Brüssel. Zwei Abgeordnete des Europaparlaments haben in einem Brief an EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia vor der geplanten Übernahme des niederländischen Zustellerunternehmens TNT-Express durch den US-Konkurrenten UPS gewarnt. Sie sehen in der Übernahme eine weitere Schwächung der europäischen Logistikbranche gegenüber den US-Bewerbern. Das Ungleichgewicht sei struktureller Natur und dürfe von der EU nicht weiter gefördert werden. Die Politiker fordern den Kommissar dazu auf, bei der Prüfung der Übernahmepläne strenge Kriterien anzuwenden und die drohenden negativen Effekte für den europäischen Logistikmarkt zu berücksichtigen.
In ihrem zweiseitigen Brief äußern Andreas Schwab (CDU) und der französische Konservative Jean-Paul Gauzès vor allem Bedenken gegen den wachsenden Einfluss von US-Unternehmen auf dem europäischen Markt, ohne dass im Gegenzug der Marktzugang für europäische Unternehmen in den USA erleichtert werde. Das quasi Duopol von FedEx und UPS in den USA verhindere den erfolgreichen Markteinstieg europäischer Konkurrenz seit über zehn Jahren. Sollte die Übernahme von TNT durch UPS verwirklicht werden, bliebe nur ein europäisches Unternehmen als Konkurrent zu UPS und FedEx im EU-weiten und globalen Wettbewerb übrig.
Ungleicher Marktzugang
Das Ungleichgewicht beim Marktzugang sei auch auf anderen Feldern zu beobachten, zum Beispiel in der IT-Branche und beim Luftfrachttransport. Während den europäischen Airlines der Zugang zum US-Binnenmarkt verweigert werde und sie im US-Geschäft unter ungleicher Behandlung im Vergleich mit ihren US-Konkurrenten litten, dürften US-Flugunternehmen mit US-Besatzungen innerhalb der EU ungestört operieren. Schwab und Gauzès sehen darin einen klaren Nachteil für die europäischen Logistiker und nennen die Konkurrenz zwischen Schenker mit UPS und FedEx auf dem US-Markt als Beispiel.
Letztlich befürchten die Politiker auch Konsequenzen auf die Preisentwicklung und die Beschäftigungssituation in Europa. Mit TNT Express drohe ein preiswerter Anbieter vom Markt zu verschwinden. Die geographische Nähe der aktuellen Logistik-Zentren von TNT in Lüttich und UPS am Flughafen Köln/Bonn werde zwangsläufig zu Synergien und dadurch Entlassungen führen. In Zeiten der Krise und hoher Arbeitslosigkeit in Europa wäre das eine unnötige Verschärfung der aktuellen Situation, meinen die Politiker.
Die geplante Übernahme von TNT-Express durch UPS war vor knapp drei Wochen offiziell bei der EU-Kommission angemeldet worden. Diese hat jetzt zu prüfen, ob die Übernahme im Einklang mit den Wettbewerbsregeln der EU steht. (kw)