Wechselvoller Start

Wir sind zufrieden. Die Umstellung auf die neue Lkw-Maut zum 1. Januar 2019 ist gut gelaufen. Vor allem technisch hat alles geklappt", freut sich Harald Kostial, Geschäftsführer der mittelständischen Kostial Spedition in Schwabach. Einziger Wermutstropfen: Zurzeit erhalte er jeden Tag fünf bis sechs Anrufe von seinen Fahrern, die nachfragen, wie sie die Gewichtsklassen ihrer Lkw auf der On-Board-Unit (OBU) eingeben müssen, erzählt der Spediteur. "Natürlich haben wir unsere Fahrer auf die neuen Vorgaben vorbereitet. Manche fragen aber lieber nach, um alles korrekt zu machen." Insgesamt 14 eigene 40-Tonner hat Kostial im Einsatz, die vor allem Teilladungen und Stückgut nach Frankreich befördern. Immerhin: Seine Kunden übernehmen die Lkw-Maut - bei Leerkilometern aber nicht immer. Auch bei Micha Lege, Geschäftsführer der Spedition Wiedmann & Winz in Geislingen/Steige (100 eigene Lkw), hat technisch zum 1. Januar 2019 "alles gut funktioniert. Wir haben alle unsere Fahrer rechtzeitig schriftlich über die neuen Mitwirkungspflichten informiert", sagt er. Dieser Aufwand war für ihn überschaubar. Sehr aufwendig war dagegen, dass er für jeden Kunden zweimal in einem Jahr die Mehrkosten ermitteln und besprechen musste. "Dieser transparenten Vorgehensweise haben wir es aber zu verdanken, dass wir die Maut zu 100 Prozent umsetzen konnten", schildert Lege seine Erfahrungen. "Bei einer Marge von ein bis drei Prozent war unseren Kunden bewusst, dass wir die drastischen Erhöhungen nicht tragen können." So rechnet er allein durch die neue Lkw-Maut mit 750.000 bis eine Million Euro Mehrkosten in diesem Jahr. Zum 1. Januar 2019 gelten neue Mauttarife. Auch die Deklaration der Gewichtsklasse auf der OBU ist nun zwingend erforderlich. Die Gewichtsklassen für Fahrzeuge und Fahrzeugkombinationen waren zwar schon im Juni 2018 eingeführt worden, allerdings bislang ohne Tarife. Und genau das hat sich zum 1. Januar 2019 geändert: "Ändert sich das zulässige Gesamtgewicht (zGG), weil ein Anhänger an- oder abgekoppelt wird, muss dies nun bei Fahrzeugen vor dem Fahrtantritt in der OBU angepasst werden", erklärt Toll-Collect-Sprecherin Claudia Steen. Und bei Fahrzeugen über 18 Tonnen zGG müsse der Fahrer zusätzlich die Zahl der Achsen in der OBU eingeben - auch noch vor Fahrtbeginn. Denn alles das habe Einfluss auf den jeweiligen Mauttarif, den der Unternehmer zu entrichten hat. Wird die Gewichtsklasse nicht eingestellt oder die Achszahl nicht angegeben, führt dies zur Ahndung und Nacherhebung der Mautbeträge. Hohe Bußgelder bei Falschangaben Der Buß- und Verwarnungsgeldkatalog für Zuwiderhandlungen gegen das Bundesfernstraßenmautgesetz (BFStrMG) ist streng. So liegt das Verwarnungsgeld pro Fall bei falscher Gewichtsklasse oder falscher Achszahl in der OBU bei bis zu 40 Euro - gleichermaßen für Fahrzeugführer, abhängige Beschäftigte und Unternehmer, erklärt Horst Roitsch, Sprecher des Bundesamts für Güterverkehr (BAG). Und die Bußgelder liegen in den beiden Konstellationen für Lkw-Fahrer pro Fall gar bei 120 Euro und für die Unternehmer bei 240 Euro. Mautdelikte können mit einer Geldbuße von bis zu 20.000 Euro geahndet werden (Paragraf 10 Absatz 2 BFStrMG), betont Roitsch. Noch liegen aber dem BAG aufgrund der erst seit dem 1. Januar 2019 geltenden Änderungen "nur sehr begrenzte" Erfahrungswerte vor. "Diese lassen aber darauf schließen, dass die erforderlichen Umstellungen (Gewichtsklasse und Achsanzahl) bei einzelnen Fahrerinnen und Fahrern noch nicht stattgefunden haben", zieht der BAG-Sprecher eine erste Bilanz. Allerdings seien vergleichbare Änderungen stets mit gewissen Lerneffekten verbunden, sodass zum gegenwärtigen Zeitpunkt "keine außergewöhnlichen Auffälligkeiten vorliegen". "Die neuen Tarife wurden in den Wochen vor Weihnachten in das Mautsystem aufgenommen. Manuell, über App, PC oder Terminal konnten sich die Kunden einen Tag vor dem 1. Januar einbuchen. Wir haben alle unsere Systeme auf die neuen Lkw-Mauttarife geräuschlos und ohne Probleme umgestellt", zieht Toll-Collect-Sprecherin Steen ein erstes positives Resümee. "Wir hatten seitens der Technik keine Auffälligkeiten." Sprich: Alle Systeme von der automatischen über die manuelle Mauterhebung und die Kontrolltechnik von Toll Collect arbeiten korrekt. "Das hat reibungslos funktioniert."Wie gut die Lkw-Fahrer auf diese Neuerungen von den Firmen vorbereitet wurden, weiß sie noch nicht. Dafür sei es zum jetzigen Zeitpunkt zu früh. Was sich aber in den ersten Tagen deutlich gezeigt hat, ist, dass insbesondere Fahrer von Lkw, die mit 18 Tonnen zGG registriert sind, noch nicht in jedem Fall die Gewichtsklasse ändern, wenn der Auflieger oder ein Hänger angekoppelt werden. "Das ist für die Unternehmen und Fahrer noch eine Herausforderung", meint sie. Toll Collect werde aber im Januar über verschiedene Kanäle - von der Homepage bis zu den Social-Media-Kanälen - weiter informieren und auf die Einstellung der Gewichtsklassen hinweisen. Fest steht: Die neuen Mautsätze und die seit Juli 2018 geltende Ausweitung der Maut auf alle Bundesstraßen werden dem Bund kräftig Geld in die Kassen spülen. So rechnet das BMVI künftig mit Einnahmen von durchschnittlich 7,2 Milliarden Euro pro Jahr. Das sind 2,5 Milliarden Euro mehr als bisher. Ob diese Mehreinnahmen für den notwendigen Ausbau der Straßeninfrastruktur reichen, bezweifelt Unternehmer Kostial. So habe allein 2017 der Erhalt der Bundesautobahnen den Bund acht Milliarden Euro gekostet. Sprich: Die Lkw-Maut wird wohl in den nächsten Jahren weiter stetig steigen, fürchtet er. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Lkw-Maut www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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