Bern. Erstmals seit über zwanzig Jahren sank im letzten Jahr die Zahl der Lastwagenfahrten durch die Schweizer Alpen unter eine Million. Das geht aus dem Bericht zum alpenquerenden Güterverkehr 2016 hervor, den das schweizerische Bundesamt für Verkehr (BAV) am Donnerstag veröffentlicht hat. Parallel zu den sinkenden Zahlen auf der Straße stieg der Marktanteil der Eisenbahn im alpenquerenden Güterverkehr auf 71 Prozent an und erreichte damit den höchsten Wert seit 2001.
Wachsende Gütermenge wird von der Bahn bewältigt
Der Bericht zeigt zudem, dass mit insgesamt 40,4 Millionen Tonnen (+3,7 Prozent) so viele Güter wie nie zuvor durch die Schweizer Alpen befördert wurden. Die Zunahme wurde dabei allein von der Bahn bewältigt. Die auf der Schiene transportierte Gütermenge wuchs auf rund 28,6 Millionen Tonnen (+ 6,4 Prozent). Grund dafür sind laut BAV vor allem die Verbesserung der Wirtschaftslage in Deutschland, Italien und Europa generell, die vergleichsweise hohe Verfügbarkeit der Eisenbahninfrastruktur und die Fortführung der flankierenden Maßnahmen zur Förderung der Verlagerung.
Der Wagenladungsverkehr wuchs mit 12 Prozent erneut stark. Der Transport von Containern und Sattelaufliegern (unbegleiteter kombinierter Verkehr) legte um gut 5 Prozent zu und prägt den alpenquerenden Schienengüterverkehr mit einem Marktanteil von 63 Prozent weiterhin klar. Die Transporte mit der Rollenden Landstraße (RoLa) gingen um 6,3 Prozent zurück.
So wenige Lastwagenfahrten wie vor 20 Jahren
Die Menge der Güter, die per Lastwagen oder Sattelschlepper durch die Schweizer Alpen transportiert wurde, nahm hingegen um 2,5 Prozent auf 11,7 Millionen Tonnen ab. Es wurden nur 975.000 Fahrten schwerer Fahrzeuge verzeichnet. Das sind rund 35.000 oder 3,4 Prozent weniger als 2015. Die Zahl der Fahrten sank damit auf einen Stand, der zuletzt Mitte der 1990er Jahre erreicht worden war.
Mit dem Verlagerungsbericht 2015 hat der Bundesrat zusätzliche Maßnahmen beschlossen, um die Verlagerung des alpenquerenden Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene zu fördern. Per Anfang 2017 wurden die Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgaben (LSVA) angepasst und den Bahnen ein zeitlich befristeter Nachlass beim Trassenpreis für die Nutzung der Transitstrecken gewährt. Damit wird die vom Volk beschlossene Verkehrsverlagerung konsequent fortgeführt.
2017 wird ein schwieriges Jahr für Schienenverkehr
Im laufenden Jahr sieht das BAV große Herausforderungen für den alpenquerenden Schienengüterverkehr. Die Luino-Strecke auf der Gotthard-Achse wird infolge von Bauarbeiten für den 4-Meter-Korridor sechs Monate gesperrt. Somit sind die Trassenkapazitäten beschränkt und einige der für den alpenquerenden Verkehr bedeutendsten Umschlagsanlagen können nur über Umwege erreicht werden. (jt)