Wechselnde Winde

Fragt man die Hersteller von Windkraft-Equipment, wie sich das Geschäft 2014 ihrer Ansicht nach entwickelt hat, antworten diese durchwachsen: Doll meldet leichte Schwankungen, zieht aber eine positive Bilanz: "Da das Geschäft mit erneuerbaren Energien global an Wichtigkeit zunimmt, erwarten wir in 2015 und auch in den Folgejahren einen deutlichen Zuwachs", gibt sich Rolf Gerhardt, Leiter des Geschäftsbereiches Schwertransport, optimistisch. Renato Remalla, Vertriebsleiter Europa bei Goldhofer, trennt zwischen dem deutschen und internationalen Markt: Hierzulande sei die Projektvergabe etwas verhalten, aber international seien Windkraftprojekte nach wie vor sehr im Kommen. Topseller im Windkraftsegment sind bei Doll die Tiefbett-Sattel, die vor allem für den Transport von Betonelementen für Hybridtürme genutzt werden. Auch Gerhardt stellt wie alle anderen Hersteller eine Zunahme der Einzelradaufhängung fest. Ramella merkt an, das bei Goldhofer mittlerweile 50 Prozent aller Trailer mit der MPA-Achstechnologie verkauft werden. Er geht auch davon aus, dass "die gute Entwicklung in diesem Fahrzeugsegment noch länger anhält." Im Alltag kämpfen die Nutzer allerdings oft mit Detailproblemen wie ausfallenden Beleuchtungselementen, defekten Hydraulikleitungen und klemmenden Staukästen oder Auszügen. Entsprechend hat Doll laut Gerhardt auf konventionelle Verkabelung umgestellt, wodurch den Kunden viel weniger Probleme hinsichtlich der Elektrik entstehen sollen. Alle teleskopierbaren Fahrzeuge rüstet Doll mit dem Servo-Slide-System aus, wodurch die Teleskopierung sehr leichtgängig funktionieren soll. Das wird bei den Panther-Modellen nach Gerhardts Aussagen durch den hohen Rahmen noch unterstützt. Voraussetzung ist aber ein Minimum an Pflege: Wer den Trailer immer durch den größten Dreck zieht und die Teleskopschienen nie reinigt, wird zwangsläufig Probleme bekommen. Gesteuert wird das Ganze bei Doll in der Regel per Funk, wobei viele Kunden dazu ein Bedien- und Steuerungskonzept auf Canbus-Basis ordern. Einstellung per Smartphone Dass die Einzelradaufhängung weiter auf dem Vormarsch ist, bestätigt man auch bei Goldhofer. Dort kombinierte man jetzt Knorrs I-TAP, den preisgekrönten "intelligent Trailer Access Point" mit der neuen einzelradaufgehängten MPA-Generation. Dabei wurde die I-TAP erstmals auch in Fahrzeugen mit hydraulischem Achsausgleich implementiert, so dass die jetzt beispielsweise übers Smartphone das Fahrniveau einstellen können. Damit heben die Memminger die Bedienfreundlichkeit auf "ein ganz neues Niveau", freut sich Goldhofer-Vorstandsvorsitzender Stefan Fuchs. Das Ziel ist das Gleiche, dass Schmitz Cargobull mit dem sogenannten "App-Kipper" verfolgt, der auch I-TAP-basiert gesteuert werden kann: "Der Fahrer muss die Fahrerkabine zum Bedienen des Anhängers nicht mehr verlassen. Bisher musste er aussteigen und die Niveaueinstellung am Anhänger einstellen", erklärt Volker Schmidt, Leiter der Konstruktionsabteilung bei Goldhofer. Dabei achtete man auf die Sicherheit bei der Datenübertragung. Das I-TAP-Modul wird als Erweiterung des EBS-Moduls direkt im Anhänger verbaut und stellt ein eigenes WLAN zur Verfügung. So können die Trailerfunktionen unabhängig vom LKW gesteuert werden. Die Verbindung zwischen dem Smartphone des Fahrers und dem I-TAP-Access-Point soll absolut sicher aufgebaut werden und ist mit Hilfe des Bremsdruck-Zufallsgenerators passwortgeschützt. Zur Achssteuerung gehören vier vorprogrammierte und zwei frei programmierbare Höheneinstellungen. Gerade im Schwertransport interessant ist die Tatsache, dass I-TAP permanent Reifendruck und -temperatur überwacht. Nicht selten überfährt man mit der langen Fracht Bordsteine oder andere Hindernisse. Sollte ein Reifen beschädigt sein, schlägt das System automatisch Alarm. Dem Rotorblattadapter hat sich Scheuerle gewidmet: Die mittlerweile zweite Generation nutzt die Erfahrungen aus der ersten Generation. Je nach Flügeltyp können die Blätter so bis zu einem Winkel von 70 Grad angehoben werden, um damit Hindernissen auszuweichen. Durch einen integrierten Schwenkantrieb kann das Rotorblatt um seine eigene Längsachse gedreht werden, um möglichst wenig Windwiderstand zu bieten. Auch Scheuerle nutzt dazu die Elektronik: Ein Sensor warnt bei Überschreitung einer parametrierbaren Windgeschwindigkeit. Als Ausgleich dienen hydraulisch gesteuerte Gegengewichte, die für eine Anpassung selbst an widrigste Bodenbedingungen im Selbstfahrbetrieb sorgen sollen. Auch Ramella von Goldhofer berichtet, dass die Flügeltransportvorrichtung FTV300 sehr gut auf dem Markt angekommen ist, räumt aber ein, dass die Nachfrage aufgrund der speziellen Einsatzbedingungen aber automatisch limitiert sei. Bei Faymonville waren laut Pressesprecher Marco Andres Mega-, Tele- und Multimax die meistverkauften Modelle im Windkraft-Segment. Dabei werden die Telemax-Plateauauflieger und teils auch die Multimaxxe für den Transport von Flügeln verwendet, während die Megamax-Tiefbetten gern für Halbschalen oder Generatoren genutzt werden. "Auch für 2015 erwarten wir da eine entsprechende Nachfrage", blickt Andres voraus, zumal dann auch der hochflexible Combimax vollumfänglich verfügbar ist. Faymonville erhofft sich vor allem wegen der Flexibilität und multifunktionalen Aufbauweise Absatzpotenzial für sämtliche Windenergie-Vorhaben. Einig ist sich Faymonville mit Doll und Goldhofer, dass die Einzelradaufhängung immer mehr auf dem Vormarsch ist. Entsprechend steigt auch die Zahl der Anfragen für die bei Faymonville Twin Axle II getaufte Einzelradaufhängung. Vorsichtiger äußert sich Andres zu den Steuerungssystemen: "Unserer Erfahrung nach hängt das kundenspezifisch von den Bedürfnissen ab, ob sie kabellos oder mit Kabel bestellt werden." Als Faymonville-Spezialist agiert in Deutschland die Es-Ge Nutzfahrzeuge GmbH, die ihr Angebot der Kurz- und Langzeitmiete von Spezialfahrzeugen, fast ausschließlich aus dem Schwerlastbereich, stark erweitert hat. Laut Pressesprecher Michael Schneider stieg die Nachfrage der Branche merklich an, weshalb das Programm zuletzt um fünfachsige Schwerlast-Sattelzugmaschinen sowie Schräglader als Auflieger und Tieflader ergänzt wurde. Für die Windkraftbranche wichtiger ist aber das Liefer- und Mietprogramm der drei-, vier- und fünfachsigen Sattelauflieger und Semi-Tieflader mit dreifacher Teleskopierbarkeit (bis auf rund 56 Meter), die über einen neu konzipierten Schwanenhals mit außenliegenden Rahmenträgern verfügen. Für den Flügeltransport vorteilhaft ist laut Schneider die Optimierung der Beladung über den Schwanenhals. Spezielle Mietkaufkonzepte erlauben es dem Kunden, das Fahrzeug während der Dauer der Mietzeit oder nach deren Ablauf zu erwerben, wobei - je nach Produkt - ein Teil der bis dato gezahlten Mieten vom verhandelten Kaufpreis in Abzug gebracht wird. Es-Ge bietet neben den Faymonville-Trailern auch eigengefertigte Fahrzeuge an. Der Elbtunnel verliert seinen Schrecken Rational denkt man auch bei Broshuis: Basis für Flügeltransporte ist der dreifach bis auf 53 Meter Länge ausziehbare Triple Wing Carrier mit hydraulischer Lenkung. Möglichst viele Komponenten auf einem Trailer bündeln lassen sich mit den Aufliegern, die sich für den Transport von Turmteilen und Turbinenhäusern eignen. Der 8-achsige Semi-Tieflader mit Turmteil-Aussparung kann auf bis zu 64 Meter Länge ausgezogen werden. Dann entsteht eine Aussparung für große Turmsegmente. Eingeschoben eignet er sich für große Gondeln oder ganz andere Güter. Die Einzelradaufhängung ist auch bei Broshuis auf dem Vormarsch. Beim Gondel-Transport erweist sich oft der Elbtunnel als Nadelöhr. Der dänische Transportspezialist Jan Rafn nutzt deshalb die SL-Trailer: "Auf 790 Millimeter können wir ohne Transporteinschränkungen durch den Elbtunnel fahren. Ein sechsachsiger SL-Trailer erfüllt alle Anforderungen, um eine 80 Tonnen schwere Gondel zu transportieren." Außerdem lobt Rafn die stabilen Broshuis-Chassis und denkt an die Rückladung: "Für einen Semi gibt es immer eine Rückladung, was im Transportbereich sehr wesentlich ist. Außerdem ist ein SL-Trailer preiswerter als eine Dolly-Tieflader-Kombination mit Adaptern. Darüber hinaus spielt die War -tung bei SL-Trailern keine große Rolle." Zusammen mit Ter Linden aus Doetinchem entwickelte Broshuis außerdem einen neuen Auflieger für den Transport von großen Turmsegmenten, den sogenannten Tower-Cup-Trailer. Er punktet mit kürzerer Transportlänge. Der Sechsachser rollt auf solidem 385/55R22,5er-Radformat. Trotzdem duckt er sich bis auf 700 Millimeter Ladeflächenhöhe herunter. Der teleskopierbare Hauptträger erlaubt die Variation in der Länge und die Anpassung an die Turmsegmente. Freie Fahrt wie im Stückgutverkehr Das Achsaggregat kann direkt an den Schwanenhals gekoppelt werden, was dem Fuhrunternehmen in Frankreich die Transportgenehmigung und BF3- und Polizeibegleitung auf Autobahnen spart. Auch auf dem Tower-Cup-Trailer können so diverse Rückladungen verschiedenster Art mitgenommen werden. Bei Nooteboom hält man für flexible Transporte den sogenannten Mega-Windmill-Transporter bereit, der sowohl Turmteile als auch Turbinen lädt. Er ist speziell für den Transport von Turmteilen und Turbinen großer Windkraftanlagen bis zu drei Megawatt entwickelt worden. Die Richtung steht fest: Durchwachsene Zeiten erfordern wachsende Flexibilität! Anbieter-Auswahl Broshuis www.broshuis.com Tel.: 01 70 / 3 20 65 73 (74)Doll www.doll-oppenau.com Tel.: 0 78 04 / 4 90Es-Ge www.es-ge.de Tel.: 02 01 / 6 16 70Faymonville www.faymonville.com Tel.: +32 / 80 64 01 55Goldhofer www.goldhofer.de Tel.: 0 83 31 / 1 50Nicolas www.nicolas.fr Tel.: +33 / 3 86 53 52 00Nooteboom www.nooteboom.nl Tel.: +31 / 2 46 48 88 64Scheuerle www.scheuerle.com Tel.: 0 79 41 / 69 10

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