Wie will Metro Logistics im Markt punkten?

Metro Logistics war bislang Konzerndienstleister der Metro AG. Ab sofort positionieren Sie sich als eigenständig operierendes Logistikunternehmen. Wie fühlt sich das für Sie an, vom Auftraggeber plötzlich zum Dienstleister zu werden? Die Aufbruchstimmung bei uns allen ist sehr groß, unser Transformationsprozess, uns am Markt als Drittanbieter aufzustellen, hat begonnen. Was von uns jetzt noch stärker gefordert ist, ist unternehmerisches Denken und eine noch stärkere Verantwortungsübernahme. Unsere Rolle hat sich dahingehend bedeutend verändert. Warum hat sich der Metro Konzern überhaupt zu diesem Schritt entschlossen? Wie Sie wissen, hat die Metro AG die Hypermarktkette Real verkauft. Dadurch wird bei Metro Logistics viel Lagerfläche frei. Es gibt da letztlich nur zwei Möglichkeiten: entweder man schrumpft das Ganze auf das zusammen, was man nur noch braucht, um die verbleibenden Kunden zu bedienen. Oder aber man sucht sich neue Kunden, um mit diesen in zwei, drei Jahren die freiwerdenden Flächen neu zu befüllen. Wir haben uns für den zweiten Weg entschieden, weil wir sehr zuversichtlich sind, hier erfolgreich zu sein. Wie wird Metro Logistics im Metro-Konzern aufgehängt sein? Wir sind Teil des Metro-Konzerns und gehören derzeit zum Finanzressort. Das heißt, die Metro Logistics berichtet an den CFO der Metro, Christian Baier, und er berichtet an Metro-CEO Olaf Koch. Wie groß und mächtig dürfen wir uns Metro Logistics vorstellen? Metro ist in der Tat groß, wir selbst sind ein kleiner Teil des internationalen Großhandelskonzerns. Da wollen wir bescheiden bleiben, auch wenn wir ca. 2.800 eigene Mitarbeiter beschäftigen. Insgesamt verfügen wir über acht Lager-Standorte mit neun Teilbetrieben und einer Gesamt-Lagerfläche von über 500.000 Quadratmetern. Unsere Zentrale sitzt in Düsseldorf und die weiteren Lagerstandorte befinden sich in Altlandsberg bei Berlin, Bremen, Marl (2 Betriebe), Hamm, Kirchheim an der Weinstraße, Groß-Gerau bei Darmstadt, Reichenbach bei Gera sowie im süddeutschen Bergkirchen. In welchen Geschäftsfeldern Sind Sie aktiv? Das eine Standbein ist unsere Beschaffungslogistik, die wir intern für die Metro Deutschland wie auch unsere externen Kunden wie Real, Media Saturn oder die Markant erbringen. Das zweite große Standbein ist unsere Distributionslogistik, unter der wir unsere Kontraktlogistik, unseren Eigenfuhrpark mit ca. 130 LKW sowie diverse Value Added Services verstehen. Wie positionieren Sie sich im Markt: als 3PL oder 4PL? Das muss man differenziert betrachten: In der Distributionslogistik sind wir als 3PL unterwegs – mit vielen eigenen Mitarbeitern und teilweise eigenen Assets, wie unserem Eigenfuhrpark. In der Beschaffungslogistik sind wir hingegen als 4PL tätig. Dort arbeiten wir nur mit wenig eigenen Mitarbeitern und vorwiegend mit großen Systemdienstleistern wie Nagel Group in der Frische- und Kühllogistik, im Non-Foodbereich vor allem mit Deutsche Post DHL und zum Teil mit Raben Group sowie im Paketbereich mit DPD und UPS. Und für unsere Komplettladungsverkehre (FTL) arbeiten wir mit wechselnden kleinen und mittelständischen Transportunternehmen. Sie sagten, dass Sie über 130 eigene Fahrzeuge verfügen. Wo setzen Sie diese heute ein, und was steht da mit Ihrem Eigenfuhrpark künftig an? In der Marktbelieferung unserer Kunden von unseren Lagerstandorten aus, fahren wir die kurzen Strecken, d.h. bis zu etwa 300 km, weitgehend selbst. Alles andere vergeben wir in der Regel extern. Sprich: unsere eigenen Fahrzeuge setzen wir vorwiegend in der Distributionslogistik im Nahbereich ein. Im Fernverkehr arbeiten wir dagegen mit über 100 regionalen kleinen und mittelständischen Transportpartnern zusammen. Die Kombination aus Eigen- und Fremdanteil passt für uns gut. Ich gehe nicht davon aus, dass wir dies kurzfristig ändern werden. Wir sind derzeit in der Kontrakt- und Beschaffungslogistik mit eigenen Lagerkapazitäten stark und haben einen kleinen, aber feinen eigenen Fuhrpark. Wie sich unsere Lagerstandorte zukünftig entwickeln, und welche Bereiche wir ausbauen, hängt natürlich maßgeblich von unseren zukünftigen Kunden und deren Bedürfnissen ab. Suchen Sie da noch Transportpartner? Wir optimieren kontinuierlich unser Portfolio an leistungsstarken Transportpartnern. Das tun wir in der Beschaffungs- als auch der Distributionslogistik, um für unsere Kunden immer das Beste anzubieten. Nach welchen Kriterien wählen Sie diese aus? Wichtig sind für uns natürlich Aspekte wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. So ist zum Beispiel die Befähigung zum beidseitigen, elektronischen Datenaustausch eine wichtige Voraussetzung. Sowie natürlich auch wettbewerbsfähige Preise. Was gibt bei der Transportvergabe dann den Ausschlag: der Preis oder die Qualität? Eindeutig beides. In der Regel vergeben wir unsere Transportdienstleistungen in Folge eines Ausschreibungsprozesses. Die verschiedenen Bewertungskriterien in diesem Prozess sind sowohl qualitativer als auch preislicher Natur. Wie viel Prozent Ihres Umsatzes machen Sie aktuell mit Metro-Aktivitäten, und welchen Anteil macht Ihr Drittgeschäft aus? In der Distributions- und Kontraktlogistik haben wir bisher, und da sind wir im Moment nach wie vor gut ausgelastet, ausschließlich für Real und Metro Deutschland gearbeitet. Allerdings haben wir inzwischen ergänzend hierzu bereits erste Neukunden akquiriert. In der Beschaffungslogistik erwirtschaften wir jetzt schon zwei Drittel unseres Umsatzes mit Drittkunden und ein Drittel mit unserem internen Kunden Metro. Mit welcher Strategie wollen Sie als Metro Logistics dieses Kunden-Potenzial erschließen? Wir kommen aus der stationären Handelslogistik. Unsere Strategie sieht vor, dass wir uns künftig auch stärker im E-Commerce positionieren. Potenzial sehen wir da nicht nur bei Handels-, sondern genauso auf der produzierenden Industrieseite. In der Beschaffungslogistik arbeiten wir bereits heute mit über 2.000 Herstellern zusammen. Diesen Unternehmen können wir sowohl Lager- als auch Transportlösungen anbieten – sowohl im Food-, als auch im Non-Foodbereich. Mit welchen konkreten Services wollen Sie im Markt punkten? Im Grunde genommen mit allen Services, die wir heute schon anbieten, also in der Kontraktlogistik die klassische Lagerung, unterschiedliche Crossdocking-Varianten und logistische Mehrwertdienste wie Konfektionierung, spezielle Verpackungen, etc. Wir übernehmen für unsere Kunden auch administrative Tätigkeiten wie die Zollabwicklung oder Retourenmanagement. Darüber hinaus, wie bereits gesagt, die Erbringung von Transportdienstleistungen sowohl in der Beschaffungs- als auch der Distributionslogistik. Sie sprechen ja im Moment mit sehr vielen potenziellen Kunden aus Food- und Nonfood-Branche. Wie offen sind diese für einen weiteren neuen Dienstleister im Logistikmarkt? Logistik wird immer gebraucht. Die Bereitschaft, auch einmal mit einem neuen Anbieter zu sprechen, ist groß. Abgesehen davon haben wir uns in der Beschaffungslogistik in den vergangenen 20 Jahren bereits einen Namen erarbeitet. Wir wurden jetzt schon von FMCG-Produzenten auf Lager- und Logistikflächen angesprochen, obwohl wir noch nicht aktiv akquiriert haben. Denn Interessierte wissen, dass Real verkauft wurde und damit unsere Lagerflächen teilweise frei werden. Nicht jeder kann zum Beispiel unterschiedliche Temperaturzonen anbieten. Wir können das. Das ist für uns ein schönes Zeichen: Wir müssen nicht nur suchen, sondern wir werden auch gefunden – natürlich auch, weil wir bereits 25 Jahre Logistikerfahrung mitbringen. Werden Sie Ihre Services auch außerhalb Deutschlands anbieten, und wenn ja in welchen Ländern? Unser Kernmarkt wird in den ersten Jahren nach wie vor Deutschland sein, da unsere Lagerstandorte sich in Deutschland befinden. Wo aber grenznahe Services sinnvoll sind, werden wir diese auch anbieten. Heute sind wir bereits in der Beschaffungslogistik grenznah unterwegs, namentlich für Metro Cash & Carry in Österreich und für Media Saturn in der Schweiz und in Österreich. Wohin wir uns mittelfristig genau hin entwickeln, hängt von unserem Erfolg und den Wünschen unserer Kunden ab. Welche Ziele haben Sie sich für 2021 gesetzt? Ein wichtiges Ziel ist natürlich, dass wir unsere Lagerflächen, die im Moment noch mit den Aktivitäten für Real belegt sind, wieder sukzessive mit Neukunden füllen. Denn das Real-Volumen wird über die nächsten zwei, drei Jahre abschmelzen, und in der Distributionslogistik macht Real derzeit rund zwei Drittel unserer Flächen aus. Und mittelfristig wollen wir natürlich wieder wachsen. Zwei Drittel Lagerflächen mit neuen Kunden zu füllen ist ambitioniert. Aber kein unrealistisches Ziel. Wir haben dafür zwei, drei Jahre Zeit. Zum einen fangen nicht von vorne an. Und zum anderen haben wir zwischenzeitlich bereits eine tolle Vertriebsmannschaft aufgebaut und ein neues Marketingkonzept aufgesetzt, das bereits Wirkung zeigt. Werden Sie Ihre Kunden jetzt über Wettbewerbspreise ködern? Wir werden so agieren wie andere Speditions- und Logistikdienstleister auch. Aber natürlich streben wir an, in die Tenderprozesse aufgenommen zu werden. Wir haben dafür auch ein effizientes Tendermanagement aufgebaut. Aber was das Thema Preise geht, werden wir so agieren wir unsere Marktbegleiter auch. Apropos Marktbegleiter: an welchen Speditions- und Logistikdienstleistern messen Sie sich da? Wir sind mittelgroß. Ich denke, die Kombination aus Beschaffungslogistik (BLOG) und Distributionslogistik (DLOG), die wir anbieten, macht uns einzigartig. Zumal wir dies für alle Sortimente offerieren und über eine langjährige Erfahrung im Lebensmittelbereich verfügen. Es gibt also kein Unternehmen am Markt, das mit uns 1:1 vergleichbar ist. Und mit welchem Erfolgsrezept wollen Sie mittelfristig nach vorne kommen? Wir wollen uns nicht spezialisieren, sondern sehen in vielen Branchen Potenzial. Unsere erste Aufgabe ist, wie gesagt, dass wir unsere freiwerdenden Lagerflächen mit neuen Kunden besetzen. Da unsere Standorte heute noch nicht bzw. nur sehr begrenzt automatisiert sind, sind wir noch nicht festgelegt und somit sehr flexibel an die technischen Anforderungen neuer Kunden. Wir können sehr gut auf Kundenwünsche eingehen – eine Fähigkeit, die besonders im E-Commerce-Geschäft wichtig ist. Bis wann wollen Sie die eine Milliarde Euro Umsatz geknackt haben? Wie gesagt, Wachstum ist erst unser mittelfristiges Ziel. Darüber sprechen wir in einigen Jahren … Wir sind aber fest davon überzeugt, dass wir erfolgreich sein werden. Wir wissen nur noch nicht, exakt mit welchen Kunden und in welchen Branchen das einmal der Fall sein wird (lacht). (eh) Das Interview führte VerkehrsRundschau-Redakteurin Eva Hassa.

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