München: Gute Kunde für die verladende Wirtschaft, eine eher schlechte Nachricht für die Transportdienstleister: Die Frachtraten im Straßengüterverkehr stagnieren derzeit. Im zweiten Quartal 2015 lag der VerkehrsRundschau-Index, der aktuellste Preisindex im Straßengüterverkehr, um 0,03 Prozent (0,04 Punkte) unter dem Wert aus dem Vorquartal. Unterstützt wird der Index von der Unternehmensberatung BearingPoint.
Die Stagnation ist ungewöhnlich für ein zweites Quartal. Denn in den zweiten Quartalen der letzten Jahre hat es immer Preissteigerungen gegeben. Das hängt damit zusammen, dass die Nachfrage im Winterquartal generell geringer ist und infolgedessen die Frachtraten immer leicht absinken, um dann im zweiten Quartal mit der wieder anziehenden Nachfrage zu klettern. Dass der VerkehrsRundschau-Index im zweiten Quartal stagniert oder sinkt, ist somit die absolute Ausnahme und war letztmalig im Krisenjahr 2009 der Fall.
Kraftstoffpreise steigen wieder
Auch im Jahresvergleich hat sich LKW-Frachtraum kaum verteuert: Zwischen dem zweiten Quartal 2014 und dem zweiten Quartal 2015 sind die Preise lediglich um 0,16 Prozent gestiegen. Ein wichtiger Grund dafür dürften die niedrigen Kraftstoffpreise sein. Von 118,13 Euro (2012) pro 100 Liter bei Abgabe an Großverbraucher ging es abwärts auf 112,57 Euro (2013) und schließlich auf 106,19 Euro (2014), jeweils Jahresdurchschnittswerte. Im Januar war nur 87,4 Euro für 100 Liter Diesel fällig, der bisherige Tiefstwert.
Doch seit Januar 2015 geht es wieder bergauf mit den Dieselpreisen: Für den Monat Mai ermittelten die Experten vom Statistischen Bundesamt bereits wieder 97,87 Euro – zehn Euro oder zwölf Prozent mehr als noch im Januar. Es scheint also so, als würden sich Kraftstoff wieder verteuern.
Die Verlader und Transportdienstleister sind auch zu ihren Preiserwartungen befragt worden. Demnach rechnen 78,1 Prozent der Unternehmen in den kommenden drei Monaten mit konstanten Transportentgelten. Das ist ein hoher, aber kein ungewöhnlicher Wert.
Unternehmen erwarten tendenziell steigende Preise für die kommenden zwölf Monate
Die Vorhersagen der Akteure für die kommenden zwölf Monate fallen anders aus: Zwar geht auch hier die Mehrheit von konstanten Preisen aus, und zwar 61,3 Prozent. Allerdings erwarten mit 7,5 Prozent aller Befragten nur wenige sinkende Entgelte. Demgegenüber sind es fast ein Drittel (31,2 Prozent), die eine Verteuerung des Frachtraums in den kommenden zwölf Monaten vorhersagen – und damit 7,1 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Befragung. Angesichts derzeit steigender Kraftstoffpreise und der angekündigten Ausdehnung der Lkw-Maut auf 1100 Kilometer Bundesstraße und Lkw bis 7,5 Tonnen ist der Anteil derjenigen, die mit einer Verteuerung rechnen, doch eher gering.
Einen ausführlichen Bericht über die Entwicklung der Preise im Straßengüterverkehr im zweiten Quartal 2015 mit einer detaillierten Interpretation sowie einen Ausblick der Preis- und Mengenentwicklung für die kommenden zwölf Monate finden Abonnenten der VerkehrsRundschau im E-Paper der VerkehrsRundschau (unter www.verkehrsrundschau.de/epaper) oder in der Printausgabe vom 26. Juni 2015. (cd)