzliche Zölle auf Waren aus China verhängen.
Trotzdem stiegen die deutschen Ex- und Importe mit den USA laut den vorläufigen Daten 2024 auf rund 255 Milliarden Euro. Das bedeutet einen Vorsprung von acht Milliarden Euro gegenüber dem zweitwichtigsten Handelspartner China. Auf den weiteren Plätzen folgen die Niederlande, Frankreich und Polen.
Deutschland laufe Gefahr, bei erneuten Zollstreitigkeiten seiner beiden wichtigsten Wirtschaftspartner zwischen die Fronten zu geraten. Laut Agentur für Wirtschaftsförderung "Germany Trade & Invest" (GTAI) droht eine Verschärfung des US-chinesischen Handelskonflikts und entsprechender Druck auf Deutschland, sich den USA anzuschließen.
Mützenich warnt vor Job-Verlusten
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hat vor massiven Auswirkungen möglicher Strafzölle der neuen US-Regierung auf die deutsche Wirtschaft gewarnt und für diesen Fall mit Gegenmaßnahmen der EU gedroht. "Wenn diese Zölle kommen, wird das Arbeitsplätze auch in Deutschland kosten", sagte der Vorsitzende der größten Regierungsfraktion im Bundestag der Deutschen Presse-Agentur. "Insgesamt würde das die Weltwirtschaft zurückwerfen."
Die "Süddeutsche Zeitung" zitierte vor wenigen Tagen aus einer Studie des Prognos-Instituts, nach der in Deutschland 1,2 Millionen Arbeitsplätze an Exporten in die USA hängen, von denen Trumps Zölle 300.000 gefährden könnten.
Besonders hart würde es wohl die ohnehin schon angeschlagene Autoindustrie treffen. Fast jeder dritte Porsche und jeder sechste BMW wurden 2024 in Nordamerika verkauft, bei VW, Audi und Mercedes-Benz lag der Anteil jeweils bei 12 bis 15 Prozent.
Hohe Zölle würden Trump selbst schaden
Doch obwohl die hohen Zölle deutsche Unternehmen, gerade in der Autoindustrie, schwer treffen können, warnt Simone Menne, Präsidentin der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany), vor Panik. "Schon in der ersten Amtszeit von Trump gab es viele Ankündigungen, längst nicht alle wurden in die Realität umgesetzt", sagte Menne der Deutschen Presse-Agentur kurz vor Trumps Amtseinführung an diesem Montag. "Ich rate zu Gelassenheit. Es besteht kein Anlass zu Hektik."
"Hohe Einfuhrzölle würden zudem Präsident Trump und der US-Wirtschaft selbst schaden", sagte die USA-Expertin. "Dann würden die Preise in den USA steigen, die Inflation zunehmen und der Dollar stärker bewertet werden, was die US-Exporte verteuert. Das wäre nicht gut für die USA. Auch die Unternehmen dort mögen keine Unsicherheit."
LNG-Überkapazitäten
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt hingegen vor den geopolitischen Risiken durch deutsche LNG-Überkapazitäten. Im Wahlkampf hatte Trump angekündigt, die Förderung von umweltschädlichem Fracking-Gas massiv auszuweiten und weitere Deals für den Export in die EU einzufädeln.
Dazu erklärt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Die Überkapazitäten bei den LNG-Terminals machen uns erpressbar für Trump. Der neue US-Präsident wird nicht zögern, von EU-Kommission und Bundesregierung den Kauf von noch mehr Fracking-Gas zu fordern. Es droht ein schmutziger Deal nach dem Motto 'Verzicht auf Zölle gegen Import von Fracking-Gas'. Das wäre nicht nur klimapolitisch eine Katastrophe, sondern auch wirtschaftlich fatal: Das US-Fracking-Gas ist weitaus teurer als alternative Lieferungen zum Beispiel aus Norwegen. Schon heute kommt aber fast das gesamte nach Deutschland importierte LNG aus den USA – 2024 lag der Anteil bei 86 Prozent. Um eine Erpressung zur Nutzung der Überkapazitäten zu verhindern, muss die Bundesregierung Bau und Inbetriebnahme weiterer LNG-Terminals sofort stoppen. Alle Projekte gehören auf den Prüfstand. Der Import des besonders klima- und umweltschädlichen Fracking-Gases muss dringend verboten werden."
Deutschland pessimistisch
Zwei Drittel der Deutschen (67 Prozent) erwarten eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen Deutschland und den USA nach dem Amtsantritt von Donald Trump. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur glauben dagegen nur acht Prozent an eine Verbesserung. 17 Prozent meinen, dass das Verhältnis der beiden in der Nato und der G7-Staatengruppe wirtschaftsstarker Demokratien miteinander verbündeten Länder in etwa gleich bleiben wird.
68 Prozent der 2078 von YouGov zwischen dem 10. und 14. Januar Befragten gehen davon aus, dass die Präsidentschaft Trumps der deutschen Wirtschaft schaden wird. 12 Prozent rechnen nicht mit größeren Auswirkungen und nur sechs Prozent meinen, Deutschland könne profitieren.