Wenn die Box mitdenkt

Die Transportverpackung der Zukunft ist intelligent: Sie kann kommunizieren, ihre Inhalte überwachen, Entscheidungen treffen und Maßnahmen eigenständig einleiten. So bahnt sie sich ihren Weg zum Empfänger - ohne den Einfluss von Menschen und über alle Stufen der Lieferkette hinweg. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) gehen davon aus, dass intelligente Behälter und Sensoriken zur Transportüberwachung künftig eine große Rolle in der Logistik spielen werden. Möglich machten das auch der 3-D-Druck sowie Systeme zur automatischen Identifikation (Auto-ID). Als vielversprechende Auto-ID-Technologie bewerten die Experten das Fingerprint-ID-Verfahren für Papier und Pappe, denn zwei Drittel aller Transportverpackungen sind aus Wellpappe. Hier werden die Prinzipien der Personenerkennung über den Fingerabdruck, bekannt etwa vom Smartphone, auf die Verpackung übertragen. Barcodescanner künftig überflüssig Ein hochauflösender Scanner erfasst die individuelle Faserstruktur des Papiers. Labels und Barcodescanner entfallen. "Entscheidend ist, welche Art von Scanner zum Einsatz kommt. Wird die Infrastruktur zu teuer, wird sich das nicht durchsetzen", glaubt Andreas Hölczli, Gruppenleiter IoT Applications, Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS, Nürnberg. Weiter entwickelt sei das Auto-ID-Verfahren Radiofrequenzidentifikation (RFID) zur berührungslosen automatischen Identifikation von Warensendungen, das bereits seit mehr als zehn Jahren im Einsatz ist. "Inzwischen ist der Preis von passiven Tags und Handhelds mit RFID-Modul so niedrig, dass großflächig getaggt werden kann, sogar bei Einwegverpackungen", erklärt Hölczli. Eher zu Marketingals für Logistikzwecke lässt sich dagegen die Near-Field-Communication(NFC)-Technologie aufgrund ihrer kurzen Reichweiten einsetzen. Beispielsweise könnten künftig intelligente Displays mit dem Konsumenten kommunizieren. Die August- Faller-Gruppe hat kürzlich den Smart Packaging-Prototyp "Medical Prescription" vorgestellt. Die Medikamenten- Faltschachtel mit E-Paper-Display und elektronischen Bedienelementen zählt die Tabletten, erinnert den Patienten an die Einnahme und meldet sich, wenn ein neues Rezept zu bestellen ist. Bei Transportverpackungen ist es aus Expertensicht künftig am wahrscheinlichsten, dass sie mit Sensoren ausgestattet sein werden, die über die Belastung während des Transports Auskunft geben, etwa zu Druck, Beschleunigung oder Erschütterung des Pakets im Fahrzeug. Ein in die Verpackung integrierter Sensor könnte so die Unversehrtheit des Packguts überwachen. Im Idealfall liefert der Zusteller das beschädigte Paket dann gar nicht erst aus. Doch sowohl die Tags für die Identifikation als auch die Sensoren benötigen eine zuverlässige Energieversorgung. Der große Durchbruch könnte hier bald erfolgen: In Schweden haben die Verpackungsfirma BillerudKorsnäs und die Universität Uppsala Papierbatterien auf Basis reiner Zellulose aus Algen entwickelt, die eine Energiespeicherung direkt im Verpackungsmaterial ermöglichen. Recyclingfähig für globale Ketten Eine Großserienproduktion solcher Papierbatterien wäre sowohl preiswert als auch umweltfreundlich, teilen die Schweden mit. Mit Elektroden auf Basis von Zellulose aus Holzfasern sollen die Batterien zusammen mit ihren Boxen recycelt und zu neuen Kisten oder Papierbatterien verarbeitet werden können. "Wenn man RFID-Elektronik direkt auf die Verpackung drucken kann, wäre das eine große Revolution", sagt dazu Klaus Dargahi, Vorstand des Industrieverbands für Automatische Identifikation, Datenerfassung und Mobile Datenkommunikation AIM-D, im Interview (siehe unten). "Dann wird es sehr billig, schnell zu handhaben und dann wird quasi jede Verpackung smart", erklärt der Auto-ID-Experte im Gespräch mit der VerkehrsRundschau. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Verpackungen" www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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