Zurrmittel

ZurrmittelEtikettenschwindelEin Zurrgurt sieht aus, wie ein Zurrgurt aussieht. Ob er hält, was sein Etikett verspricht, sieht man ihm nicht an. Doch an bestimmten Merkmalen lassen sich unsichere Zurrmittel erkennen.Bei der ersten Betrachtung sehen beide Zurrgurte fast gleich aus: Das Produkt eines bekannten deutschen Zurrmittelherstellers und das eines unbekannten Inverkehrbringers, der uns seinen Namen auf dem Etikett nicht preisgeben möchte. Auch Ratsche und Haken machen einen soliden Eindruck, was sollte also beim Zurrgurt des unbekannten Inverkehrbringers anders sein, als beim Markenprodukt? Häufig ist in dieser Situation der Preis das ausschlaggebende Argument, sich für das Billigprodukt und gegen das Markenprodukt auszusprechen. Dass diese Kaufentscheidung fatal sein kann, belegen Vergleichsprüfungen, welche unabhängig voneinander sowohl vom Königsberger Ladungssicherungskreis, von Herstellern und von der Prüfstelle der Berufsgenossenschaft für Transport und Verkehrswirtschaft (BG Verkehr) durchgeführt wurden. Bei den untersuchten Mustern handelte es sich um Standard-Zurrgurte mit einer zulässigen Zurrkraft LC = 2500 daN. Sie wurden aufgrund ihres niedrigen Verkaufspreises oder wegen erkennbarer Kennzeichnungsfehler ausgewählt. Bei der Zugprüfung dieser Zurrgurte muss eine Mindestbruchkraft von 5000 daN erreicht werden (Sicherheitsfaktor 2 bei LC= 2500 daN). Tatsächlich erreichten mehr als die Hälfte der getesteten Muster nur Bruchkräfte zwischen 2400 daN und 3100 daN! Auch andere Prüfanteile, die gemäß der für Zurrgurte einschlägigen Norm DIN EN 12195-2 durchgeführt wurden, zeigten Mängel auf, wie funktionsbeeinträchtigende Deformationen nach Belastung oder zu geringe Ratschenhebelfestigkeiten. Erschreckende PrüfergebnisseAn diesem Punkt nützt dann auch die beste Verladeanweisung nicht mehr weiter, wenn die eingesetzten Zurrmittel nicht das leisten können, was sie laut Etikett versprechen. Stattdessen ist hier von einem echten Sicherheitsrisiko auszugehen, wie die erzielten Bruchkraftwerte zeigen. Vermehrt wurden derartige Zurrgurte daher von den Kontrollbehörden aus dem Verkehr gezogen.Dass eine gleichbleibende Qualität nicht zum „Nulltarif“ erreichbar ist, zeigt sich bei einem Blick in die Fertigungsstätten der renommierten Zurrmittelhersteller: Mithilfe eigener Zugprüfmaschinen wird sowohl die Wareneingangskontrolle, beispielsweise der angelieferten Beschlagteile (Ratschen, Haken), Gurtbandmaterial als auch die Überwachung der eigenen Fertigung, zum Beispiel die Haltbarkeit der Gurtbandvernähungen, vorgenommen. Nur über solche zerstörenden Prüfungen können Mängel am Produkt rechtzeitig erkannt werden. Diese Art der Produktionsüberwachung wird in der Norm DIN EN 12195-2 explizit gefordert. Die damit verbundenen Kosten schlagen sich natürlich im Produktpreis nieder. Über die Herkunft der Billigware kann dagegen aufgrund fehlender Herstellernamen und Adressen nur spekuliert werden. Ein großer Anteil stammt wohl aus südosteuropäischen Produktionsstätten. Ob dort eine Eigenüberwachung der Produktion stattfindet, bleibt fraglich. Die Fehler in der Etikettierung zeigen jedoch, dass man sich dort mit der Produktnorm DIN EN 12195-2 nicht auseinandergesetzt hat und folglich wohl auch nicht die Anforderungen an Mindestbruchkräfte usw. kennt. Fehlende Angaben zu Hersteller oder Inverkehrbringer führen dazu, dass die Marktüberwachungsbehörden festgestellte Verstöße nicht weiter verfolgen können, da niemand greifbar ist. Das neue Produktsicherheitsgesetz, das Ende 2011 das alte Geräte- und Produktsicherheitsgesetz abgelöst hat, sieht allerdings eine umfassendere Kennzeichnungspflicht – Herstellername und Kontaktanschrift – von Verbraucherprodukten vor. Gleichzeitig wurde die Position der deutschen Marktüberwachungsbehörden gestärkt. Eine Verbesserung der Situation in Bezug auf die beschriebenen Billig-Zurrgurte, die bei einer Vollbremsung oder einem Ausweichmanöver zum Sicherheitsrisiko werden, bleibt also abzuwarten.Entscheidungshilfe GS-ZeichenEin probates Kriterium, um sich vor Fehlkäufen zu schützen, stellt nach wie vor das GS-Zeichen dar. Grundsätzlich handelt es sich hierbei um den Verweis auf eine freiwillige Produktprüfung, die der Hersteller oder Inverkehrbringer bei einer zugelassenen Prüf- und Zertifzierungsstelle beantragen kann. Das Verfahren beinhaltet nicht nur die Prüfung des Produkts selbst, sondern auch eine regelmäßige Überwachung der Fertigung sowie weitere stichprobenartige Prüfungen des Produkts. Durch Erfahrungsaustauschkreise der Prüfstellen wird gewährleistet, dass einheitliche Prüfkriterien für alle Prüfstellen vorliegen. Somit kann der Käufer eines GS-zertifizierten Produkts grundsätzlich davon ausgehen, dass der geforderte Standard nach Norm als auch Aspekte der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes, beispielsweise durch Überprüfung von Ratschengriffen aus Gummi auf mögliche krebserregende PAK-Belastungen, eingehalten werden. ❙❚■ Markus JacobiMängel – es darf keine CE-Kennzeichnung geben, die LBS-Angabe ist irreführend und falschAuffällig: hohe LC-Werte; erforderliche Angaben wie Dehnung, SHF, STF und Normverweis fehlenWenn die Angaben auf dem Etikett nicht stimmen, wird der Zurrgurt zum SicherheitsrisikoZurrmittelErste Hilfe: die Überprüfung des Etiketts Die beanstandeten Zurrgurte wiesen in der Regel gleichzeitig auch Kennzeichnungsfehler am Etikett auf. Daher kann die Überprüfung des Etiketts eine erste Orientierung sein, ob es sich um das Produkt eines seriösen Herstellers handelt oder nicht. Folgende Punkte geben eine Hilfestellung:Ist klar erkennbar, wer Hersteller oder Inverkehrbringer des Produkts ist?Das Etikett muss Angaben zur zulässigen Zurrkraft LC in daN enthalten. Angaben in kg oder lbs sind nicht zulässig.Es darf kein CE-Zeichen aufgedruckt sein. Eine CE-Kennzeichnung ist für Zurrmittel nicht zulässig!Ist zusätzlich eine Kurzbedienungs-anleitung in deutscher Sprache vorhanden?Enthält das Etikett alle relevanten Angaben gemäß DIN EN 12195-2 (LC, SHF/STF, Gurtbandwerkstoff, z.B. PES, Länge, Name oder eindeutiges Zeichen des Herstellers, Dehnung, Rückverfolgbarkeitscode, Herstellungsjahr, Normverweis, Warnhinweis „Darf nicht zum Heben verwendet werden“)?Zu guter Letzt:Misstrauen ist angebracht bei Zurrgurt-Angeboten aus zweifelhaften Quellen. Zum Teil wurden Billig-Zurrgurte von fliegenden Händlern „aus dem Kofferraum heraus“ verkauft. Bevorzugen Sie stattdessen Zurrmittel mit GS-Zeichen. Wenn Sie trotzdem Zweifel an der Gültigkeit eines GS-Zeichens haben: Eine Zertifikatsrecherche im Internet ist je nach beauftragter Prüfstelle möglich zum Beispiel unter www.tuev-sued.de/industrie_konsumprodukte/zertifikatsdatenbankwww.dguv.de/dguv-test/de/zertifikatsrecherche/index.jsp mjTipps für Einkäufer

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