Hannover. Volkswagen fährt die Produktion seiner Nutzfahrzeuge angesichts der starken Nachfrage in aller Welt weiter hoch. In der kommenden Woche startet im Hauptwerk in Hannover eine zusätzliche Nachtschicht, wie Betriebsratschef Thomas Zwiebler am Dienstag bei einer Betriebsversammlung vor rund 6000 Kollegen ankündigte.
"Seit Oktober letzten Jahres machen wir Sonderschichten. Jetzt ist klar: Die Belastungsgrenze ist erreicht", sagte der Arbeitnehmervertreter. In Verhandlungen mit der Firmenspitze war zuvor die Schaffung von etwa 700 neuen Jobs vereinbart worden.
Die Ausweitung der Kapazitäten soll den brummenden Absatz noch einmal ankurbeln. Bis Ende August lieferte Europas größter Autobauer knapp 270.000 Nutzfahrzeuge aus - fast 65.000 mehr als im Vorjahreszeitraum. Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) sagte, das Land wolle den Standort weiter voranbringen. Der Aufsichtsrat habe mit seiner Beteiligung mehr als 100 Millionen Euro an neuen Investitionen für die Montage im Werk Hannover eingeplant.
In ihrer jüngsten Planungsrunde hatten die VW-Aufseher vor zwei Wochen beschlossen, in den kommenden fünf Jahren eine Rekordsumme von 62,4 Milliarden Euro in das globale Werksnetz sowie die Entwicklung neuer Modelle und Antriebe zu stecken. "Davon fließen über 27 Prozent in die sechs niedersächsischen Standorte", betonte McAllister. Die Zahlen seien ein Beleg für die Wettbewerbsfähigkeit des Nutzfahrzeugwerks: "Die Produktpalette stimmt."
"Unsere Arbeitsplätze sind so sicher wie nie zuvor"
Von Mitte 2012 an soll ein Teil der rund 13.000 Beschäftigten in Hannover-Stöcken auch den in den USA erfolgreichen Pick-up Amarok bauen. Bisher werden im Nutzfahrzeugwerk der Caddy, T5, Crafter und Komponenten wie die Karosserie für den Porsche Panamera gefertigt. "Ab 2013 fahren dann 40.000 Amaroks in Hannover über die Bänder", sagte Zwiebler. "Unsere Arbeitsplätze sind so sicher wie nie zuvor."
Das Management könne aber noch mehr für die Mitarbeiter tun. Nach Vorstellungen des Betriebsrats soll eine "Facharbeiter-Fabrik" in Hannover entstehen, in der jeder einzelne Arbeitsplatz - auch bei behinderten Kollegen - auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Das Werk müsse im Wettbewerb mit anderen Standorten zudem seine Kompetenz zum Bau mehrerer Modelle behalten: "Eine reine Ausrichtung auf Transporter macht uns zu krisenanfällig", warnte Zwiebler.
McAllister forderte die EU-Kommission auf, auf weitere Planspiele zur Abschaffung des VW-Gesetzes zu verzichten. Der Einstieg des neuen Großaktionärs Katar habe gezeigt, dass der Konzern kein unflexibles Unternehmen werde, nur weil das Land Niedersachsen als öffentlicher Investor seinen Anteil von "20 Prozent plus X" behalten werde: "Das VW-Gesetz ist ein wichtiges Stück sozialer Sicherheit." (dpa)