Bern. Der weltbekannte Gotthard-Straßentunnel soll für umgerechnet mehr als zwei Milliarden Euro eine zweite Röhre bekommen. Dies sei langfristig die preiswerteste Variante für die unumgängliche Totalsanierung der bislang einzigen Gotthard-Fahrzeugröhre, erklärte die Schweizer Regierung am Mittwoch in Bern. Autofahrer, die oft nach Italien unterwegs sind, sollten sich aber nicht zu früh freuen: In Betrieb gehen soll die neue Röhre frühestens im Jahr 2027. Und die Schweizer Linke will sie per Referendum verhindern.
Ein Gesetz für den Bau der zweiten Röhre, das wegen der Vorschriften zum Umweltschutz in den Alpen erforderlich ist, soll demnächst verabschiedet werden. Bislang läuft der Verkehr durch den mit 16,9 Kilometern drittlängsten Straßentunnel der Welt, der zugleich einer der stärksten frequentierten Autoverbindungen zwischen Nord- und Südeuropa ist, zweispurig durch eine Röhre. Künftig soll das durch zwei separate Tunnelröhren möglich sein.
Die Regierung sei nach eingehender Prüfung und vielen Diskussionen überzeugt, dass der Bau einer zweiten Röhre unter Berücksichtigung von Aufwand und Kosten sowie der Sicherheit die sinnvollste sei, teilte das Schweizer Bundesamt für Straßen mit. Zudem werde auf diese Weise auch während der Sanierung des 1980 eröffneten alten Gotthard-Tunnel eine gute Straßenanbindung des Schweizer Kantons Tessin an den Norden der Alpenrepublik gewährleistet.
2,33 Milliarden Euro Baukosten
Die vom Bundesrat – so heißt in der Schweiz die Regierung – gewählte Variante soll 2,8 Milliarden Franken kosten (2,33 Milliarden Euro). Darin enthalten sind auch die Kosten, die anfallen, um den bestehenden Tunnel bis zur Eröffnung der zweiten Röhre länger betriebstauglich zu halten. Der Bundesrat verwarf billigere Varianten, die über Jahre hinweg zeitweilige Vollsperrungen des Gotthard-Straßentunnels erforderlich gemacht hätten.
Ob es tatsächlich eines Tages eine zweite Gotthard-Röhre geben wird, ist allerdings durchaus ungewiss: Die Sozialdemokratische Partei (SP) der Schweiz kündigte am Mittwoch umgehend an, das Milliarden-Vorhaben per Volksentscheid verhindern zu wollen. Die Entscheidung des Bundesrats untergrabe den Willen des Volkes, das sich bereits für eine Verkehrsverlagerung auf die Schiene ausgesprochen habe. (dpa)
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