Lyon/Genf. Forscher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben Dieselabgase aus Autos und Maschinen als krebserregend eingestuft. „Der wissenschaftliche Beweis ist überzeugend“, sagte der Leiter einer Studie der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) in Lyon, Christopher Portier. Die Forschungsgruppe sei übereinstimmend zu der Schlussfolgerung gekommen: „Diesel-Abgase erzeugen bei Menschen Lungenkrebs“, betonte Portier nach einer jetzt veröffentlichten Mitteilung der IARC.
Bereits 1988 hatte die zur WHO gehörende IARC nach ersten Studien den Verdacht geäußert, dass „Dieselabgase vermutlich auf Menschen krebserregend“ wirken. Zehn Jahre später sei empfohlen worden, Forschungen zur potenziellen Schädlichkeit von Dieselabgasen „hohe Priorität“ einzuräumen. Jetzt habe die Internationale Agentur für Krebsforschung „Dieselabgase als krebserregend für Menschen klassifiziert“, erklärte die Agentur.
Abgesehen von „hinreichenden Beweisen“ für die Verursachung von Lungenkrebs gebe es Hinweise darauf, dass Dieselabgase zu Blasenkrebs führen könnten. Zudem forscht die IARC der Mitteilung zufolge weiter nach möglichen Krebsgefahren durch Benzin. Sie verwies darauf, dass sie Benzin bereits 1989 als „möglicherweise krebserregend“ klassifiziert hatte. An dieser Einstufung habe sich durch neuere Forschungen nichts geändert, so dass Benzin im Gegensatz zu Diesel bislang nicht definitiv als krebserregend eingestuft werde.
Die Studie der IARC zur Krebsgefahr durch Diesel wurde finanziert durch die US-Umweltschutzbehörde und der kalifornischen Behörde für die Reinhaltung der Luft (CARB) finanziert.
Autoindustrie widerspricht Studie
Die Autobauer in Deutschland wehren sich gegen eine Studie zur Krebsgefahr durch Diesel-Abgasen. Wissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatten den Ausstoß solcher Motoren als krebserregend für Menschen eingestuft. Aus Sicht des Verbands der Automobilindustrie (VDA) basiert die Untersuchung auf den Emissionswerten alter Dieselmotoren ohne Filtersysteme.
"Diese über acht Jahre alten Motoren repräsentieren in keiner Weise die heute im Markt vorhandene fortschrittliche Dieseltechnologie", hieß es am Donnerstag in einer Stellungnahme in Berlin. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO in Lyon verunsichere den Markt völlig unnötig.
Neuwagen der ab 2014 verbindlichen Schadstoffklasse Euro 6 stoßen laut VDA 98 Prozent weniger Partikel, flüchtige Kohlenwasserstoffe und Kohlenmonoxid aus als Fahrzeuge vor Einführung der Abgasnorm vor 20 Jahren. Bei Stickoxiden betrage der Rückgang 75 Prozent. "Der sparsame und saubere Dieselmotor ist und bleibt ein wesentlicher Baustein der nachhaltigen Antriebs- und Kraftstoffstrategie." (dpa/ak)
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